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„Europa kann auch scheitern“

Mit einem eindringlichen Appell ist die Sommerfakultät der Verwaltungshochschule zu Ende gegangen.

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© Claudia Hübschmann

Meißen. Kleine blaue Fähnchen mit dem Sternenkranz liegen auf den Tischen in der Mehrzweckhalle der Meißner Verwaltungshochschule aus. Sie liefern das Stichwort für den ersten Vortrag der aller zwei Jahre stattfindenden Sommerfakultät an der Hochschule der Sächsischen Verwaltung in Meißen an diesem Freitagvormittag. „Europa – Einheit und Vielfalt.“ So lautet die Zeile über dem Vortrag von Professor Dr. Ulrich Brückner aus Berlin.

„Ich freue mich sehr, dass wir einen so hochkarätigen Redner für unsere Sommerfakultät gewinnen konnten“, sagt der Rektor der Meißner Hochschule Professor Dr. Frank Nolden. Bereits zum achten Mal findet die ambitionierte Veranstaltung statt. Rund 200 europäische Gäste mit einem Schwerpunkt in Deutschlands östlichen Nachbarländern sind aus diesem Anlass nach Meißen gekommen. Das Motto „Die Zukunft Europas“ liefert die Klammer für eine Woche voll mit Vorträgen, Werkstätten, Ausflügen. Über viele Monate hinweg hat Dozentin Ute Enderlein das Programm mit ihrem Team bis ins Detail ausgefeilt. „Jetzt, wo es dem Ende entgegengeht und alles so gut geklappt hat, fragt man sich, weshalb es vorher überhaupt so eine Aufregung gab“, sagt sie.

Ulrich Brückner ist ein Redner, der seine Zuhörerschaft schnell in den Bann zu ziehen vermag. Frei und frisch spricht er Studenten und Dozenten an. Seine Sorge gilt dem Projekt Europa. Die Themen zu dieser Sommerfakultät unterschieden sich kaum von der ersten Veranstaltung in der Reihe, so sein Einstieg. Allerdings hätten sie deutlich an Brisanz gewonnen. Brückners These: Das Projekt Europa kann auch scheitern. Es stehe derzeit auf der Kippe. Verschiedene Gründe seien dafür auszumachen. Dazu gehörten das Fehlen einer gemeinsamen europäischen Identität ebenso wie die Überzeugung vieler deutscher Politiker, dass ihre Ideen alternativlos seien. Brückner spricht sich im Gegensatz dafür aus, das Gespräch über die Struktur Europas, über seine Verfasstheit weiter lebendig zu halten, sich nicht abzuschotten, sondern die EU als permanente Baustelle zu betrachten.

Unter seinen Zuhörern sitzen die Studenten Stefanie Krause und Florian Timmermeister. Sie studieren in Meißen, haben aktiv mitgewirkt, dass diese Sommerfakultät zu einem Erfolg wird. Befragt nach den bleibenden Eindrücken aus der vergangenen Woche, nennen beide spontan den musikalischen Auftakt. Ganz leise habe Ludwig van Beethovens „An die Freude“ begonnen. Langsam gewann die Musik an Macht. Ohne es vorher abgesprochen zu haben, seien Dozenten und Studenten aufgestanden und hätten die Europa-Hymne mitgesungen. „Es war ein Gänsehautgefühl“, sagt Florian Timmermeister.

Vielleicht war es dieses gemeinsame Erlebnis, das mit die Grundlage für eine harmonische Woche schuf. „Wir haben Europa im Kleinen und im Großen erfahren“, sagt Stefanie Krause. Die von Ulrich Brückner geforderte europäische Identität sei hier in Meißen bereits ganz deutlich spürbar gewesen. (SZ/pa)