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Fischerfest ohne Fischzug

Das gibt es im Erlichthof Rietschen zum ersten Mal. Zum letzten Mal organisiert das Team um Marion Girth das Fest.

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© André Schulze

Von Carla Mattern

Rietschen. Mit Hagebutten lässt es sich perfekt dekorieren. Am Sonnabend wird im Rietschener Erlichthof zum Natur- und Fischerfest eingeladen, da gibt es wieder einen Augenschmaus für die Besucher mit Kürbissen, Blumen und herbstlicher Dekoration. Nur das Abfischen fällt in diesem Jahr erstmals aus. Der große Teich am Erlichthof liegt zwar da wie abgelassen, als sei er bereit dafür, dass die Fische mit Netzen und Keschern aus der Fischgrube geholt werden. Nur Fische gibt es keine. Auch hier haben Trockenheit und Hitze von April an bis vergangene Woche dafür gesorgt, dass Fischer Helmut Tusche mit seinem Team gezwungen war zum Notabfischen.

Gefeiert wird trotzdem, versichert Sabine Wiering. Sie arbeitet als Marktleiterin in der Natur- und Touristenstation des Erlichthofes. Außer dem Fischzug, der natürlich viele anzieht, werden die Besucher auf nichts verzichten müssen. Handwerksvorführungen, Straßenmusik und Countrymusik wird live gemacht und auch Hatzebliemel mit seinem Leierkasten wird nicht fehlen. Das Bogenschießen und Fackelnschnitzen empfiehlt sie besonders Familien, die mit Kindern zum Natur- und Bauernmarkt kommen. Es ist das letzte Natur- und Fischerfest, das Sabine Wiering vorbereitet hat. Sie geht in Rente, so wie ihre Kollegen von der Touristinformation auch, Chefin Marion Girth und Karola Pahl vom Laden.

Anders als die meisten Touristinformationen im Landkreis wie beispielsweise die im Zittauer Gebirge, in Niesky oder Bad Muskau gehört die am Rietschener Erlichthof nicht zu einer Stadt oder Gemeinde, sind die Mitarbeiter also nicht städtische Angestellte mit einer Entsoldung im öffentlichen Tarif. Der Landschaftspflegeverband Lausitz ist seit 1997 Träger für die Rietschener. Doch der Verband wird zum Jahresende aufgelöst. „Wir sind etwas Besonderes, denn wir erwirtschaften uns selbst“, sagt Marion Girth, die auch Geschäftsführerin des Landschaftspflegeverbandes Lausitz ist.

Die Gemeinde Rietschen gibt zwar einen Zuschuss, kommt aber nicht dafür auf wie beispielsweise Niesky für seine Touristinformation im Raschkehaus am Zinzendorfplatz. „Wir sind als Erlichthof nicht am Gemeindehaushalt angedockt, könnten von der kleinen Zuwendung keine Löhne zahlen“, so Marion Girth.

Laut dem Landestourismusverband Sachsen muss das Budget für eine kleine Touristinformation mindestens 100 000 Euro für Sach- und Personalkosten betragen. Wie wird Rietschen als Eigentümer der Grundstücke und Häuser in der Schrotholzsiedlung also künftig damit umgehen? Viel Zeit bleibt nicht mehr. Dann verabschieden sich die drei Frauen aus der Touristinformation in den Ruhestand. Eine Nachfolgerin für Marion Girth ist benannt und arbeitet bereits mit.

„Betreiber der Natur- und Touristinformation wird die Artour Rietschen“, sagt Ralf Brehmer, der Bürgermeister von Rietschen. Artour ist eine hundertprozentige Tochterfirma der Gemeinde Rietschen. Es werde eine neue Besatzung geben, so der Bürgermeister. „Wir sind in der Phase der Teamfindung. Wir werden dort drei Leute haben, mit etwas anderen Arbeitszeiten“, so Ralf Brehmer. Es soll einen sauberen Übergang geben. Passende Mitarbeiter finden scheint in diesem Fall kein Problem zu sein. „Auch die zwei anderen Stellen sind so gut wie besetzt“, sagt der Rietschener Bürgermeister. Die künftige Chefin habe gefragt, ob die Neu-Ruheständlerinnen nicht noch einige Stunden mitarbeiten würden. „Für mich steht das schon fest. „Ich werde mich weiter um das Kabarett kümmern, das ist mein Baby. Für nächstes Jahr sind die Veranstaltungen schon in Sack und Tüten“, sagt Marion Girth. Anders ihre Kollegin Sabine Wiering. Sie werde erst mal nicht mehr arbeiten, so ist zurzeit der Plan. Aber für die Märkte gebe es eine Datei mit mittlerweile 800 Händlern. „Das ist unser Schatz“, so Marion Girth.

Annett Pfaffenbauer vom Webhaus hat mit ihren Nachbarinnen vom Hofladen und vom Naturladen gestern fleißig dekoriert. Seit 16 Jahren ist sie die Pächterin des Webhauses. Der anstehende Teamwechsel in der Touristinformation ist angekündigt. „Ich denke, es wird sich nicht viel verändern. Ich sehe keine Probleme. Wir entwickeln in der Projektgruppe Erlichthof vieles gemeinsam, bringen als Pächterinnen Ideen ein“, so Annett Pfaffenbauer.

Neuer Schwung, eine neue Handschrift, neue Ideen und vielleicht neue Feste – es werde weitergearbeitet, so die Inhaberin des Webhauses. Und nächstes Jahr zum Fischerfest gibt es hoffentlich auch wieder Wasser und Fische fürs Abfischen.