Merken

Filmen für die Sicherheit

Ob Pegida, öffentliche Kunstaktion, Stadtteilfeste oder Demonstrationen aller Couleur: Mit mobilen Kameras auf Dresdner Dächern überwacht die Polizei Proteste und Parties. Beim Filmen gelten aber strenge Regeln.

Teilen
Folgen
© Sven Ellger

Von Christoph Springer

Wenn Pegida auf dem Altmarkt demonstriert, steht eine Polizeikamera auf der Altmarktgalerie an der Ecke Seestraße/Wilsdruffer Straße. Findet auf dem Neumarkt eine umstrittene Kunstaktion statt, filmt die Polizei vom Dach des Steigenberger Hotels. Ziehen gleich mehrere Demonstrationszüge durch die Altstadt und die Neustadt, überwachen die Beamten den Albertplatz mit einer Kamera im achten Stock des Simmel-Hochhauses. Videotechnik, die binnen Stunden auf- und wieder abgebaut werden kann, ist längst ein Hilfsmittel, auf das die Polizei bei Großeinsätzen nicht mehr verzichten will.

Polizeidirektor Stefan Dörner, Leiter des Einsatzreferats in der Schießgasse, legt fest, wann und wie viele Kameras gebraucht werden. „Es geht um Übersichtsübertragung bei komplexen Polizeieinsätzen“, erklärt der 40-Jährige. „Wir setzen diese Kameras ein, wenn wir an mehreren Orten gleichzeitig sein müssen.“ Dann werden die Aufnahmen in die Polizeidirektion übertragen und sind dort auf einer Videowand im „Führungsstab für besondere polizeiliche Lagen“, zu sehen. Er wird Canaletto-Saal genannt. In dem riesigen Raum mit abgedunkelten Fenstern und Blick auf die St. Petersburger Straße stehen jede Menge Arbeitsplätze mit Computern und Telefonen im Halbkreis vor dem Megabildschirm. Dörner sitzt dann auf einem Platz in der Mitte, kann von dort aus die Videoaufnahmen sehen und per Funk Anweisungen an seine Kollegen geben. Weniger Beamte sind deshalb aber nicht auf den Straßen .

„Wir müssen bei einer Demonstration zum Beispiel sehen, wo die Spitze und wo das Ende ist“, nennt Stefan Dörner ein Einsatzbeispiel. Es gehe um einen Gesamtüberblick, betont der 40-Jährige. „Die Kameras können schwenken und zoomen, der Bediener sitzt im Polizeiverwaltungsamt an der Neuländer Straße.“ Der Techniker in der Dienststelle am Wilden Mann darf keine Fenster in den Fokus nehmen. „Das ist ein No-Go“. Entdecken die Beamten aber eine Straftat, kann Görner eine Kamera umwidmen. Dann wird sie vom Hilfsmittel für die Beobachtung des gesamten Geschehens zum Aufnahmegerät für Beweiszwecke. „Wenn es zum Beispiel eine Schlägerei gibt, dann werden wir nach meiner Anweisung zoomen und das Geschehen aufnehmen“, sagt Stefan Dörner. Andere Szenen werden nicht gespeichert, auch nicht die Übersichtsbilder, die die Kameras liefern, versichert der 40-jährige Referatsleiter.

Besonders gefragt sind die Geräte, wenn die Stadt bei besonderen Anlässen voller Menschen ist. Der Polizeidirektor erinnert sich: „Ich bin mir sicher, 2016 als die zentrale Feier zum Tag der Deutschen Einheit in Dresden stattfand, haben wir alles verbaut, was wir hatten“. Das waren knapp zehn Geräte. Für die Technik und die Auswahl der Kamerastandorte ist das Polizeiverwaltungsamt zuständig. Wenn es schnell gehen muss, stellt der Bildübertragungstrupp die Aufnahmetechnik schon mal binnen weniger Stunden auf, weiß Dörner. Bis zu zehn Mitarbeiter dieser Dienststelle sind bei Großeinsätzen zur Stelle, um die Technik zu installieren und zu bedienen, sagt Wibke Sperling. Sie ist im Polizeiverwaltungsamt unter anderem für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. „Lagebilddarstellung“ nennt sie den Einsatz der Geräte. Von Videoüberwachung, bei der Plätze, Straßen oder Gebäude ständig gefilmt und die Aufnahmen auch vorübergehend gespeichert werden könnten, will sie nicht reden.

Die besten Kamerastandorte in Dresden hält die Polizei geheim. Damit wollen die Beamten vermeiden, dass die Eigentümer der Gebäude Ärger mit Gegnern der Videotechnik bekommen. Die Qualität der Aufnahmen sei inzwischen sehr gut, sagt Stefan Dörner. „Die Technik hat sich gewandelt.“ Helfen die stationären Kameras nicht weiter, dann setzt die Polizei unter anderem Drohnen ein.

Damit haben die Beamten im Mai bei der Bombenentschärfung in Löbtau, den Einsatz eines Löschroboters aus der Luft überwacht. Über Menschenansammlungen darf aber auch die Polizeidrohne nicht fliegen. Dörner: „Das beste Mittel ist der Hubschrauber.“ In mehreren hundert Meter Höhe schwebt der Helikopter mit Top-Videotechnik über der Stadt. Von dort aus haben die Piloten und ihre Kollegen den besten Überblick.