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Fernbus-Aus am Bahnhof Neustadt?

Vom Schlesischen Platz fahren bereits keine Busse mehr. Das könnte nun auch an der Hansastraße passieren. Ein wichtiger Haltepunkt für Fernbusse in Dresden droht wegzufallen.

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© Sven Ellger

Von Sarah Grundmann

Das Haltestellenschild steht noch. Doch bereits seit zwei Wochen fahren die Fernbusse des Unternehmens Berlin-Linienbus nicht mehr vom Schlesischen Platz ab. Die Stadt hatte die Erlaubnis nicht verlängert, nachdem sie ausgelaufen war. Auf der anderen Seite des Neustädter Bahnhofs herrscht hingegen noch reges Treiben. Die Firma Flixbus fährt von der Hansastraße zehn verschiedene Ziele an. Doch auch das könnte sich bald ändern.

„Dort bestehen Probleme bei der Verkehrssicherheit und der Kapazität“, teilt Stadtsprecher Karl Schuricht auf SZ-Anfrage mit. „Solange die Konzession besteht, ändert sich an den Abfahrten an der Hansastraße nichts.“ Diese läuft 2023 aus. In dieser Zeit will die Stadt sich überlegen, ob die Erlaubnis dann verlängert wird. In einer Antwort auf Anfrage von Neustädter Ortsbeirätin Benita Horst (FDP) schreibt sie allerdings, dass die Bayerische Straße am Hauptbahnhof der einzige Halt in Dresden werden soll. Dabei ist es dort jetzt schon häufig überlaufen, beim Ein- und Aussteigen kann es gefährlich werden. „Wir halten die Zustände dort ebenfalls für unbefriedigend“, sagt Baubürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain (Grüne). „Deshalb arbeiten die Verkehrsplaner seit Langem an der Errichtung eines Zentralen Omnibusbahnhofs.“ Bald sollen dem Stadtrat verschiedene Varianten mit unterschiedlichen Standorten vorgelegt werden.

Sollte der Halt an der Hansastraße wegfallen, wäre das für viele ärgerlich. Abramo Nardiello nutzt ihn häufiger und ist auch am Montagvormittag dort, um mit dem Bus nach Berlin zu fahren. Den Neustädter würde es stören, wenn er künftig die deutlich längeren Wege zum Hauptbahnhof in Kauf nehmen müsste. Auch das Unternehmen Flixbus wäre von dem Wegfall der Haltestelle nicht begeistert.

Dass die Stadt den Halt streichen könnte, ist für die Berliner Firma neu. „Der Wegfall der Haltestelle wäre ein herber Einschnitt“, sagt Pressesprecherin Marika Vetter. „Reiseplanungen würden sich verkomplizieren, Anfahrtswege würden sich stark verlängern, und der Verkehr ins Dresdner Stadtzentrum würde weiter zunehmen.“ Nach Ansicht des Unternehmens haben sich die beiden Haltestellen bislang gut ergänzt. Die Argumente der Stadt, eine davon zu streichen, kann Vetters nicht nachvollziehen: „Mit dem derzeitigen Betriebskonzept ist ein sicherer Verkehr an der Haltestelle in der Hansastraße in jedem Fall gegeben“, sagt sie. „Wir sehen keine Gefährdung der Passagiere oder anderer Verkehrsteilnehmer.“ Hingegen sei der Hauptstandort an der Bayerischen Straße diesbezüglich durchaus noch verbesserungswürdig.

Was für Flixbus noch Zukunftsmusik ist, ist für das Unternehmen Berlin-Linienbus hingegen seit zwei Wochen schon bittere Realität. Geschäftsführer Karsten Schulze droht der Stadt jetzt sogar mit einer Klage. Denn seine Busse dürfen bereits seit zwei Wochen nur noch am Hauptbahnhof halten. „Uns jeglichen Halt in Dresden-Neustadt zu verbieten, während ein Wettbewerber das noch viele Jahre lang darf, ist Wettbewerbsverzerrung“, sagt er auf SZ-Anfrage. „Wir werden rechtliche Schritte einleiten und prüfen bereits, inwiefern wir Schadensersatzansprüche geltend machen können.“

Die Stadt hatte ihre Entscheidung am Schlesischen Platz damit begründet, dass sich Beschwerden über Lärm und Abgase gehäuft hätten. Diese Argumente sind für Karsten Schulze neu. Doch nachvollziehen kann er sie nicht: „Die von uns genutzte Haltestelle war und ist auch weiterhin eine des öffentlichen Personennahverkehrs. Dieser hält dort mit einer viel höheren Taktung als Berlin-Linienbus.“ Bislang gab es dort für den Fernbus 20 An- und Abfahrten am Tag. Unter anderem soll sich das benachbarte Seniorenheim über Krach und Gestank beschwert haben, heißt es seitens der Stadt.

Doch die Leiterin will davon nichts wissen. „Uns als Einrichtung tangiert das Thema nicht“, sagt Jutta Kunze. Zwar hatte die Sächsische Zeitung bereits vor fünf Jahren mit einer Bewohnerin gesprochen, die sich über den Fernbushalt ärgerte. „Ihre persönlichen Ansichten spiegelten aber nicht repräsentativ die aller Bewohner wider“, so die Heimleiterin. Ortsbeirätin Benita Horst will nun von der Stadt prüfen lassen, ob nahe des Neustädter Bahnhofs Alternativen für einen Fernbushalt bestehen.