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Freude am Herz aus Stein

Eine Woche lang versuchen sich Ferienkinder als Steinbildhauer. Dass auch Migrantenkinder dabei sind, klappt nur eingeschränkt.

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© Kristin Richter

Von Kathrin Krüger-Mlaouhia

Großenhain. Der Dauerregen macht es den Steinbildhauern nicht leicht. Obwohl sie unter einem Zeltdach am Alberttreff arbeiten, ist es nass und kalt. Die sieben Teilnehmer des Workshops von Leif Quoos und Raimo Siegert können sich nur immer wieder mal in den Jugendclub Downstairs zurückziehen, um sich aufzuwärmen.

Doch erstaunlicherweise kamen immer mehr Kinder im Laufe der Woche dazu. „Am Montag waren es leider nur drei, am Dienstag und Mittwoch schon vier und nun sind es fünf Jungs und zwei Mädchen“, freut sich Leif Quoos. Der 31-jährige Großenhainer ist Steinbildhauer und studierter Sozialarbeiter, er leitet so einen Workshop in der Stadt zum ersten Mal. Vorher war er in Frankfurt/Main und Radeburg tätig, erzählt er. Nun ist er beim Informations- und Kommunikationszentrum der Diakonie in der Marktgasse angestellt.

Der Workshop war deshalb auch als Begegnung mit Migrantenkindern gedacht. Am Mittwoch hat das auch geklappt, da waren sechs ausländische Kinder gemeinsam mit den deutschen Zehn- bis 12-Jährigen am Arbeiten. „Sie haben sich am Speckstein versucht“, sagt Leif Quoos. Doch leider wollten sie nur einen Tag mitmachen.

Thaddäus (12) aus Großenhain ist dagegen von Anfang an dabei. Seine Mutter hat ihn angemeldet, erzählt er, worüber er anfangs gar nicht so begeistert war. „Steinbildhauerei hat sich langweilig angehört“, gibt Thaddäus unumwunden zu. Allerdings hat sich seine Meinung geändert, und nach vier Tagen findet er es gar nicht mehr uninteressant. Aus einem Stück Stein ein Objekt mit Hammer und Meißel herauszuarbeiten, das sei schon eine Herausforderung. Thaddäus bekam ein rundes Teil und meißelt nun an einer großen Eichel. Tessa (11) aus Lampertswalde möchte gern eine Blume herstellen. Anastasia (10) formt ein Herz. Im Wohnzimmer bzw. im Garten sollen die fertigen Stücke mal ihren Platz finden, erzählen die beiden Mädchen. Ein Junge versucht sich sogar an einem Igel. „Der Bauhof und die Firma Hartmut Witschel haben uns bei der Materialbeschaffung unterstützt“, sagt Raimo Siegert. Die sächsischen Sandsteinteile wurden bei Abrissarbeiten gesichert. Es waren mal Treppenstufen oder ein Geländer.

„Alle sind superfleißig, das hat mich ehrlich gesagt doch überrascht“, lobt Leif Quoos seine Schützlinge. Denn viel Geduld ist beim Bildhauern gefragt. Und körperlicher Einsatz. Der Kursleiter will sicherstellen, dass am heutigen Freitag alle ihre Arbeiten fertigstellen können.

Aber nicht nur auf etwas zum Mitnehmen kommt es den Workshopleitern an. „Wir haben uns auch Gebäude auf Fotos angeschaut und über deren Schmuckelemente gesprochen“, erzählt Leif Quoos. Die Kinder können nun viel besser ermessen – aus eigener Erfahrung – wie viel Mühe solche Sandsteinarbeiten machen. Ziel ist es also, dass die Teilnehmer künftig ein bisschen aufmerksamer durch die Stadt gehen und schauen, welchen Steinschmuck sie entdecken können. Dieser Steinbildhauerworkshop soll auch keine Einzelaktion bleiben, so der mobile Jugendarbeiter Raimo Siegert. Doch Genaueres stehe noch nicht fest.