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Frauenpower auf dem Lande

Die Mohornerin Janine Kaiser verhilft in ihrer „Werbeschmiede“ Unternehmen zum richtigen Auftritt.

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© Karl-Ludwig Oberthür

Von Hauke Heuer

Mohorn. Nur wenige Branchen gelten als so abgehoben wie die Werbebranche. Schicke Hipstertypen mit engen Jeans und Waldschratbärten erklären ihren Kunden an großen runden Glastischen die Welt und trinken dabei Limonade aus frischgepressten russischen Tannenzapfen. In Berlin funktioniert das, vielleicht auch in Dresden, in Mohorn aber sicher nicht.

Hier hat Janine Kaiser vor einem Jahr die „Werbeschmiede“ im neuen Gewerbegebiet gegründet. Die Mediengestalterin richtet sich mit ihrem Angebot vor allem an kleine und mittelständische Unternehmen. Von der Visitenkarte bis hin zur beleuchteten Außenwerbung bietet sie Werbe-Lösungen an, die auf die Bedürfnisse jedes Unternehmens zugeschnitten werden können. „Mir ist der persönliche Kontakt zu meinen Kunden sehr wichtig. Wer mit einem Anliegen zu mir kommt, kann sich sicher sein, dass er nicht nur eine Nummer ist und individuell betreut wird“, erklärt die junge Frau, die ihr Unternehmen komplett in Eigenregie betreibt.

Und das mit einigem Erfolg. 13 Jahre lang hat Kaiser ihr Handwerk in einer Dresdner Agentur gelernt. Viele der alten Kunden bleiben ihr erhalten, was den Neustart in die Selbstständigkeit erleichterte. „Ich habe tatsächlich seit dem ersten Tag viel zu tun“, berichtet sie. Mit Kunden wie der Wisag-Gruppe und dem Bauunternehmen HIW aus Wilsdruff hat sie bereits nach kurzer Zeit Referenzen gesammelt, die sich sehen lassen können. Doch Kaiser kümmert sich auch um die Außenwirkung kleinerer Betriebe und Einrichtungen. So hat sie bereits zahlreiche Aufträge für Kindergärten und Schulen der Region abgeschlossen. Zuletzt wurde der Laden des Optikers „Deine Brillenzeit“ in Wilsdruff neu gestaltet. Auch die Flyer und Plakate des SV Wacker Mohorn wurden von ihr entwickelt – Geld nimmt sie für diese Gefälligkeit allerdings keines.

Kaisers Spezialität: Sie gestaltet individuelle Vektorgrafiken, Piktogramme und Logos aller Art. Von verspielten Motiven, die an Comics erinnern, bis hin zu reduzierten und moderneren Ansätzen, die in die High-Tech-Welt des 21. Jahrhunderts passen, bespielt sie die gesamte Klaviatur des Corporate Design, wenn es darum geht, einem Unternehmen ein möglichst einheitliches Auftreten zu verpassen.

Um weitere Kunden zu gewinnen, setzt Kaiser vor allem auf das Internet. Einige ihrer Beiträge erreichten innerhalb weniger Minuten eine hohe dreistellige Klickzahl. „Ich habe derzeit eher zuviel als zuwenig Kunden. Vieles läuft über Empfehlungen und per Handschlag. Dass es gut läuft, heißt allerdings nicht, dass ich keine neuen Aufträge annehme“, stellt sie klar.

Die individuelle Betreuung der Kunden hat allerdings auch ihren Preis. Einen geregelten Tagesablauf hat die Einzelkämpferin nur selten. „Es kommt vor, dass Unternehmen innerhalb weniger Tage eine Lösung brauchen. Da sitzt man dann auch einmal in der Nacht und arbeitet an einem Projekt“, erklärt die Mutter von zwei Kindern. Wieder zurück in ihre alte Stellung möchte Kaiser dennoch nicht. „Hier weiß ich, wofür ich arbeite und bin mein eigener Chef“, sagt sie nicht ohne Stolz.

Darüber hinaus würde sich die Arbeit in einer größeren Agentur nicht immer an den Interessen des Kunden orientieren. „Früher habe ich einfach Produkte verkauft, um Umsatz zu machen. Aber es gibt einfach Betriebe, die keine 300 Kugelschreiber brauchen. Jetzt verzichte ich auf diesen zusätzlichen Umsatz und hoffe dafür, dass in Zukunft wieder mit mir zusammengearbeitet wird“, sagt sie.