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Frau Gantzes letzter Aufstieg

Die Sächsische Schweiz nimmt Abschied von einer ihrer größten Liebhaberinnen. Waldtraut Gantze stirbt mit 96 Jahren.

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© Norbert Millauer

Stadt Wehlen. Die Freude an der Bewegung konnte ihr auch das hohe Alter nicht nehmen. Mit 96 war Waldtraut Gantze noch mobil – wenn auch in den letzten Jahren etwas ausgebremst durch einen Rollator. Nun tritt die Wehlenerin ihre letzte Bergfahrt an, wie es ihr Sohn Hasso liebevoll formuliert. Am 18. August verstarb die Pötzschaerin.

Ein echtes Urgestein der Sächsischen Schweiz, immer freundlich und schick gekleidet, so bleibt die Naturliebhaberin vielen in Erinnerung. Von ihrem Vater, er war Postmeister in Wehlen, bekam sie die Lust an der Bewegung übermittelt. Und ihre Frohnatur, wie sie vor einigen Jahren der SZ erzählte. Sie arbeitete als Grundschullehrerin und betrieb den Gasthof „Schöne Höhe“ in Naundorf. Mit 45 entdeckte sie plötzlich das Klettern für sich – und blieb dabei. Mehr als 3 000 Aufstiege konnte Traudel für sich verbuchen. Selbst, nachdem sie die magische Marke von 90 Jahren geknackt hatte, ging es noch rauf ins Elbsandsteingebirge. Bedächtig zwar, doch nicht weniger begeistert als in den Jahrzehnten zuvor. Ihr Heimatwissen gab sie auch an andere weiter, als Reiseleiterin für hiesige Hotelgäste. Für SZ-Reisen war sie gar kreuz und quer in der Republik unterwegs. Und privat gar auf der ganzen Welt.

Viele werden die herzliche Wehlenerin vermissen. So auch Bürgermeister Klaus Tittel. Der hatte mit der rüstigen Dame eigentlich noch etwas vor. „Erst kürzlich sagte ich zu ihr: Wir müssen mal zusammen den Nonnenstein besteigen, notfalls eben mit Rollator. Mit Traudel konnte man solche Späße machen.“

Waldtraut Gantze wird am Donnerstag in Stadt Wehlen beigesetzt. Wie ihr Sohn mitteilt, war es ihr letzter Wunsch, keine Blumen ans Grab gelegt zu bekommen. Stattdessen sollte Geld für die Sanierung der Burgruine Wehlen gespendet werden. (SZ)

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