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Feuerwehr-Freunde fürs Leben

Viele halfen 2002 im Müglitztal. Für die meisten war es danach zu Ende. Für ein Dorf in Thüringen fing es erst richtig an.

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© Foto: Feuerwehr

Von Heike Sabel

Mühlbach. Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft, große haben die zwischen den Feuerwehren in Mühlbach und dem thüringischen Albersdorf begründet. Damals im August 2002, als nach dem Hochwasser Kärcher und Pumpen hoch im Kurs standen. Die Albersdorfer waren damals einfach losgefahren und in Mühlbach gelandet. So wie 23 andere Feuerwehren. Die weiteste war vom Bodensee gekommen. Die meisten halfen und fuhren irgendwann wieder nach Hause. Die Thüringer aber kamen nach zwei Wochen wieder.

Der damalige Mühlbacher Feuerwehrchef Lutz Richter erinnert sich. An der Wandtafel standen damals die Termine. Unter anderem der für das Herbstfeuer. „Was macht ihr da?“ fragten die Thüringer. Ihr Fleischermeister wollte den Mühlbachern was Gutes tun. Der kam dann mit seinem Kühlauto voller Bratwürste und stand selbst am Grill. Noch immer waren die Folgen des Hochwassers zu spüren. Die 250 Euro der Thüringer halfen. Später lernten die Albersdorfer Mühlbach auch ohne Hochwasser kennen.

Seither sehen sich die Feuerwehr-Freunde mindestens einmal jährlich. Die Mühlbacher fuhren zur Gerätehaus-Einweihung und zur Kirmes nach Albersdorf und die Albersdorfer kommen, wenn im Müglitztal gefeiert wird. Inzwischen ist die nächste Generation der Freunde herangewachsen. Neuer Feuerwehrchef in Mühlbach ist Martin Richter, mit seinem Vorgänger weder verwandt noch verschwägert. „Wer sich nicht kennt, wird kennengelernt“, sagt Richter junior. Es passe einfach, bei den Jungen und bei den Alten.

Martin Richter half 2002 als 17-Jähriger in Weesenstein. Ein Jahr später lernte er seine Frau, eine Mühlbacherin kennen, 2004 kam er zur Feuerwehr. Er lernte Bau- und Möbeltischler und ist heute Notfallsanitäter. Heute gehört er schon zu denen, die bei Treffen Sätze mit „Weißt Du noch“ beginnen. Viele haben das Hochwasser irgendwie schon vergessen, sagt er. Da ist es gut, sich ab und an zu erinnern, auch an den Beginn der Freundschaft. Anlässe, sie zu stärken, gibt es immer wieder. Voriges Jahr nahm erstmals eine Mühlbacher Jugendmannschaft an einem Wettkampf in Albersdorf teil. Dabei wurde ein bisschen getrickst, weil die Mühlbacher eigentlich zu jung waren. „Das ist eine tolle Geschichte“, sagt Martin Richter. Manchmal schauen die Mühlbacher Richters etwas neidisch nach Thüringen. Albersdorf hat zwar mit rund 300 Einwohnern etwa 200 weniger als Mühlbach, dafür wurden hier Jugend- und Sportlerheim sowie das Gemeindezentrum mit Feuerwehr, Gemeindebüro und Saal saniert. Der Zusammenhalt der Albersdorfer zur Saal-Einweihung hat die Mühlbacher beeindruckt.

Ein gut funktionierendes Geschenk

Sie arbeiten jetzt auf 2019 hin. Da gibt es was zu Feiern – natürlich mit den Albersdorfern: 220 Jahre Löschwesen und 80 Jahre Feuerwehr im Ort. Bis dahin aber werden sich die Feuerwehr-Freunde noch einige Male treffen. Schnell fährt mal jemand die knapp zwei Stunden. „Es ist diese Herzlichkeit, die macht, dass wir gut zusammenpassen“, sagen die Mühlbacher und Albersdorfer.

Der Hochdruckreiniger, den die Albersdorfer 2002 nach Mühlbach brachten, leistet übrigens bis heute gute Dienste. Was eben ein gutes Geschenk ist.