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Fernmeldezentrum am Postplatz ist bald Geschichte

Noch dieses Jahr verschwinden die letzten Wände. Doch die Grundsteinkassette von 1978 soll im Fernmeldemuseum an den besonderen Bau erinnern.

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© BMK Dresden

Von Peter Hilbert

Das Bild am Postplatz wandelt sich. Neubauten wachsen. Verschwunden ist hingegen das Fernmeldezentrum zwischen der Annen- und der Freiberger Straße. An der Rückseite des benachbarten Telekom-Neubaus stehen nur noch zwei L-förmige Wände. Noch dieses Jahr sollen sie verschwunden sein, teilt Bert Wilde, Dresdner Niederlassungschef der CG-Gruppe mit. Dann erinnert zumindest optisch nichts mehr an das 1983 fertiggestellte Fernmeldezentrum. Auf der Fläche will die CG-Gruppe einen siebengeschossigen Neubau errichten.

Eine Erinnerung soll jedoch bleiben. Darauf dringt die Dresdner Interessengemeinschaft Historische Fernmeldetechnik.

In ihrem Vereinssitz mit dem Fernmeldemuseum im benachbarten Telekom-Neubau an der Annenstraße würde sie gern ein Stück präsentieren – die Grundsteinkassette von 1978. Darum bat Vorstandsmitglied Claus Hegewald die CG-Gruppe. Denn derzeit werden die Keller des Fernmeldezentrums abgebrochen. Der Investor will den Verein unterstützen. Die Bauleiter seien beauftragt und achten beim Abbruch darauf, ob sie die Kassette entdecken, versicherte CG-Sprecher Robert Hesse der SZ.

Der Grundstein für das neue Fernmeldezentrum war am 18. April 1978 feierlich gelegt worden. In der Kassette waren aktuelle Zeitungen dieses Tages sowie weitere Zeitdokumente.

Errichtet wurde das Fernmeldegebäude nicht im damals üblichen Plattenbau, sondern im Deckenhub-Verfahren. Das funktionierte wie folgt: Die Bauleute stellten am Boden die Stahlbetonplatten der Decken des sechsgeschossigen Komplexes her. Nur die Stahlbetonstützen ragten in die Höhe. Mit einer ausgetüftelten Technologie wurde Decke für Decke von Hydraulikpressen nach oben gezogen. „Für die damalige Zeit hatte diese Technologie Weltniveau“, erläuterte der frühere Bauleiter Peter Großer. „Durch diese großflächigen Platten wurde eine großzügige Innenraumnutzung möglich.“ Am 20. August 1981 hatte Großer mit seinen Leuten das Gebäude fertiggestellt – acht Wochen vorfristig. „Es war ein bombastisches Gefühl“, erinnert er sich. Spezialkräfte hätten das Fernmeldedienstgebäude bis Ende 1983 dann noch innen ausgebaut. Der Neubau sollte nur ein erster Teil eines viermal so großen Fernmeldezentrums sein. Doch daraus wurde nichts.