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Garagen sollen Stellplätzen weichen

Für die Emil-Lange-Straße in Glashütte gibt es neue Pläne. Davon sind aber nicht alle begeistert.

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© Frank Baldauf

Von Maik Brückner

Glashütte. Noch prägen Garagen das Bild der Glashütter Emil-Lange-Straße. Erbaut wurden sie vor rund 40 Jahren. Einige sind in Schuss, anderen sieht man ihr Alter an. Städtebaulich sind sie kein Hingucker. Deshalb sollen sie weichen. So sieht es ein Plan vor, den Planer Ralf Hennig kürzlich im Technischen Ausschuss vorgestellt hat. Die Garagen sollen Platz machen für Stellflächen, die in Glashütte tagsüber knapp sind. Denn täglich kommen mehr als Tausend Frauen und Männer in die Stadt, um hier in einer der Uhrenfirmen zu arbeiten. Viele nutzen dazu ihr Auto. Das sorgt für Frust, weil es Anwohner und Gewerbetreibende schwer haben, einen Parkplatz zu finden.

Vor knapp drei Jahren verfassten die Nutzer der Garagen an der Emil-Lange-Straße eine Petition, in der sie deren Erhalt forderten. Demonstrativ stellten sie sich vor ihre Garagen.
Vor knapp drei Jahren verfassten die Nutzer der Garagen an der Emil-Lange-Straße eine Petition, in der sie deren Erhalt forderten. Demonstrativ stellten sie sich vor ihre Garagen. © Kamprath
Jetzt hängen kleine Zettel an den Garagen. Die Botschaft ist klar und ähnelt der von vor drei Jahren.
Jetzt hängen kleine Zettel an den Garagen. Die Botschaft ist klar und ähnelt der von vor drei Jahren. © M.Brückner

Im Rathaus suchte man deshalb nach Lösungen, wie mehr Parkplätze geschaffen werden können. Dass dabei die Emil-Lange-Straße in den Fokus geriet, hat Gründe. Sie befindet sich unweit der Uhrenmeile. Außerdem besitzt die Stadt hier Grund und Boden, um Stellfläche zu schaffen. Planer Hennig untersuchte die städtischen Flächen genauer. Aus seiner Sicht gibt es drei Möglichkeiten. Demnach könnte hier ein Parkhaus entstehen. Dafür müsste die Stadt rund sechs Millionen Euro investieren. Preiswerter wäre es, ein Parkdeck zu bauen. Dafür müsste die Stadt 2,6 Millionen Euro bereitstellen. Wesentlich günstiger wäre es, einen ebenerdigen Parkplatz anzulegen. Dazu müsste aber eine Stützwand am Hang errichtet werden. 54 Stellplätze könnten entstehen. Die Stadt müsste dafür knapp 800 000 Euro investieren. Die Mitglieder des Technischen Aussschusses waren sich schnell einig, dass nur die dritte Option in Betracht kommen soll. Die beiden anderen sind zu teuer.

Mit der Stützwandvariante ließen sich noch weitere Stellflächen schaffen, sagte Hennig. Wenn die Stadt die Emil-Lange-Straße zur Einbahnstraße machen würde, könnten entlang der Straße weitere 15 bis 20 Stellflächen entstehen. Einziger Haken an dem Vorhaben: Um es zu verwirklichen, müssten die Garagen abgerissen werden. Theoretisch hat die Stadt das in der Hand. Denn der Grund und Boden, auf dem die Garagen stehen, gehört der Stadt. Die Garagen gehören Privatleuten, die für die Fläche Pacht zahlen. Die ungewöhnliche Konstellation ist ein Relikt aus DDR-Zeiten.

Allerdings gibt es Befindlichkeiten. Bereits 2015, nachdem die Stadt darüber informierte, dass sie die Emil-Lange-Straße für geeignet halte, um Parkplätze zu schaffen, formierte sich Widerstand. Die Garagennutzer setzten eine Petition auf, in der sie sich einstimmig für den Erhalt der Garagen aussprachen. An der Haltung hat sich offenbar nicht viel geändert. Seit Tagen kleben an mehreren Toren rote Zettel mit der Forderung: „Kämpft um eure Garage“. Wer die angebracht hat, möchte Frank Schütze nicht verraten. Er ist Garagenbesitzer und hat den Protest 2015 organisiert. Die Zettel habe er nicht angeklebt, versichert er.

Schütze ist sich aber sicher, dass die meisten hinter der Forderung steht. Wie viele es genau sind, wolle man bei einem Treffen ermitteln. Zu diesem werde man auch den Bürgermeister einladen, um seine Argumente zu hören. Dort wolle man ihn auch darüber informieren, warum die Garagen stehenbleiben sollen. Gute Gründe gebe es einige. Mit der Garage habe man nicht nur einen sicheren Stellplatz, sondern auch ein Lager für Winterreifen, Dachgepäckträger und Fahrradträger. „Manche haben nur kleine Nebengelasse“, sagt Schütze. Zudem sei die Garage ein guter Ort, um kleinere Reparaturen am Auto vorzunehmen. Er kenne auch einige, die dort ihr Motorrad oder Fahrräder lagern. Manch einer bezweifelt, ob Glashütte diese Stellflächen braucht. „Die Uhrenindustrie wächst nicht mehr so stark“, sagt Schütze. Und das führe dazu, dass nicht mehr so viele Pendler kämen. Doch nicht nur rein privat spreche einiges gegen den Abriss, sagt Schütze. Auch als Sicht eines Steuerzahlers könne er dem Vorhaben nicht viel abgewinnen. Es sei sehr teuer.

Im Rathaus kennt man die Vorbehalte, weiß aber auch, dass einige die Garagen nicht als solche nutzen. Deshalb wird die Rechnung nicht ziehen, dass für viel Geld knapp 40 Garagen verschwinden, um 54 Stellplätze zu schaffen, erklärte Bürgermeister Markus Dreßler (CDU). Im anstehenden Abwägungsprozess werde man aber auch die Interessen der Garagenbesitzer mit einbeziehen. Der Stadtrat werde die Chancen und Risiken abwägen. Dazu gehöre auch, dass die Stadt ermitteln will, wie groß der Bedarf an diesen Stellflächen ist, die nicht öffentlich sein sollen. Die Stadt möchte sie vermieten. Deshalb soll es eine Abfrage mit konkreten Mietkonditionen geben. „Über das Verfahren entscheidet der Stadtrat“, sagt Dreßler. Er werde vorschlagen, dass jeder die Chance bekommen soll, sein Interesse anzumelden. Danach wird die Befragung ausgewertet. Auf Grundlage des angemeldeten Bedarfs wird der Stadtrat abwägen, ob das Projekt wirtschaftlich und im Hinblick auf die Interessen der Garageneigentümer vertretbar ist, sagt Dreßler. Möglicherweise löst sich der Konflikt auf andere Weise. Sollte der Bedarf an Parkplätzen gering sein, könnten eventuell die zehn Stellflächen reichen, die vor einer noch zu bauenden Stützwand zwischen der Treppe und den ersten Garagen entstehen könnten. Dazu müssten keine Garagen abgerissen werden.