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Garage für Sachsens Bahnschätze

Auf dem Bahnhof in Radebeul-Ost entsteht eine Halle zum Unterstellen der königlich-kaiserlichen Waggons und der Loks.

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© Architekt Treuner

Von Peter Redlich

Radebeul. Wer mit der S-Bahn den Bahnhof Radebeul-Ost passiert, dem wird es auffallen. Ein neues, großes Gebäude entsteht auf der Nordseite des Bahnhofsgeländes. 18 Stützen aus Stahlbeton stehen bereits. Darüber wölbt sich die hölzerne Dachkonstruktion. Wer näher dran ist, erkennt, hier entsteht eine Halle.

So wird sie im nächsten Jahr aussehen – die Halle für die Waggons der sächsischen Schmalspurbahnen.
So wird sie im nächsten Jahr aussehen – die Halle für die Waggons der sächsischen Schmalspurbahnen. © Architekt Treuner

Die vier Gleise unter dem Hallendach haben die Spurbreite der Sächsischen Schmalspurbahn. 210 Meter lang sind die Schienen insgesamt. Rund 1 000 Quadratmeter Platz wird in der Halle sein. Platz für die Schätze der Bewahrer sächsischer Eisenbahngeschichte.

Die Mehrzahl der kaiserlich-königlichen Waggons sind im Besitz des Dresdner Verkehrsmuseums. Aber auch Vereine mit ihren Mitgliedern, wie etwa der Radebeuler Traditionsbahnverein, die Freunde der Weißeritztal- und der Zittauer Schmalspurbahn und andere erhalten die rollende Verkehrsgeschichte.

Für diese Vereine soll die neue Halle mit ihren Gleisen Unterstell- und auch Präsentationsplatz für ihre Schmuckstücke bieten, sagt Andreas Winkler, Vorstand der Stiftung Sächsischer Schmalspurbahnen, die der Bauherr für die Halle ist. Nicht erst seit Kurt Biedenkopfs Zeiten – er war ein bekennender Eisenbahnfan – haben sich Sachsens Liebhaber von Schienenfahrzeugen zusammengetan. 2009 wurde die Stiftung gegründet.

Radebeul ist der wesentliche Stützpunkt der Eisenbahnfreunde. Viele dieser Liebhaber sind selbstständig und betreiben auch Firmen im Land. Über Spenden haben sie einen großen Teil der fast siebenstelligen Kosten für den Hallenbau zusammengetragen. Noch wird Geld gebraucht, sagt Andreas Winkler. Möglicherweise werde auch ein Kredit aufgenommen. Im nächsten Jahr soll die Halle komplett sein.

Der Dresdner Architekt Kelf Treuner hat das Bauwerk entworfen. Treuner ist auch Architekt für das Dresdner Lingnerschloss und das Hotel Bülow Palais. Er hat die Eisenbahngarage so entworfen, dass nicht nur die große Unterstellmöglichkeit auf den vier Gleisen entsteht, sondern auch die gekonnte Verbindung zum benachbarten Tagungszentrum der Sächsischen Wirtschaft hergestellt ist. Andreas Winkler: „Tausende Gäste lernen jetzt schon jährlich kennen, teils staunend, was es hier an Eisenbahngeschichte zu erleben gibt – einschließlich einer Fahrt mit der Schmalspurbahn.“

Dieses Erlebnis soll künftig noch intensiver werden. Wenn beispielsweise Waggons wie ein Profilmesswagen oder der Personenwagen 207K auf den Garagengleisen mit dazu passenden geschichtlichen Erläuterungen abgestellt und diese eben auch besichtigt werden können. Wie Winkler sagt, soll die Halle sowohl für die Besucher der Tagungen sowie der Stiftung, aber auch zu speziellen Öffnungstagen für interessierte Eisenbahnfans da sein.

Bevor es so weit ist, muss noch Arbeit erledigt werden. Die Gleisanlage ist schon im letzten Winter angelegt worden. In den nächsten Wochen bekommt die Halle ein dem benachbarten Güterboden angepasstes graues Kunststoffdach. Übrigens: Die Stahlbetonsäulen auf der Hallensüdseite stützen zugleich das überstehende Dach vom Güterboden – wenn es doch mal viel Schnee geben sollte. Zwischen den Balken der Dachkonstruktion sind große rechteckige Öffnungen für Oberlichter, die Tageslicht in die Halle lassen. Der Boden neben den Gleisen wird gepflastert. Pflastern und Elektroinstallation bilden den Abschluss der Arbeiten.

Vor wenigen Tagen haben die Bauherren der Stiftung mit den Handwerkern, Planern und Spendern ein kleines Richtfest gefeiert. Eigentlich ohne großes Aufsehen, sagt Winkler. „Wir wollen was zeigen, wenn es fertig ist.“ Immerhin, seit dem Beginn des Bewahrens sächsischer Eisenbahntechnik 1968 bis diesen Sommer wurde immer wieder über eine Unterstellmöglichkeit für die wertvollen Waggons geredet, aber eben nur geredet.

Jetzt haben die Mitglieder der Stiftung und die vielen Spender endlich Nägel mit Köpfen gemacht und – ohne Fördergelder – das Projekt im Sommer dieses Jahres gestartet. Alle Eisenbahnfreunde wird es sehr freuen.