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Fund unterm Fußboden

In Koselitz ist nach langem Vorlauf die Kirchensanierung gestartet. Gleich zu Beginn kam Spannendes zum Vorschein.

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© Eric Weser

Von Eric Weser

Röderaue. Wäre da nicht die alte Schrift, man könnte meinen, das Brett wäre gerade erst beschrieben worden. So neu wirkt das Holz. Was der sechsjährige Elias in Händen hält, ist aber tatsächlich fast 85 Jahre alt. Ein Stück Dielenboden, auf dem sich am 18.8.1934 offenbar Handwerker aus Koselitz, zudem aus Roda, Marksiedlitz und Nieska verewigt haben. Es würde passen, denn 1934 war die Kirche „innen und außen völlig erneuert“ worden, lässt sich in einem Heft zur Koselitzer Kirchgeschichte nachlesen.

Die Kirche Koselitz wird saniert.
Die Kirche Koselitz wird saniert. © Eric Weser

Dass das Brett kürzlich entdeckt wurde, hat mit heutigen Bauarbeiten der Kirche zu tun: Nach langem Vorlauf ist im April die Generalsanierung der Kirche gestartet. Mehr als 250 000 Euro sollen in den nächsten Monaten in Bauarbeiten an dem Gebäude fließen, sagt Walter Lechner. Für den Frauenhainer Pfarrer ist der Bau das letzte große Vorhaben, das er vor seinem nahenden Weggang nach Dresden angestoßen hat. Weitergehen wird es auf der Baustelle aber auch ohne den Pfarrer. Auch, weil die Koselitzer selbst ein Auge auf ihre Kirche haben. Wenn es gefragt ist, packen sie sogar nach der Arbeit selbst mit an. Der Rückbau der alten Kirchbänke und der Dielung geht zum Beispiel auf das Konto von knapp 20 Freiwilligen aus dem Ort.

Durch die Arbeiten ist der Kirchbau innen quasi leer. Auch die Orgel ist ausgezogen, die Pfeifen sind beim Frauenhainer Orgelbauer eingelagert, erzählt Kirchvorsteherin Renate Seipold. Was noch da ist, ist der massive Altar. Der wird bald unter einer Schutzhülle verschwinden, wenn ringsum Handwerker zu Gange sind und die neue Elektrik installieren, die neue Heizung und Fußböden einbauen, die Wände putzen und malern. – Die Sanierung wird in dem 1854 errichteten Gotteshaus vieles verändern. Eine zugemauerte Türöffnung zum Friedhof hin soll wieder entstehen. So müssen bei Beerdigungen künftig die Särge nicht mehr durch das gesamte Kirchschiff vor den Altar bugsiert werden. Auch ansonsten wird Barrierefreiheit großgeschrieben, Stufen werden verschwinden. Bänke werden nach dem Umbau nur noch in den letzten drei Reihen stehen, ansonsten wird es frei positionierbare Stühle geben.

Weihnachten wird ausgewichen

Mit den Arbeiten im Inneren kann es allerdings erst weitergehen, wenn die Gräben rund um die äußeren Kirchenmauern wieder zugefüllt sind. Die hat eine Fachfirma kürzlich aufgeschachtet, damit das Mauerwerk trocknen kann. Dnach soll eine Vertikalabdichtung aufgebracht werden, die Feuchtigkeit möglichst draußen hält. Aber nicht nur in Bodennähe gibt es an der hellen Kirchfassade 21 Jahre nach der letzten Erneuerung an einigen Stellen etwas auszubessern. – Viel zu tun also. Bis ins nächste Jahr wird sich die Kirchensanierung hinziehen. Genutzt werden kann der Bau in dieser Zeit nicht. Die Christvesper an Heiligabend ist deshalb schon jetzt in den Saal der Rollmopsschänke verlegt, sagt Kirchvorsteherin Renate Seipold. Trauerfeiern finden derweil in Frauenhain statt oder werden unter freiem Himmel in Koselitz abgehalten. Auch in Sachen Besucherzahlen und Kollekte könnte es durch den Umbau eine kleine Delle geben. Denn die Radler, die zwischen April und Oktober bei Touren auf dem Kirchenradweg vorbeischauen – und das sind laut Renate Seipold einige –, füllen das Sammelgefäß merklich. Vorläufig werden sich die Radler aber mit einem Blick auf die bebilderte Schautafel vor der Kirche begnügen müssen.

In der Koselitz hofft man, dass die Bauarbeiten in der Kirche im März 2019 beendet sind. Damit wäre der Bau dann auch rechtzeitig fertig, um zu Radsaisonbeginn am 1. April wieder durch Gäste bestaunt zu werden. Das historische Stück Dielenboden mit den Handwerker-Namen soll Besucher dann voraussichtlich im Eingangsbereich begrüßen.