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Frischer Wind in alten Gemäuern

Die Stadt will die Tharandter Burg wiederbeleben – und setzt dabei auf die Hilfe von Architektur-Studenten.

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© Karl-Ludwig Oberthür

Von Hauke Heuer

Tharandt. Wie aus einem Motiv der Romantik entnommen, thront die Ruine der Burg Tharandt auf dem Burgberg. Viel ist nicht geblieben von der alten Herrlichkeit. Anders als andere Burgen in Deutschland verfiel die Anfang des 13. Jahrhunderts von Markgraf Dietrich von Meißen errichtete und später erweiterte Feste im Laufe der Jahrhunderte. Zeitweise diente sie sogar als Steinbruch. Einige Gebäude in Tharandt bestehen aus Materialien, die hier abgetragen wurden. Das Gelände ist im Laufe der Jahre verwildert. Viele Wege gar nicht zugänglich. 2014 musste die Nordwand gesichert werden. Sie drohte einzustürzen.

Die Konzepte der Studenten (Auswahl)

Weniger ist mehr Valentina Bufe übt sich in Zurückhaltung und schafft Neubauten aus Backstein, die die Sicht auf die Burg nicht versperren.
Weniger ist mehr Valentina Bufe übt sich in Zurückhaltung und schafft Neubauten aus Backstein, die die Sicht auf die Burg nicht versperren.
Shakespeare-Bühne Thomas Hertel begnügt sich nicht mit dem Bestehenden und möchte unter anderem ein Theater errichten.
Shakespeare-Bühne Thomas Hertel begnügt sich nicht mit dem Bestehenden und möchte unter anderem ein Theater errichten.
Altes neu aufgegriffen Fanny Schubert gestaltet in ihrem Entwurf die alte Unterburg neu. Die Betonkonstruktion fügt sich in die Anlage ein.
Altes neu aufgegriffen Fanny Schubert gestaltet in ihrem Entwurf die alte Unterburg neu. Die Betonkonstruktion fügt sich in die Anlage ein.
Blick in die Ferne Daniel Vollert setzt auf Naturstein, um die Grundmauern zu erweitern und so Aussichtsplattformen zu schaffen.
Blick in die Ferne Daniel Vollert setzt auf Naturstein, um die Grundmauern zu erweitern und so Aussichtsplattformen zu schaffen.

Doch die Stadt möchte das mittelalterliche Kleinod wieder für Veranstaltungen, Ausstellungen und als touristischen Anziehungspunkt nutzbar machen. Architektur-Studenten der TU Dresden haben nun in Zusammenarbeit mit der Stadt und der Denkmalschutzbehörde Konzepte entwickelt, mit denen das gelingen könnte. Acht Arbeiten werden derzeit im Judeichbau der Fakultät Forstwissenschaften ausgestellt.

„Die Konzepte meiner Studenten könnten unterschiedlicher kaum sein. Viele haben sich für kleine Eingriffe entschieden, die jedoch eine große Wirkung entfalten. Andere überstrapazieren vielleicht die Möglichkeiten“, erklärt Thomas Will, Professor für Denkmalpflege und Entwerfen an der TU Dresden. Dennoch versuchen alle Entwürfe, Lösungen für die gleichen Anforderungen aufzuzeigen. Die neu gestaltete Burg soll barrierefrei erreichbar sein, einen Gastronomiebereich und Sanitäranlagen beherbergen sowie Platz für Ausstellungen und Veranstaltungen bieten. Alle Entwürfe sehen eine Erschließung der teils verschütteten und heute nur schwer zugänglichen Keller mit Tonnengewölbe vor.

Den ganz großen Wurf versucht beispielsweise Thomas Hertel: Er möchte in der Burg Balkone aus Holz installieren, die, wie in einem Theater zu Shakespeares Zeiten, um eine Bühne angeordnet werden. Im östlichen Bereich soll mit einem Turm, der mit Holzschindeln gedeckt wird, ein vollkommen neues Gebäude entstehen – eine Referenz zum ehemaligen Bergfried.

Auch die Diplomandin Fanny Schubert errichtet in ihrer Planung im Ostteil der Burg neue Gebäude aus Beton. Die fügen sich jedoch mit Farbe und Form in das bestehende Ensemble ein. Der Burgsockel wird wieder aufgestockt und in seiner Massivität zur Geltung gebracht. Auf dem Bergrücken sollen alte Mauern wieder freigelegt werden, um die Struktur der alten Burg wieder besser zur Geltung zu bringen.

„Dies war mein erstes Projekt, in dem ich alles anwenden musste, was ich in den vergangenen Jahren gelernt habe. Das war sehr spannend“, berichtet Studentin Valentina Bufe. Um optimale Ergebnisse zu erzielen, hatten sich sie und ihre Kommilitonen intensiv in die Historie der Burg und der Umgebung eingearbeitet und bei unzähligen Ortsterminen die Bausubstanz und Blickbeziehungen erkundet.

Tharandts Bürgermeister Silvio Ziesemer ist mit den Ergebnissen des Projektes zufrieden und hält einiges für umsetzbar. „Wir werden den einen oder anderen Entwurf einer Machbarkeitsstudie unterziehen. Die Kostenfrage spielt sicherlich auch eine entscheidende Rolle. Unser Ziel ist es, eine Grundlage zu schaffen, mit der der Stadtrat arbeiten kann“, sagt Ziesemer und fügt hinzu: „Wir brauchen diesen Platz. Zur Europameisterschaft gab es Anfragen für eine Public-Viewing-Veranstaltung, aber keine passende Fläche. Darüber hinaus planen wir, in der Burg einen Ausstellungsort zu schaffen, in dem sich unsere Kooperation mit den tschechischen Städten Eger und Podiebrad kristallisiert.“ Die Burg ist dafür tatsächlich bestens geeignet. Hier residierte im 15. Jahrhundert Albrecht der Beherzte, Mitunterzeichner des Vertrages von Eger, der die bis heute gültige Grenze zwischen dem Königreich Böhmen und dem Kurfürstentum Sachsen besiegelte.

Die Konzepte und Modelle können bis auf Weiteres wochentags von 6 bis 18 Uhr im Judeichbau, Pienner Str. 19 besichtigt werden.