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Frauen wollen aufs Motorrad

Zur Dresdner Messe Sachsenkrad kamen weniger als 2016. Die Besucherinnen interessierten sich vor allem für leichte Maschinen.

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© Sven Ellger

Christoph Springer

Die Frauen übernehmen das Kommando. Sie geben sich nicht mehr damit zufrieden, hinter dem Fahrer Platz zu nehmen. Sie wollen selbst an den Gasgriff eines Motorrades. Wenigstens 15 bis 20 Prozent aller Zweiradkunden bei den Händlern in Dresden und Umgebung sind Frauen, Tendenz steigend. Dagmar Kanter, Fahrlehrerin aus der Dresdner Neustadt, geht noch deutlich weiter. 50 Prozent ihrer Neukunden auf zwei Rädern sind weiblich, sagt die Fahrschulchefin. Das vermeintlich schwache Geschlecht hat bei ihr allein in den vergangenen zwei Jahren um 20 Prozent zugelegt, so die Fahrlehrerin, die ihr Unternehmen auch als Frauen-Fahrschule anpreist – bei Bedarf mit Kinderbetreuung.

„Die Kundinnen wollen sich ernst genommen fühlen“, meint Mathias Tross, Chef eines Motorradhauses an der Bergstraße. „Wenn man ihnen eine Maschine erklärt und sagt, dass sei ein Frauenmotorrad, sind sie weg“, so der Geschäftsführer, der auf der Dresdner Motorradmesse Sachsenkrad gemeinsam mit anderen sächsischen Händlern einen Suzuki-Stand betreut hat. Wohl wegen des Wetters interessierten sich in diesem Jahr jedoch etwas weniger Besucher für die Offerten der Zweiradhändler als noch 2016.

Dagmar Kantar verweist auf die technische Neuerungen, die Frauen entgegenkommen. „Die Motorräder werden leichter, die Silhouette wird schmaler, der Schwerpunkt liegt tiefer“, beschreibt sie. „Früher waren sie eher wuchtig, ein großer Tank galt als Statussymbol. Heute geht es ums Handling“. Sie selbst ist allerdings kein Beleg für diese Theorie. Dagmar Kanter ist etwa 1,60 Meter groß und fährt eine große bayrische Reise-Enduro.

Das Motorrad von Maria Matizza entspricht dagegen der Beschreibung. Die junge Leipzigerin hat den Zweiradführerschein seit knapp zwei Jahren. Sie schreibt auf ihrer eigenen Internetseite über ihre Erlebnisse als Bikerin und nennt sich dabei „Motorradmieze“. „Ich wollte nicht, dass der Haussegen schief hängt“, erklärt sie ihren Einstieg ins Zweiradhobby. Als ihr Freund die Fahrschule besuchte, schloss sie sich kurzerhand an. Ihre aktuelle Maschine ist eine leichte Yamaha. Auf genau so einem Zweirad hat sie auch das Motorradfahren gelernt. „Das ist trendy“, erklärt sie das zunehmende Interesse von Frauen an Motorrädern, „es wird immer populärer“.

Die Dresdnerinnen Babette Bartsch und Denise Henning hat der Zweiradvirus schon vor mehr als vier Jahren infiziert. „Es ist ein besonderes Lebensgefühl, das Motorradfahren macht mir unheimlich Spaß“, sagt die 27-jährige Babette Bartsch. Inzwischen will auch ihre fünf Jahre ältere Schwester den Zweirad-Führerschein machen. Denise Henning kann das gut verstehen. „Ich bin früher bei meinem Freund mitgefahren. Das hat mich so begeistert, da habe ich selbst den Führerschein gemacht“, sagt die 31-Jährige.

Die zwei jungen Frauen haben am Wochenende die Motorradmesse im Ostragehege zum Probesitzen auf neuen Maschinen besucht.

Sie bestätigen, was Fahrlehrerin Kanter sagt. Eine Frau sollte bei einem Motorrad vor allem auf Gewicht, Größe und leichte Handhabung achten. „Sie sollte beim Halten immer mit den Füßen ganz auf den Boden kommen“, sagt die groß gewachsene Babette Bartsch. Das gelingt auch Dagmar Kanter problemlos. Dank technischer Vorkehrungen an ihrer mächtigen Maschine, mit denen sich die Sitzhöhe problemlos anpassen lässt.