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Es funkt an der Parkhausschranke

Eine VW-Tochterfirma bietet bargeldloses Parken in sieben Dresdner Parkhäusern an. Bezahlt werden muss das Autoabstellen aber trotzdem.

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© René Meinig

Von Klemens Deider

Der junge Mann rollt im Kleintransporter auf die Ausfahrtschranke im Parkhaus zu, schiebt sein Ticket rein und nichts rührt sich. Frust und Stress bei ihm angesichts drängelnder Autofahrer. Ein Meter daneben, in der Einfahrt zum Parkhaus des Einkaufszentrums SP1 am Straßburger Platz das genaue Gegenteil: Lächelnde Fahrer im Blitzlichtgewitter der Pressefotografen rollen E-Golfs an der Schranke vor und zurück, um die neuen funkenden Parktickets zu demonstrieren.

Mit travipay Premium, dem neuen Bezahldienst, wär das dem Transporterfahrer nicht passiert. Der setzt zurück, sucht den Automaten, kramt nach Kleingeld, bezahlt das Ticket, kehrt zurück und fährt Minuten verspätet schrankenfrei seines Weges. Genau das Szenario hat Christoph Schwarzmichel, Geschäftsführer der Firma Sunhill Technologies, eine halbe Stunde zuvor geschildert. Bei einer Pressekonferenz am Donnerstag in der Gläsernen Manufaktur nannte der Bayer die umständlichen Wege beim Bezahlen im Parkhaus als einen der Gründe dafür, warum sein Bezahldienst für Parkhausnutzer Vorteile bietet. Dank funkendem Kontakt über eine Karte oder einen Aufkleber im Auto erkennt ein Gerät in der Einfahrt, wer da kommt und gibt die Schranke frei. „Bezahlt wird per App. Das dauert 30 Sekunden. Kleingeldsuche ist nicht mehr zeitgemäß. Unsere Mobilität wird digital und somit auch das Parken“, sagt Schwarzmichel.

Sunhill technologies, der mittlerweile führende Anbieter von mobilen Bezahlsystemen beim Parken, ist seit 2016 eine Tochterfirma der Volkswagen Financial Services AG. Den seit elf Jahren bestehenden Bezahldienst travipay free, mit dem bargeldlos auf Parkflächen am Straßenrand geparkt werden kann, hat die Firma jetzt um die Parkhausvariante erweitert. Seit Juni ist die Version auf dem Markt. Bundesweit können damit 200 Parkhäuser – sieben davon in Dresden – benutzt werden. „Wir haben Verträge mit zwei der vier größten Betreiber“, so Sunhill-Geschäftsführer. Weitere Häuser folgen in der nächsten Zeit. In Deutschland gibt es mehrere Tausend Parkhäuser und Tiefgaragen, eine genaue Zahl kennt nicht mal der Bundesverband Parken, der über 200 Betreiber vereint.

Mit der App können sich Kunden zum Parkhaus navigieren lassen. Je nach Ausstattung der Parkhäuser bietet der Bezahldienst zwei Varianten: Dank automatischer Erkennung des Stickers öffnen sich die Schranken bei Ein- und Ausfahrt kontaktlos von selbst. Bietet das Parkhaus das nicht, kommt die Karte zum Einsatz. Diese wird an das Lesegerät der Schranke gehalten. Karte und Aufkleber erhalten Kunden bis zum 30. September gratis im Willkommens-Paket, wenn sie sich für eine Premium-Mitgliedschaft registrieren. Nach diesem Zeitpunkt wird eine einmalige Einrichtungsgebühr von 14,99 Euro erhoben. Die Premium-Mitgliedschaft kann für 2,49 Euro im Monat abgeschlossen werden.

Jeder Parkvorgang wird von der App erfasst und über Kreditkarte oder per Lastschrift abgerechnet. Eine weitere Funktion ist das Ticket fürs Parken auf Parkplätzen auf der Straße. An 150 Standorten in Deutschland ist das möglich. Für Dresden werde es vorbereitet, so Robert Franke, Leiter der Wirtschaftsförderung Sachsen. Dann könne per Start-Stopp-Funktion die Parkzeit mit einem Klick gestartet und genau dann wieder gestoppt werden, wenn der Parkende zurück am Auto ist. So wird exakt die Parkgebühr bezahlt, die geparkt wurde.

Im November 2016 haben Volkswagen Sachsen und die Stadt Dresden eine Kooperationsvereinbarung unterzeichnet. Neben dem Ausbau der Elektromobilität wurde vereinbart, Dresden digitaler und kundenfreundlicher zu machen. Die Travipay-Parkhaus-Lösung sei der fünfte Schritt dahin, wie Kai Siedlatzek, Geschäftsführer von Volkswagen Sachsen, betonte. Zudem gebe es die kostenlose Stromtankstelle an und den Start-up-Inkubator für neue mobile Geschäftsideen in der Gläsernen Manufaktur. Neue Fertigungstechniken werden hier zudem erprobt. Seit März können Schüler im Rahmen von Berufs- und Studienorientierung in Laboren der Manufaktur die Elektromobilität kennenlernen.

Parkhäuser mit travipay von APCOA (Zugang mit Aufkleber): Haus am Zwinger, Schillergalerie, Straßburger Platz, Taschenbergpalais. Parkhäuser mit travipay von OPG (Zugang mit Karte): Bautzner Straße, Centrum-Galerie, Löbtau Passage. Eine Übersicht aller verfügbaren Standorte unter: www.travipay.com/premium