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Fußballgolf, Obelisken und zwei Mutige

Am Rand der Schluckenauer Region haben Vater und Sohn ein seltenes Sportangebot geschaffen.

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© Radek Fischer

Von Arndt Bretschneider

Rumburk. Das Runde muss ins Runde. Das ist, ganz kurz gesagt, die Idee von Fußballgolf. Es vereint zwei Sportarten. Und am Schluckenauer Zipfel in Tschechien wurde der erste „Fotbalgolfplatz“ des Landes angelegt.

Er liegt am Fuße des 516 Meter hohen Dymníks (Rauchberg) zwischen Rumburk und Staré Krecany (Alt-Ehrenberg) – dort, wo auch ein Ausflugsrestaurant auf Gourmets und ein Kletterwald auf Adrenalinsüchtige warten. Die Anlage ist für Anfänger und Profis fast jederzeit bespielbar. Das „fast“ ist dem Wetter geschuldet. Wenn es stark stürmt, regnet oder schneit, kann man kaum erfolgreich fußballgolfen.

Geöffnet ist ansonsten an Werktagen von 14 bis 20 Uhr und an den Wochenenden von 10 bis 20 Uhr. Bei Gruppen ab zehn Personen empfiehlt sich eine Reservierung. Bespielt wird zwar ein- und derselbe Platz, jedoch unterscheidet sich das Profi-Gelände beim Schwierigkeitsgrad erheblich vom Spaßareal.

Was braucht man zum Fußballgolfen? Festes Schuhwerk und ein wenig „Gefühl“ für den Ball sowie einen Schluck Zielwasser – mit oder ohne Umdrehungen. Klar ist auch, dass Fußballer im Vorteil sind mit ihrer Treffsicherheit. Im Jahr 2015 zertifizierte die Welt-Fußballgolf-Vereinigung den nagelneuen FotbalPark Dymník und es folgten noch im gleichen Jahr hier die ersten Weltmeisterschaften.

23 senkrecht errichtete Granitsäulen erinnern gleichzeitig an einen rituellen Platz unserer Vorfahren; mit etwas Fantasie an Stonehenge in England. Die jeweils vier Tonnen schweren, fünf Meter aus der Erde ragenden Obelisken sind nicht bloß ästhetische Spielerei, sondern zum Jahrtausendwechsel nach präzisen Berechnungen und Überlegungen geschaffen worden. Behutsam ist der Fußballgolfplatz integriert worden, und für Interessierte finden sich ohne Spielstörung Erklärungen in Deutsch zum „Labyrinth“.

Hinter Fußballgolf und den Obelisken steckt der risikofreudige Mirko Bernas aus Rumburk. Er hatte anfangs einen großen Golfplatz für die Region im Sinn. Es wäre einer unter Hunderten in der Tschechischen Republik geworden. Die Anforderungen Golf spielender Snobs schreckten ihn außerdem ab, wie er sagt. Also schaute sich Bernas in Schweden, Deutschland und Frankreich nach etwas Neuem um. Er wurde in Skandinavien mit Fußballgolf fündig und entschied sich dafür. Obwohl in Tschechien 2014 noch völlig unbekannt, wurde das Vorhaben schnell Realität und von der Bevölkerung angenommen. Touristen, Einheimische, Laien und Profis finden sehr viel Gefallen am Platz, an der hervorragenden Küche des ehemals „Jagdhütte“ genannten Restaurants und der schönen Pension. In Sachsen gibt es übrigens eine Soccergolf-Anlage in Ottendorf-Okrilla.

Kein Freizeitpark für Fukov

Mirko Bernas jedenfalls ist ein Mann mit Ideen. Vor einigen Jahren plante er in Fukov (Fugau) eine damals aufsehenerregende Attraktion, einen Vergnügungspark. Ein solches Projekt überraschte und überforderte allerdings die Kommunen und Parlamente, so heißt es heute. Die Reaktionen auf deutscher Seite waren zunächst positiv. Aber bald zeigte sich eine Sättigung bei den teils überdimensionierten Spaßbädern in der Oberlausitz. Heute ist Mirko Bernas froh, dass er statt eines Parks nun für eines seiner Steckenpferde – der Haltung fremder Rinderrassen für Gourmetfleisch – genügend Biofutter aus den Wiesen von Fukov hat, selbst in solch einem Dürresommer wie dem diesjährigen.

Risikofreudige Menschen – mit Mirko Bernas und Sohn Lukáš aus Rumburk ist ein solcher Typ „Macher“ im Nachbarland aktiv. Die Männer wecken mit Weitsicht einen Landstrich aus dem Dornröschenschlaf. Einen, der durchaus schon andere Glanzzeiten erlebt hat. So gab es in Phillipsdorf bei Georgswalde (heute Filipov bei Jiríkov) zwei echte Attraktionen. Da war einmal „Neumanns Neue Welt“ am Butterberg. Die bestand aus zwei Vergnügungslokalen der besonderen Art, verbunden durch die zweite Attraktion – eine damals technische Meisterleistung. Es war die erste Standseilbahn in ganz Österreich/Ungarn, wozu das Gebiet damals gehörte. Die Seilbahn galt einst als Publikumsmagnet. Sie überwand 13 Höhenmeter und legte 100 Meter Streckenlänge zurück. Für sie waren zwei Gleise verlegt worden, die offenen Wagen fassten zwölf Personen. Ein Hotelrestaurant befand sich am Fuße und ein zweites auf dem Gipfel des Butterberges. Erbauer waren auch zwei mutige Männer – Josef und Bruno Neumann. Doch die Weltkriege und die Nachkriegszeit haben von ihrem Werk nichts übrig gelassen.

20 Jahre zuvor war ganz in der Nähe die doppeltürmige Wallfahrtskirche von Phillippsdorf errichtet worden. Die ist heute noch ein Anziehungspunkt für Gläubige.

www.dymnik.cz/fotbalgolf