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Fahren Züge bis Döbeln Zentrum?

Es ist technisch nicht möglich, Züge am Haltepunkt enden zu lassen. Für eine Aufrüstung stellt sich die Sinnfrage.

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© Archiv/Dietmar Thomas

Von Jens Hoyer

Döbeln. Lange nichts gehört vom Haltepunkt Döbeln Zentrum? Eigentlich sollte dort der Zug auf der Strecke Leipzig-Döbeln enden, nachdem der Personenverkehr auf dem Abschnitt bis Meißen vor knapp drei Jahren eingestellt wurde. Der Verkehrsverbund Mittelsachsen (VMS) hatte beschlossen, die Züge wenigstens bis zur Haltestelle Zentrum fahren zu lassen. Pläne für einen Ausbau hatte der VMS vor über drei Jahren dem Döbelner Stadtrat vorgestellt. Der Bahnsteig sollte verlegt werden, damit ein barrierefreier Zugang realisiert werden kann. Kostenpunkt des Ausbaus: zwischen 2,1 und drei Millionen Euro.

Von diesen Plänen hat der VMS bisher noch nichts umgesetzt. Die Nossen-Riesaer Eisenbahn-Kompagnie (NRE) als Betreiber der Strecke müsste erst einmal die technischen Voraussetzungen schaffen, dass die Züge am Haltepunkt halten und in die Gegenrichtung wieder starten können. Das ist bisher nämlich nicht möglich. Eckart Sauter, Geschäftsführer der NRE, stellt sich aber mittlerweile die Frage, wie sinnvoll diese Investition ist. Denn hinter den Kulissen ist einiges in Bewegung gekommen.

Die Überlegungen, die Züge in Döbeln Zentrum enden zu lassen, werden von den Aktivitäten überlagert, die Linie gleich wieder bis Dresden zu bedienen, sagte Sauter. „Da ist jetzt eine gewisse Dynamik reingekommen, nachdem Ministerpräsident Kretschmer geäußert hat, dass er sich dafür einsetzen will, dass die Strecke wiederbelebt wird. Das war eine weitreichende Aussage“, so Sauter. Wenn es so käme, wäre jede Investition in die technische Aufrüstung des Haltepunktes Döbeln Zentrum rausgeworfenes Geld.

Trotzdem treibt die NRE die Planungen voran. „Wir wollen einen Überblick zur Höhe der Kosten haben. Wenn das mit der Bahnverbindung nach Dresden nichts wird, käme der Haltepunkt wieder verstärkt auf die Tagesordnung“, sagte Sauter. Man arbeite mit einer Firma zusammen, die die Sicherheitstechnik entlang der Strecke betreut. Und diese sei mit zwei Herstellern von elektrischen Miniaturstellwerken im Gespräch. „Wir können ja in Döbeln Zentrum keinen Arbeitsplatz einrichten“, sagte Sauter.

Eine relativ schnelle Bahnverbindung nach Dresden wäre machbar, so der Geschäftsführer. Die TU Dresden hat dazu schon eine Modellrechnung angestellt. Die Bahnverbindung über Coswig wäre die schnellste Fahrzeit von Döbeln bis Dresden: eine Stunde und elf Minuten. Und das in den Stoßzeiten im Stundentakt.

Die Entscheidung, den Personenverkehr wieder zu bestellen, liegt bei den Verkehrsverbünden VMS in Chemnitz und VVO in Dresden. Wenn der Personenverkehr wieder aufgenommen würde, wären die Anforderungen an die technische Modernisierung der Strecke viel weitreichender, sagte Sauter. Die wenigen Güterzüge, die bisher jeden Tag von Meißen ins Tanklager Rhäsa rollen, werden nach dem technisch einfachen Zugleitsystem abgefertigt. Das Personal fährt dabei mit dem Auto mit, um die Stellwerke zu besetzen.