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Frühere Fleischerei wird zum Wohnhaus

Jahrzehntelang stand ein Bischofswerdaer Altstadthaus leer. Jetzt soll es ein Schmuckstück werden.

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© Steffen Unger

Von Ingolf Reinsch

Bischofswerda. Wie viele Jahre das Haus an der Zufahrt zur inneren Dresdner Straße in Bischofswerda schon leer steht, kann keiner genau sagen. 1977 schloss die Fleischerei Pietsch, die sich darin befand. Danach war das Haus noch bewohnt. Später wurde es als Warenlager genutzt. Seit mehr als 20 Jahren ist das Gebäude ungenutzt. Dass es nun wieder eine Zukunft bekommt, ist einem rührigen Projektmanager aus Dresden und einem Investor aus Baden Württemberg zu danken. Beide sind daran gegangen, das in den Jahren nach dem Stadtbrand von 1813 errichtete Gebäude zu sanieren und fürs Wohnen umzubauen. Und sie haben ein ehrgeiziges Ziel: Am Ende dieses Jahres sollen die ersten Mieter einziehen können.

Das Haus an der Dresdner Straße.
Das Haus an der Dresdner Straße. © Steffen Unger

Auf drei Etagen, rechnet man das ausgebaute Dachgeschoss mit sogar vier, entstehen fünf Wohnungen, erläutert Tobias Hölzer, Inhaber des Unternehmens Hölzer Bauservice und Hausverwaltung in Dresden, das Projekt. Im Erdgeschoss sind es zwei kleinere Wohnungen. Im ersten Stock entsteht eine Etagenwohnung, die etwa 75 Quadratmeter groß sein wird. Darüber kommen noch zwei Maisonettewohnungen hinzu. Alle Wohnungen werden hochwertig ausgestattet und sie bekommen entweder eine Terrasse oder einen Balkon zur Hofseite hin. Der Mietpreis werde wahrscheinlich im Bereich zwischen 5,75 und 6,50 Euro pro Quadratmeter liegen, sagt Tobias Hölzer. Alle fünf Wohnungen sind noch zu haben. Sobald Ende August das neue Dach auf dem Haus ist, wolle man in die Vermarktung gehen, sagt er.

Hinter der historischen Hausfassade entstehen komplett neue Wohnungen. Dach und Dachstuhl mussten abgerissen, das Gebäude innen komplett entkernt werden, einschließlich der durchgefaulten Dielen. Sämtliche Fußböden und Zimmerdecken wurden erneuert; neue Wände trennen jetzt die Zimmer der Zwei- und Drei-Raum-Wohnungen. Mit welchen knappen Mitteln die Bischofswerdaer nach dem Stadtbrand bauen mussten, sieht man am alten Mauerwerk: Mit Ziegeln, Feld- und Bruchsteinen wurde das Haus im frühen 19. Jahrhundert hochgezogen; das oberste Geschoss könnte möglicherweise später draufgesetzt worden sein.

Gebaut wird in Abstimmung mit der Denkmalschutzbehörde, sagt Tobias Hölzer. Die Holzfenster werden in der Rammenauer Tischlerei von Lothar König gefertigt. Die Fassade wird sandsteinfarben und zur Dresdener Straße hin den früheren Charakter als Wohn und Geschäftshaus erkennen lassen. So wird das Schaufenster der ehemaligen Fleischerei in die Gestaltung einer der beiden Erdgeschosswohnungen einbezogen. Auch der Schriftzug über dem früheren Geschäft soll wieder an die Hausfront kommen.

Die Sanierung des Gebäudes wertet die Dresdner Straße deutlich auf. Die Mehrzahl der Nachbarhäuser ist bereits modernisiert. Für die Fronfeste gegenüber soll der Umbau zum Hospiz demnächst beginnen, sodass Bischofswerda städtebaulich an der Zufahrt aus Richtung Dresden eine richtig schmucke Ecke bekommt. Nebenbei darf sich die Stadt sogar noch geadelt fühlen. „In Dresdner Immobilien investieren, heißt in die Zukunft zu investieren“, schreibt Tobias Hölzer auf der Internetseite seines Unternehmens. Seit 1995 ist er in Dresden in der Altbau- und Denkmalschutzsanierung tätig, realisierte zahlreiche Projekte vor allem im Stadtteil Pieschen. Doch in Dresden werden inzwischen Altbauimmobilien, die man fürs Wohnen modernisieren kann, knapp. Also schaut Tobias Hölzer ins Umland – auch nach Bischofswerda, das er zum „Speckgürtel der Landeshauptstadt“ zählt. Er schaute sich für einen Investor in der denkmalgeschützten Altstadt nach geeigneten Immobilien um – und stieß auf das Haus an der Dresdner Straße. Der Investor selbst kommt aus Donaueschingen im Schwarzwald. „Er hat sich das Haus angesehen und einen Eindruck von Bischofswerda bekommen. Von der Größe her sind beide Städte vergleichbar“, sagt Tobias Hölzer. Ende vergangenen Jahres kaufte der Investor das Haus, dessen vormaliger Eigentümer schon im hinteren Bereich mit Umbauarbeiten begonnen hatte. – Das Haus an der Dresdener Straße muss nicht das Einzige bleiben, das die Gesellschaft von Tobias Hölzer zusammen mit Baubetrieben aus der Region saniert. Wenn er durch Bischofswerdas Altstadt geht, könne er sich noch bei einigen anderen leer stehenden Gebäude vorstellen, ein Projekt fürs moderne Wohnen zu entwickeln, sagt der Unternehmer.