Merken

Ferkelzucht bereitet Bauchschmerzen

Eine Schweinemastanlage in Stolpen soll wieder in Betrieb gehen. Anwohner sehen das kritisch.

Teilen
Folgen
NEU!
© Archivfoto: Dirk Zschiedrich

Von Anja Weber

Schweinebraten oder Schnitzel lehnen viele nicht ab. Aber dort wohnen, wo Schweine in großer Zahl gemästet werden, möchte keiner. Denn es stinkt. Das wissen die Anwohner der Napoleonstraße in Stolpen sehr gut.

Hier war 2013 das ehemalige Volksgut noch die größte Schweinemastanlage im gesamten Landkreis. Zuletzt wurde sie 1997 modernisiert. Im Juni 2017 hatte der Niederländer Marten Tigchelaar die Anlage gekauft. Er könnte hier bis zu 4 800 Schweine parallel mästen. Das tut er bereits in seiner Anlage in Pappendorf in Mittelsachsen. Eine weitere betreibt er in Stroga bei Großenhain. Der Landwirt will expandieren. Doch an der Erweiterung des Standortes in Stroga gab es Kritik. Hier sammelten Anwohner Unterschriften. Großenhains Stadträte hatten dann auch den Bau eines neuen Großstalls mitten in Stroga abgelehnt und sind damit dem einstimmigen Votum der Ortschaftsräte gefolgt.

Vermutlich deshalb hat Marten Tigchelaar die Anlage in Stolpen gekauft. Doch er möchte hier nicht mit Schweinemast, sondern wie er betont, mit Ferkelzucht anfangen. Ursprünglich sollten es 4 000 Ferkel sein. Doch dann hatte er angekündigt, perspektivisch bis zu 18 000 Ferkel unterbringen zu wollen. Das sorgte für heftige Diskussionen in Stolpen.

Der Landwirt kann die Aufregung nicht verstehen. Es handele sich um Ferkel, die bis 25 Kilo wiegen, erläutert Marten Tigchelaar. Und wenn das Landratsamt die nötigen Genehmigungen erteilt, dann würde unter anderem auch die Installation einer Luftreinigungsanlage in den Auflagen enthalten sein. Dennoch sind die Anwohner wachsam. Der Stolpener Ortschaftsrat hatte bereits mehrere Diskussionsrunden mit ihnen wie auch mit dem Betreiber der Anlage. Etwa 60 Bürger haben sich an dem Verfahren zum Bebauungsplan beteiligt, eine ungewöhnlich hohe Zahl.

Auch der Ortschaftsrat sieht das Ganze kritisch. „Die Gülle-Lagune muss verschwinden. Darüber hinaus ist die schrittweise Erhöhung der Ferkelanzahl auch nicht geeignet, Vertrauen zu schaffen“, sagt Ortsvorsteher Hans-Jürgen Friedrich (FDP). Er weiß aber auch, dass es wenig Chancen gibt, das Vorhaben zu verhindern. Rein rechtlich wäre es sogar möglich, dass Marten Tigchelaar nicht nur die Ferkelzucht, sondern auch die Schweinemast wieder in Betrieb nehmen würde.

Der Ortsvorsteher wünscht sich eine Veranstaltung mit dem Landratsamt, in welcher der Werdegang der geplanten Ferkelzucht erklärt wird. Denn auch er spürt die Verunsicherung in der Bevölkerung. In Stolpen wurden vor einiger Zeit Unterschriften gesammelt mit der Forderung, dass die Betreiber der Anlage etwas gegen den Gestank unternehmen. Der üble Geruch ging vorwiegend von den offenen Güllebecken aus, aber auch von den offenen Schweinställen. Nicht zuletzt hatte man in Stolpen sogar Angst, dass der Gestank Interessenten davon abhalten könnte, im neuen Wohngebiet ihr Haus zu bauen.

Marten Tigchelaar hofft nach eigener Aussage auf ein gutes Miteinander. Für ihn steht fest, dass er die vier Hektar umfassende Anlage modernisieren wird, entweder für Ferkel oder für Schweine. Die Ställe sollen innen und außen saniert, das heißt auch optisch schöner werden. Modernisieren heißt für den neuen Eigentümer darüber hinaus, dass er die umweltverträgliche Abluftanlage einbauen wird, sodass die Anlage die per Gesetz geltenden Werte einhält. Erbaut wurde die Mastanlage des damaligen Volksgutes Stolpen in den 1950er-Jahren. 6 000 Plätze gab es in den Ställen damals. 1997 wurde die Anlage mit 3 000 Plätzen privatisiert.