Merken

Prinz zur Lippe verkauft Gut Zadel

Das älteste private Weingut Sachsens hat große Pläne für die Zukunft – wird aber erst mal kleiner.

Teilen
Folgen
© Claudia Hübschmann

Von Dominique Bielmeier

Meißen. Was hat Wein mit einem Lindenblatt zu tun? Glaubt man Georg Prinz zur Lippe, dann eine Menge. Der Winzer nutzt die Form des Blattes, um den Geschmack seiner Weine zu beschreiben: eine filigrane Säure als Spitze, Primär- und Sekundäraromen als feine Zacken und die Fülle der Mineralität als Rundung. So beschreibt er es bei der Jahrespressekonferenz am Montag. Um diesem Geschmack noch mehr Rechnung zu tragen, plant das Unternehmen für die Zukunft eine Reihe von Veränderungen. Das Wichtigste im Überblick.

Schloss Proschwitz wird Sitz des Weingutes Schloss Proschwitz.
Schloss Proschwitz wird Sitz des Weingutes Schloss Proschwitz. © C. Hübschmann

Proschwitz gibt einen Standort auf

Dass die Vinothek aus Zadel ins Schloss im Heiligen Grund umziehen soll, ist bekannt. Dass aber der gesamte Standort Zadel wegfallen wird, ist neu. „Die Kellerei dort ist einfach zu groß“, erklärt Prinz zur Lippe. Es sei schwer, beide große Gebäude zu bespielen, so Alexandra Prinzessin zur Lippe. Die Kellerei ziehe ganz nach Ockrilla, wo das Paar in den vergangenen zehn Jahren knapp 4,5 Millionen Euro investiert habe. Nachdem das Weingut zu Weimar mit rund 40 Hektar im Jahr 2015 an die Agrargenossenschaft Gleina im südlichen Sachsen-Anhalt verkauft wurde, gibt es hier genügend Kapazitäten. „Fünf Jahre werden wir sicher brauchen, um das Ganze umzusetzen“, sagt Prinz zur Lippe. Schneller geht es hoffentlich mit der Vinothek im Dienerhäuschen des Schlosses: Die Baupläne dafür seien bereits fertig, müssten jedoch noch genehmigt werden.

Das Schloss soll zum Erlebnis werden

Insgesamt soll sich alles mehr auf das rund 800 Jahre alte Schloss konzentrieren. Prinz zur Lippe stellt sich hier eine Art Erlebniswelt vor – ohne Schloss Wackerbarth kopieren zu wollen. „Wir möchten in Proschwitz unser Handwerk erlebbar machen“, sagt Prinz zur Lippe. Gäste sollen selbst Hand anlegen dürfen und vor allem zum Essen und Wein-Trinken nicht mehr nach Zadel fahren müssen.

200 000 Euro für neue Technik

„Signifikant“ hätten die Winzer im vergangenen Jahr in Kellertechnik investiert, darunter in eine neue Presse, sagt Prinz zur Lippe. Auf Nachfrage nennt er die Summe von 200 000 Euro. Hinzu kämen Investitionen in Personal, das Team von rund 80 Mitarbeitern sei erweitert, niemand entlassen worden.

Der Weinskandal hinterließ Narben

„Ich habe im vergangenen Jahr keine einzige Flasche in die USA verkauft“, sagt Prinz zur Lippe. Der Fund des im Weinbau verbotenen Pflanzenschutzmittels Dimethoat habe den Winzer, der von diesem gar nicht selbst betroffen war, das gesamte Amerika-Geschäft gekostet. Er spricht von einem „Kollateralschaden“ und rügt die Kommunikation des Freistaats und mancher Journalisten. Wie viel ihn der Weinskandal gekostet hat, könne er nicht genau beziffern.

Rebflächen werden verpachtet

Um über 16 Hektar könnte Schloss Proschwitz in diesem Jahr wachsen, denn ein Pachtvertrag mit Schloss Wackerbarth endet bald. Aber die Winzer wollen gar nicht wachsen. „Wir haben unsere Idealgröße gefunden“, sagt Prinzessin zur Lippe über die knapp 80 Hektar. „Heute kommt es mir nicht darauf an, der Größte zu sein, sondern der Beste – oder zumindest einer der Besten“, sagt der Prinz. Deshalb sollen die frei werdenden Rebflächen wieder verpachtet werden. Drei Interessenten gebe es, einer davon habe ein klares Konzept, er wolle eine neue Marke für den Lebensmitteleinzelhandel auf den Markt bringen.

Der Prinz konzentriert sich auf das Gut

Weiterer Grund, warum Proschwitz nicht wachsen soll: Prinz zur Lippe will sein Unternehmen überblicken können, jeden Mitarbeiter noch persönlich kennen. Zugunsten des Weinguts hat er andere Aktivitäten zurückgefahren, er ist nicht mehr niederländischer Konsul und seit diesem Jahr auch nicht mehr Vorstand der Stiftung Sachsen-Coburg-Gotha. Sein Sohn Moritz sei jetzt 14 Jahre alt und habe schon Spaß am Thema Wein. „Aber wenn er das mal nicht weiterführen sollte, machen wir eine Stiftung daraus.“