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Fingerabdrücke auf dem falschen Nummernschild

Im Mammut-Prozess gegen zwei Helfer der polnischen Automafia liefern Kriminalisten Beweise gegen einen Angeklagten.

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© lausitznews.de

Von Jana Ulbrich

Bautzen. Die Fingerabdrücke sind eindeutig: Kriminaltechniker fanden sie unter anderem auf dem Lenkrad und dem falschen Nummernschild des dunklen Mazda 6, der in einer Februarnacht 2014 festgefahren in einer Wiese bei Radibor steckte. „Die Spuren sind ausreichend übereinstimmend. Es handelt sich zweifelsfrei um die Fingerabdrücke von Marius J.“ Das sagt einer der Polizeibeamten, die am zweiten Verhandlungstag im Mammut-Prozess gegen zwei mutmaßliche Autodiebe aus Polen gehört werden. Auf der Anklagebank vor der Großen Strafkammer des Landgerichts sitzen Mariusz J. und Edward F.

Die Staatsanwaltschaft wirft den beiden 41 und 50 Jahre alten Männern schweren Bandendiebstahl vor. Mit weiteren Komplizen sollen sie zwischen Februar und Juni 2014 unter anderem in Kamenz, Hoyerswerda, Bautzen, Löbau und Görlitz Autos gestohlen haben, zum Teil am helllichten Tag und meistens gleich mehrere in einem Diebeszug. Marius J. werden mehr als 20 Fälle vorgeworfen, Edward F. mindestens drei. Die Bande hatte sich vor allem auf Pkw der Marke Mazda spezialisiert, die sie gezielt ausgespäht haben soll, um sie später mit einem Nachschlüssel zu knacken und nach Polen zu bringen.

Der Mazda 6, der festgefahren auf einer Wiese steckte, war vom Gelände eines Kamenzer Autohauses gestohlen worden. Ein Treffer in der internationalen Datenbank führte die Ermittler zu Marius J. Später konnten ihm auch Fingerabdrücke und DNA-Spuren von anderen Tatorten zugeordnet werden. Mit internationalem Haftbefehl gesucht, nahmen ihn polnische Polizeibeamte im Juli 2014 in Zgorzelec fest. Weil der mehrfach vorbestrafte Mann in Polen noch eine Haftstrafe abzusitzen hatte, musste der Prozess in Bautzen warten. Das Gericht hat sich auf eine lange Beweisführung eingerichtet. Weil J. bisher vehement schweigt, muss es sich auf Indizien wie Fingerabdrücke und DNA-Spuren stützen. Im Fall von Edward F. ist die Beweislage noch schwieriger. Das einzige Beweismittel ist ein Blitzerfoto: Er soll neben Mariusz J. in einem Renault mit Görlitzer Kennzeichen gesessen haben, der zuvor im Zusammenhang mit Mazda-Diebstählen in Kamenz und Hoyerswerda aufgefallen war. Eine anthropologische Gutachterin muss feststellen, ob er der Mann auf dem Foto ist.

Fortsetzung am Donnerstag, dem 20. September, 9 Uhr, im Landgericht Bautzen, Lessingstraße 7, Saal 222.