Merken

Futtern fürs Herz

Wenn Hund und Katze alt werden, können auch sie Bluthochdruck bekommen. Wie ihre Halter schon frühzeitig gegensteuern, wissen Dresdner Forscher.

Teilen
Folgen
© Colourbox.com

Von Jana Mundus

Bum-bum, bum-bum, bum-bum. Der Motor des Lebens vollführt einen Kraftakt. Mit jedem Schlag pumpt das Herz Blut durch die Arterien, transportiert wichtige Nährstoffe in alle Winkel des Körpers. Nicht nur beim Menschen, auch bei Tieren. Beim Fließen des Blutes durch die feinen Gefäße entsteht ein Druck, der Blutdruck. Je mehr Blut das Herz in die Hauptschlagader pumpt, je weniger dehnbar die Gefäßwand der Adern, umso höher ist er. Nach Schätzungen der Deutschen Hochdruckliga leiden rund 20 bis 30 Millionen Deutsche an Bluthochdruck. Nicht nur der Mensch ist von der Erkrankung betroffen. Auch bei Katzen und Hunden kann zu hoher Blutdruck gefährlich werden. Dresdner Wissenschaftler wollen den Tieren nun helfen – bevor das Herz Probleme macht.

Im nächsten Jahr soll Purapep in den Näpfen zu finden sein. Daran arbeiten Julia Degen (r.), Geralf Zimmermann und ihre Kollegen an der TU Dresden derzeit.
Foto: René Meinig
Im nächsten Jahr soll Purapep in den Näpfen zu finden sein. Daran arbeiten Julia Degen (r.), Geralf Zimmermann und ihre Kollegen an der TU Dresden derzeit. Foto: René Meinig

Sie sind noch nicht lange im Rampenlicht der Forschung: bioaktive Peptide. Die Stoffe entstehen beim Spalten von Eiweißen und kommen in unterschiedlichsten Lebensmitteln vor, vor allem aber in Milchprodukten. Wissenschaftler weltweit untersuchen ihre möglichen positiven Effekte auf die Gesundheit. Es gibt demnach Peptide, die schmerzlindernd oder entzündungshemmend wirken, einige mit cholesterinsenkenden oder krebshemmenden Eigenschaften und sogar welche, die gegen Karies wirken sollen. Besonders im Mittelpunkt stehen bioaktive Peptide, die gegen Bluthochdruck wirken könnten.

Schon vor einigen Jahren widmeten sich Lebensmittelchemiker und Wissenschaftler des Instituts für Physiologie der TU Dresden diesem Thema. In einer Studie wollten sie herausfinden, was genau die Peptide im Körper bewirken. Sie zeigten, dass die bioaktiven Peptide aus der Molke mit dem Enzym ACE im Körper interagieren, das für die Blutregulation zuständig ist. Sie hemmen es. „Das heißt allerdings nicht, dass die Peptide automatisch den Blutdruck senken“, erklärt Thomas Henle, Professor für Lebensmittelchemie.

Trotzdem sorgten diese Ergebnisse für weitere Ideen. Ziel der Wissenschaftler ist nun: Sie wollen mit neuen Nahrungsergänzungsmitteln Möglichkeiten schaffen, das Herz-Kreislauf-System positiv zu beeinflussen. Krankheiten könnten dadurch nicht verhindert oder geheilt werden. „Es geht aber um eine Prophylaxe, also das Verzögern einer Erkrankung“, erklärt Henle.

Ein vierköpfiges Projektteam am Lehrstuhl für Lebensmittelchemie hat nun eine ganz spezielle Zielgruppe im Blick: Hunde und Katzen. „Gerade mit zunehmendem Alter sind viele Tiere von Herz-Kreislauf-Erkrankungen betroffen“, sagt Geralf Zimmermann, der das Projekt als Wirtschaftsingenieur unterstützt. Gespräche mit Tierärzten hätten gezeigt, dass es durchaus Bedarf gibt, möglichst frühzeitig etwas gegen diese Erkrankungen zu tun. Mit dem neuen Mittel soll das funktionieren. Das Herstellungsverfahren hat die Dresdner Lebensmittelchemikerin Diana Hagemann erfunden. Dafür werden Molkeproteinen Enzyme zugeführt. Es entstehen die bioaktiven Peptide und auch die essenzielle Aminosäure Tryptophan, eine Vorstufe des Glückshormons Serotonin. Der Stoff beeinflusst den Nährwert positiv.

Der neuartige Futtermittelzusatz soll nicht im Labor verborgen bleiben. Unter dem Namen Purapep kommt er im nächsten Jahr auf den Markt. Für die dafür notwendige Ausgründung und die Vorbereitungen erhält das Projekt derzeit Fördergelder des Bundeswirtschaftsministeriums und des Europäischen Sozialfonds. „Wir haben Produzenten gefunden, kümmern uns auch um Verpackung und Vertrieb“, erklärt Julia Degen, die sich um die Produktentwicklung kümmert. Vor Kurzem haben die Wissenschaftler Tierärzte eingeladen, um ihnen Purapep vorzustellen. Die Ärzte sind wichtig. Über ihre Praxen soll das Mittel künftig zu haben sein. Das weiße Pulver wird über das Trocken- oder Nassfutter gestreut, wenige Gramm pro Tag reichen. Dass Katzen und Hunde das Pulver auch fressen, haben die Dresdner von den Kollegen am Institut für Tierernährung in München testen lassen. Anfang 2019 beginnt ein großer Feldversuch, für den noch Hunde, Katzen und ihre Halter gesucht werden.

Dass es ähnliche Produkte made in Dresden in Zukunft auch für Menschen gibt, schließt Thomas Henle nicht aus. „Da gibt es sicherlich interessante Anwendungsperspektiven.“ Dann futtern sich Mensch und Tier gesund.

www.purapep.de