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Förster aus Leidenschaft

Bernd Lademann hat sich 35 Jahre lang um Wälder von Neugersdorf bis Rosenthal gekümmert. Nun ist er Rentner.

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© www.foto-sampedro.de

Von Holger Gutte

Neugersdorf. Für Bernd Lademann ist sein Beruf eine Berufung. „Ich wollte schon immer Förster werden“, sagt er. Seit dem 1. Januar ist der 65-Jährige nun Rentner. Es ärgert ihn, dass es für sein großes Forstrevier Hainewalde immer noch keinen Nachfolger gibt. Das Revier, dessen Dienstsitz in Großschönau ist, erstreckt sich immerhin von Neugersdorf über Seifhennersdorf, Leutersdorf, Spitzkunnersdorf, Mittelherwigsdorf, Wittgendorf und kleinere Enklaven bis Eichgraben und Rosenthal. Das sind etwa 2 500 Hektar Wald.

Mit einer kurzen Unterbrechung von knapp zwei Jahren im Forstbetrieb Bautzen ist er hier 35 Jahre lang Förster gewesen. Quasi von der Pike auf hat Bernd Lademann seinen Beruf erlernt. Nach knapp zwei Jahren Lehre ist er 1970 Forstfacharbeiter gewesen. „Da habe ich als 17-Jähriger schon Geld verdient“, erzählt er. Und schon wenig später beginnt er an der Fachhochschule in Thüringen ein Ingenieur-Studium. Zurück im Zittauer Gebirge, kümmert er sich dann um den Holzeinschlag, den Holztransport und die Abrechnungen. „Die Arbeit ist damals eine ganz andere als heute gewesen“, sagt er. Eigentlich hätte sie Bernd Lademann Spaß machen müssen. Die Praxis machte ihn aber immer unzufriedener. „Wir konnten ja nicht das machen, was wir im Studium gelernt haben“, sagt er. Ein Großteil seiner Arbeit bestand aus Organisieren und Ranschaffen. „Die Waldarbeiter legten dir ihre kaputten Sägen hin und du musstest dich darum kümmern“, erzählt er. 1989 ist Bernd Lademann deswegen fast so weit gewesen, wieder als Forstarbeiter zu arbeiten.

Aber seit der Wende ist auch in der Forstwirtschaft vieles anders. Nach 40 Jahren haben die privaten Waldbesitzer ihre Schläge zurückbekommen. „Viele hatten keine Ahnung, was sie mit dem Wald machen sollen und mussten beraten und betreut werden“, berichtet Lademann. Zu DDR-Zeiten wurde Kahlschlag betrieben und die gefällten Bäume als Langhölzer mit Traktoren und Pferden aus dem Wald geholt. Die Baumstämme kamen zum Holzausformungsplatz nach Herrnhut und gelangten von da mit der Bahn meist in Zellstoffwerke. „Solche Langholztransporte sieht man heute nicht mehr“, sagt er.

Heute erfolgt der Holzeinschlag zum Großteil mit Harvestern. Diese Spezialmaschinen schlagen sich alle 20 Meter eine Schneise zum Durchforsten in den Wald. Ihre Greifarme ragen bis zu zehn Metern in den Baumbestand hinein. Die Stämme werden sofort mit Walzen und Scheren entästet. Das Reisig wird dabei so vor dem Harvester abgelegt, dass er darüber fahren kann. So wird der Boden nicht so sehr verdichtet. Noch vor Ort werden die Stämme per Bordcomputer auf die Länge geschnitten, die die Sägewerke bestellen. Meist sind es Blöcke von drei bis sechs Metern.

„Es ist schön, zu sehen, wie die Bäume gewachsen sind. Der Wald ist gesünder geworden“, sagt er. Mittlerweile hat er schon Schläge durchforstet, die er 1983 in seinem ersten Jahr als Förster bepflanzt hatte. Die kaputten Baumkronen durch die Schwefeldioxid-Belastung sind Geschichte. Aber durch den zunehmenden Autoverkehr schaden jetzt Stickoxide den Bäumen. Immer öfter müssen die Förster besonders nach Windbrüchen darauf achten, dass der Borkenkäfer dem Baumbestand nicht zu sehr zu Leibe rückt. Nach dem Orkan Kyrill ist das 2007 besonders schlimm gewesen.

Bernd Lademann wird nun als Rentner keine Langeweile haben. Auf seinem Grundstück in Großschönau gibt es immer was zu tun. Im Ort ist er in der Emmaus-Kirche aktiv. Im Urlaub sieht er sich die Wälder besonders an. Im bayrischen Wald waren Lademanns bisher noch nie. Das werden sie nachholen. Außerdem hatte er zustimmend genickt, als ihm im Dezember Großschönaus Bürgermeister Frank Peuker (SPD) für seine Arbeit im Gemeinderat dankte und sagte, dass er auch als Rentner den Wald nicht aus den Augen verliert.