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Frauen-Power im Lindenhof

Gerüchten zufolge ist der Gasthof in Prietitz geschlossen. Doch Michaela Nosseks Team bewirtet nach wie vor Gäste. Allerdings nur noch vier Tage in der Woche.

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© Manuela Paul

Von Manuela Paul

Prietitz. Schon vor über 300 Jahren kehrten im Prietitzer Lindenhof Gäste ein. Und das können sie heutzutage noch immer tun. Auch wenn die Gerüchteküche etwas ganz anderes zu berichten weiß. Und das geht Wirtin Michaela Nossek gewaltig auf die Nerven. Immer wieder wurde in den vergangenen Wochen erzählt, dass sie ihr Gasthaus dichtgemacht habe, beziehungsweise demnächst schließen werde, erzählt die engagierte Gastronomin.

Nichts davon ist wahr, dennoch halte sich die Flüsterpropaganda hartnäckig. Erst dachte Michaela Nossek, dass es mit der Schließung der Rehnsdorfer Linde zusammenhängt und die Leute die Lokale einfach verwechseln. Doch leider sei das nicht der Fall. „Ich hab die Faxen langsam satt“, wettert die Prietitzerin, die sonst stets pure Lebensfreude ausstrahlt. Denn viele Gäste sind dadurch verunsichert.

Viel zu tun bei Familienfeiern

Michaela Nossek vermutet, dass die Gerüchte mit den veränderten Öffnungszeiten des Lindenhofs zu tun haben. Denn seit dem plötzlichen Tod ihrer Mutti im vergangenen Jahr öffnet sie ihren Gasthof nur noch an vier Tagen in der Woche, erzählt die Wirtin, die gemeinsam mit ihrer besten Freundin Daniela und Tante Simone den Laden schmeißt. „Ich muss meinen Mädels ja auch mal frei geben“,sagt sie. Deshalb ist die Traditionsgaststätte seit geraumer Zeit jeweils Montag bis Mittwoch geschlossen. Denn an den restlichen vier Tagen hat das kleine Team – welches bei Not am Mann vom Rest der Familie unterstützt wird – alle Hände voll zu tun. Vor allem durch die vielen Familienfeiern an den Wochenenden. „Deshalb ist es immer ratsam, vorher anzurufen und zu reservieren.“

Wenn alles klappt, bekomme sie ab Juni Hilfe in der Küche, erzählt die Gastronomin. Dann wird eine Köchin das Dreier-Team verstärken. Möglicherweise könne man dann künftig wieder anders öffnen. Doch so weit denkt sie jetzt noch nicht. „Ich mache seit Muttis Tod keine weitreichenden Pläne mehr, sondern schaue nur noch von Woche zu Woche.“

Allerdings sei es heutzutage ungemein schwer, Personal zu finden. „Es will kaum noch jemand am Wochenende arbeiten. Schon gar nicht jedes.“ Deshalb sei es ihr umso wichtiger, dass ihre Mädels auch ihre Auszeit haben. Zum Glück sei da noch ihr Vati, der jeden Tag hilft. Dafür ist sie besonders dankbar. Immerhin verlor er mit seiner Frau einen wichtigen Teil seines Lebens. Ein Vierteljahrhundert standen sie sieben Tage in der Woche gemeinsam im Geschäft. „Und auch meine Töchter und mein Mann stehen immer hinter mir.“ Das gebe ihr Kraft.

Der Spaß am Job

Besonderen Wert legt Michaela Nossek darauf, dass alle Spaß am Job haben. Trotz der vielen Arbeit. Einen Großteil davon machen sich die Prietitzer noch zusätzlich. Im Lindenhof wird nämlich noch so gekocht, wie früher. Da wird Brühe beispielsweise aus frischen Zutaten über Stunden geköchelt, statt als Pulver ins Wasser gerührt. Gäste können selbst gemachte Marmelade oder auch Gänsefett kaufen. Im Garten wachsen Gurken, Tomaten, Paprika, Bohnen oder Möhren. Und natürlich Kürbisse für die legendäre Rohkost, die als Dekoration auf den Tellern der Gäste landet.

All das, anzubauen, was ihre Mutti seinerzeit in dem großen Garten pflanzte, schafft Michaela Nossek allerdings nicht. Sie muss ja auch das Haus in Schuss halten, putzen und dekorieren. An jeder Ecke des Hauses ist zu spüren, dass die Prietitzer Lindenwirtin all das mit ganz viel Liebe und Hingabe tut. Dass dadurch ziemlich wenig Freizeit bleibt, stört sie nicht. Ihr ist nur eins wichtig: Das Lebenswerk der Mama nach besten Kräften weiterzuführen. Trotz Klatsch und Tratsch. Dank ihrer zwei Mitstreiterinnen gelingt ihr das ganz gut. Denn man unterstütze sich gegenseitig. „Wir können uns blind aufeinander verlassen. Das ist super. Auf meine Mädels lass’ ich nichts kommen.“

www.lindenhof-lausitz.de