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Frauenpower zum Männertag

Wenn trinkfreudige Männer unterwegs sind, lässt sich Schnaps gut verkaufen. Das dachten sich auch diese Mädels. Sie hatten aber noch einen anderen Grund.

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© Peter Hilbert

Von Nora Domschke

Bis sie in den Hafen der Ehe schippert, vergehen noch drei Monate. Trotzdem feiert Anne Harnisch schon an diesem Donnerstag den Abschied als Junggesellin. Warum? „Weil meine Freundin in drei Wochen ihr Baby bekommt“, sagt die Dresdnerin und zeigt auf den dicken Bauch. Sie sollte unbedingt dabei sein. Dass es nun am Männertag passieren würde, wusste Anne Harnisch allerdings nicht. Aber die 23-Jährige macht das Beste daraus – und die kleinen bunten Schnapsfläschen, die neben Kondomen, Deo und Kaugummis in ihrem Bauchladen liegen, finden reißenden Absatz.

Kein Wunder, schließlich sind am Donnerstagmittag etliche Männergruppen am Neustädter Elbufer unterwegs. So wie Benno Seidel und sein Mitbewohner Maik Junge. Berührungsängste mit den jungen Frauen haben sie nicht, sofort wird ein Schnäpschen geöffnet. Dann ziehen die Mädels weiter, zu den nächsten Männern, die es sich neben Grill und Bierkasten auf der Wiese gemütlich gemacht haben. Auch diese zücken ihre Geldbörsen – ein lukratives Geschäft für die Junggesellin an diesem Tag.

Auch für die Gastwirte. Das für den Mittag angekündigte Regengebiet kam nur langsam in Richtung Landeshauptstadt voran, sodass die Dresdner die sommerlichen Temperaturen genießen konnten. Bis zum frühen Abend blieb es auch weitgehend friedlich, wie die Polizei der SZ mitteilte.

Übrigens verwenden nur Sachsen und Thüringer die Bezeichnung „Männertag“. Im Rest der Republik wird an Christi Himmelfahrt der Vatertag gefeiert. Gesetzlicher Feiertag ist er in Deutschland seit 1934. Als die DDR-Oberen den Feiertag nach 1966 abschafften, nutzten die Männer trotzdem jede Möglichkeit, doch noch irgendwie zu ihrem Ausflug zu kommen. Diese Form des Feierns – Wandern oder eine Ausfahrt mit dem Pferdewagen, oft verbunden mit etlichen Stopps in Gaststätten für ein oder mehrere alkoholische Getränke – kam Ende des 19. Jahrhunderts in Berlin auf.