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Feuerwehr-Hilfe von außerhalb

Die Feuerwehren schließen ihre Lücken mit Mitstreitern aus anderen Gemeinden. Jüngster Neuzugang ist eine Frau aus Schellerhau.

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© Frank Baldauf

Von Maik Brückner

Glashütte. Das war Zufall. Als Horst Burkhardt in der Praxis von Dr. Tobias Schuhbauer saß und auf seinen Termin wartete, wurde er alarmiert. Der Reinhardtsgrimmaer eilte vom Wartezimmer zum Einsatz. Als dieser zu Ende war, setzte er sich wieder ins Wartezimmer. Hier kam er mit Miriam Sommerschuh ins Gespräch, die in der Praxis als Krankenschwester arbeitet und sich sehr interessiert am Einsatz zeigte. Mit gutem Grund. Die junge Frau ist selbst Mitglied der Feuerwehr, allerdings in ihrem Heimatort Schellerhau, und ist dort sogar Atemschutzgeräteträgerin.

Ihr Chef, Dr. Tobias Schuhbauer (3.v.l.), macht das möglich. Dafür gab es Blumen von Horst Burkhardt (li.) und Reinhardtsgrimmas Ortswehrleiter Thomas Flasche.
Ihr Chef, Dr. Tobias Schuhbauer (3.v.l.), macht das möglich. Dafür gab es Blumen von Horst Burkhardt (li.) und Reinhardtsgrimmas Ortswehrleiter Thomas Flasche. © privat

Horst Burkhardt gab seinem Ortswehrleiter den Tipp, die junge Frau zu fragen, ob sie tagsüber auch mit der Reinhardtsgrimmaer Feuerwehr zu Einsätzen fahren würde. Wehrleiter Thomas Flasche folgte dem Rat und konnte Miriam Sommerschuh für den Dienst gewinnen. Inzwischen hat sie an der ersten Schulung teilgenommen und wurde vom Kleiderkammerwart eingekleidet. Zudem wurde sie in die Alarmierungsschleife Reinhardtsgrimma aufgenommen.

Über das neue Mitglied in der Ortswehr freuen sich nicht nur die beiden Reinhardtsgrimmaer, sondern auch Glashüttes Stadtwehrleiter Veith Hanzsch. „Solche Doppelmitgliedschaften helfen uns, die Tagesbereitschaften in den Ortswehren abzusichern.“ In Glashütte habe man vor mehr als sechs, sieben Jahren angefangen, Feuerwehrleute, die außerhalb des Stadtgebietes wohnen und in Glashütte oder einem der Ortsteile arbeiten, anzusprechen. Mit Erfolg. Mit Miriam Sommerschuh gibt es inzwischen zehn Feuerwehrleute, die in einer der Glashütter Wehren einen zusätzlichen Dienst leisten. Sechs Kameraden kommen aus Altenberg, zwei aus Liebstadt und je einer aus Gottleuba und Dippoldiswalde. Darüber hinaus gibt es aber auch noch Feuerwehrleute aus dem Stadtgebiet, die zwei Ortswehren angehören – ihrer Heimatwehr und der, die am Arbeitsort aktiv ist. So ist es der Glashütter Wehr gelungen, dass acht von zehn Wehren tagsüber einsatzbereit sind. „Einsatzbereitschaft ist aber nicht Einsatzbereitschaft“, sagt Hanzsch. Manche können zu dritt, andere zu sechst und wieder andere zu neunt ausrücken. Trotz alledem – in Glashütte ist man froh über die Frauen und Männer, die diese Mehrbelastung einer Doppelmitgliedschaft auf sich nehmen.

Auch in anderen Wehren hat dieses Modell Schule gemacht. In der Dippser Feuerwehr gibt es gegenwärtig um die 20 Kameraden, die in zwei Wehren tätig sind und so mit dazu beitragen, dass die Wehr am Arbeitsort auch tagsüber ausrücken kann, sagt Stadtwehrleiter Michael Ebert. In Altenberg gibt es zwölf Kameraden. In Altenberg wie in Dipps ist man bestrebt, mehr Leute für Doppelmitgliedschaften zu gewinnen. „Doch das ist nicht so einfach, das hängt auch von der Tätigkeit ab“, sagt Altenbergs Stadtwehrleiter Jan Püschel. Ähnlich sehen es seine Kollegen. So sei es zum Beispiel für Mitarbeiter in feinmechanischen Betrieben unmöglich, am Drehautomaten alles Stehen und Liegen zu lassen, um zum Einsatz zu eilen, erläutert Püschel.

Lukrativ ist die Doppelmitgliedschaft nicht. Im Gegenteil: Die Feuerwehrleute, die sich dafür entscheiden, müssen sich an den Übungen der jeweiligen Wehren beteiligen. „Die Taktik der Feuerwehr ist zwar immer die gleiche“, sagt Stadtwehrleiter Hanzsch. Dennoch gibt es Besonderheiten, die meisten Ortswehren haben unterschiedliche Geräte und Fahrzeuge. Auch die Herangehensweise kann anders sein.

Von daher sei es schon eine Doppelbelastung, für die es keine besondere Anerkennung gibt. „Wir stellen die Einsatzkleidung und zahlen pro Einsatz fünf Euro“, sagt Hanzsch. Im Fall von Frau Sommerschuh gab es noch einen Blumenstrauß, den Ortswehrleiter Thomas Flasche ihr und ihrem Chef, Dr. Schuhbauer, überreichte. Schließlich ermöglicht er die Doppelmitgliedschaft. Flasche fühlt sich durch den Neuzugang ermutigt: „Ich werde auch weiterhin die im Ort ansässigen Unternehmen anfragen, ob sie auswärtige Kameraden beschäftigen und diese fragen, ob sie bereit sind, bei uns die Tagesbereitschaft mit abzusichern“, sagt der Ortswehrchef.