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Gastmusiker im Festkonzert

Die Geißlitztaler Musikanten feierten mit einem bravourösen Auftritt ihr 50-jähriges Bestehen. Wolfgang Pangritz kam dafür aus Berlin extra in die alte Heimat.

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© Kathrin Krüger-Mlaouhia

Von Kathrin Krüger-Mlaouhia

Großenhain/Pulsen. „Es war einmalig, Emotion pur“, schwärmt Wolfgang Pangritz aus Berlin über seine Zeit bei den Geißlitztalern. Der heute 64-Jährige stammt aus Pulsen, war quasi Gründungsmitglied im Musikschulorchester, aus dem der Verein hervorgegangen ist. „Meine Eltern haben mich in der siebenten Klasse angemeldet, ich habe Schlagzeug gespielt“, erinnert sich der Berliner. Kleine Trommel, große Trommel und Becken.

Auch Vater und Onkel waren Schlagzeuger. Karlfried Winkler selbst – Begründer des Orchesters – hat ihn unterrichtet. Für die jungen Musiker folgten nicht nur harte Probenlager in Papsdorf in der Sächsischen Schweiz. Auch exklusive Auftritte in Riesa und Dresden, beim Koselitzmarkt und allen großen Events, wie Pangritz erzählt. Selbst bei den Weltfestspielen in Berlin waren die Musikschüler als Teil des Bezirksmusikkorps.

Belustigt schaut sich der Ehemalige die Puppe im Foyer des Kulturschlosses an, die die Kleidung dieses Ensembles zeigt. „Wir sind anfangs aber nur im FDJ-Hemd aufgetreten“, sagt er. Auch als er 1974 nach Berlin gezogen ist und bis zur Wende als Kraftfahrer im Außenministerium gearbeitet hat, hätte ihn die Musik nicht losgelassen, meint Pangritz. „Das Musikalische steckt in mir, das geht nie zu Ende.“ In der Hauptstadt agierte er im Schalmeienorchester. Natürlich kann er noch heute nach Noten spielen.

Deshalb ist der Berliner zum Festkonzert „50 Jahre Geißlitztaler“ extra nach Großenhain gekommen, sogar zwei Mal zu Proben. Als Selbstständiger könne er sich das einrichten. „Das Orchester ist eine Top-Gemeinschaft, aber heute kenne ich nur noch fünf Prozent der Leute“, sagt der Musiker. Gemeinsam mit vier weiteren Perkussionisten steht er nun in der hinteren Reihe des Orchesters, Mutter und Schwester, die noch in Pulsen bzw. Gröditz wohnen, sitzen unten im Publikum.

Flotte Beatles-Evergreens

Mit einer schallenden Eröffnungsfanfare beginnen die Stamm- und Gastmusiker den Jubiläumsauftritt. Er entwickelt sich zu einem bravourösen Konzert. Neben der Geschichte des Klangkörpers, der sich nach wie vor der konzertanten Blasmusik widmet, wird eine breite Palette an anspruchsvoller Unterhaltungsmusik auf hohem Niveau geboten. Das honorieren viele Ehemalige, die als Zuhörer im Saal sitzen, mit herzlichem Applaus.

Jörg Rietdorf als musikalischer Leiter und sein Stellvertreter Udo Lamm, der einzige Profi im Orchester und Leiter der Rhythmusgruppe, studierten Richard Wagner und Operettenklänge aus der „Fledermaus“ ein, Märsche und Polkas werden vorgetragen, es gibt Soloauftritte und einige Medleys: so interessante Arrangements von Volksliedern und flotte Beatles-Evergreens.

Mit diesen frischen, satten Klängen setzen die rund 30 Stammmusiker der Geißlitztaler auf die nötige Nachwuchsgewinnung. Doch das Orchester wäre ohne sie nicht so erfolgreich geworden – die engagiertesten Ehrenamtlichen. Für den verstorbenen Gründer stellen die Musiker dankbar einen Erinnerungsblumenstrauß auf. Auch seine Witwe Evelin Winkler wird mit der Ehrenmitgliedschaft und einem kräftigen Tusch geehrt.

Zur Vereinsgründung 1992 lernte sie mit 50 Jahren noch ein neues Instrument. Blumen gibt es für Chronistin Grit Gutmann und Schatzmeisterin Viola Börner, Vereinsvorstand Uwe Beckert sowie Förderer und frühere Unterstützer. Spontan meldet sich Sanitärunternehmer Henry Wendt aus Gröditz zu Wort. Er war Blockflötenschüler, doch für die Geißlitztaler hätte sein Talent nicht gereicht, sagt er. Von dem Festkonzert ist er so begeistert, dass er kurzerhand 1000 Euro spendet. Danach gelingt die Xylofon-Zugabe von Udo Lamm gleich noch mal so gut.

Probe: mittwochs 17,30 bis 19.30 Uhr in Pulsen, Koselitzer Straße 26