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Es darf auch mal ein Radler sein

Cross-Triathlet Peter Lehmann aus Coswig hat einen großen Traum. Er will zur WM auf Maui, aber noch fehlt das Geld.

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© Thomas Kretschel

Von Timotheus Eimert

Nach dem Wettkampf gönnt sich Peter Lehmann auch mal ein alkoholfreies Bier oder ein gekühltes Radler. „Dafür habe ich schon eine Schwäche“, gibt der Cross-Triathlet zu. Wenn er dazu noch erfolgreich ist, dann schmeckt das Getränk umso besser. Am Sonnabend bei der O-See-Challenge in Olbersdorf nahe Zittau, die dieses Mal als Europameisterschaft gilt, war das nicht der Fall.

Massenstart am Olbersdorfer See bei Zittau: 1500 Teilnehmer wagten den Sprung ins warme Nass.
Massenstart am Olbersdorfer See bei Zittau: 1500 Teilnehmer wagten den Sprung ins warme Nass. © Thomas Kretschel
Mit dem Mountainbike geht es für Lehmann durch das Gelände.
Mit dem Mountainbike geht es für Lehmann durch das Gelände. © Thomas Kretschel

Nach 1,5 Kilometern schwimmen im Olbersdorfer See, 36 Kilometern Mountainbike fahren und zehn Kilometern querfeldein laufen landet Lehmann auf dem 15. Platz. Für den Studenten der HTW Dresden, der in Coswig zu Hause ist, bedeutet das Ergebnis eine kleine Enttäuschung. Er hatte sich einen Platz unter den besten zehn vorgenommen. „Ich bin nicht wirklich zufrieden mit meiner Leistung. Leider liefen viele Sachen nicht optimal. Platz 15 ist bei einer Europameisterschaft keine Schande, wenn ich alles gegeben hätte. Das war aber nicht so“, sagt Lehmann.

Nach dem Schwimmen war er noch gut dabei. Auf dem Mountainbike und beim Laufen konnte er aber nichts mehr hinzusetzen. „Es war im Kopf ein schwieriges Rennen. Wenn man seine Kontrahenten sieht, wie sie davonfahren, und nicht mithalten kann, dann macht man sich die ganze Zeit über Gedanken“, erklärt er.

Im Ziel gab es dann trotzdem das geliebte Radler. Damit konnte er zumindest den Frust über das Ergebnis runterspülen. Zu feiern gab es aber dennoch eine Kleinigkeit. Vor fünf Jahren wurde bei der O-See-Challenge am Olbersdorfer See die Begeisterung für den Cross-Triathlon geweckt. „Ich habe vorher Straßentriathlons gemacht. 2013 bin ich dann in Zittau an den Start gegangen, und das hat mich sofort begeistert. Ich mache meinen Sport sehr gern. Die Faszination ist bis heute geblieben“, sagt der 23-Jährige, der pro Woche 20 Stunden trainiert.

Vor zehn Jahren nahm Lehmann erstmals an einem Triathlon teil. „Ich habe früher Leichtathletik gemacht. Irgendwann hat mein Vater zu mir gesagt, lass’ uns doch mal einen Triathlon ausprobieren. Das haben wir halt gemacht. Das Feuer wurde somit entfacht.“

Und es lodert bis heute. Lehmann sieht darin seine Berufung. „Wenn man gut schwimmen, Rad fahren und laufen kann, dann heißt das noch nicht, dass man ein guter Triathlet ist. Man muss alle drei Sachen in Kombination gut bringen“, erklärt er. Wie jeder Starter hat aber auch Lehmann eine Paradedisziplin. „Einen Vorteil habe ich als Ex-Leichtathlet wahrscheinlich noch auf der Laufstrecke. Mittlerweile bin ich recht ausgeglichen“, beschreibt der 1,83 Meter große Modellathlet seine Stärke. Verbesserungspotenzial sieht er noch beim Schwimmen: „Ich habe erst mit 14 Jahren angefangen, professionell zu schwimmen. Das ist einfach sechs, sieben Jahre zu spät. Ich schwimme zwar für einen Außenstehenden schnell, aber im Vergleich zur internationalen Konkurrenz ist das noch zu langsam.“ Für diese Saison hat er ein Ziel fest im Blick: In der europaweiten Xterra-Serie, in der Lehmann startet, will er aufs Podium. Derzeit belegt er in der Gesamtwertung den fünften Platz. Der dritte Rang ist in Reichweite.

Wenig Unterstützung vom Verband

Doch um die vielen Wettkämpfe quer durch Europa zu finanzieren, braucht er Geld. „Es ist schwer, immer wieder neue Sponsoren zu finden, die solche Reisen bezahlen“, erklärt Lehmann. In der Nischen-Sportart Cross-Triathlon, die in Deutschland immer weiter wächst, sind viele Starter von Sponsoren abhängig. Deshalb wünscht sich der Student vor allem vom Verband mehr Unterstützung. „Cross-Triathlon ist nicht olympisch. Deswegen kommt von der Seite fast gar nichts. In anderen Ländern sieht das anders aus.“ Dort wird viel Geld in den Sport gepumpt. Lehmann führt Neuseeland als Beispiel an. Neben den Sponsorenmitteln kommt finanzielle Unterstützung meist vom Verein – bei Lehmann vom SV Elbland Coswig-Meißen. Das restliche Geld für Reisen, Unterkunft und Startgebühr muss er aus der eigenen Tasche zahlen.

Und auch einen Start bei der Weltmeisterschaft auf Maui im Pazifischen Ozean. „Die WM ist mein absoluter Traum. Sportlich wollte ich erst hinfahren, wenn ich unter den Top 15 der Welt bin. So weit bin ich derzeit. Jetzt benötige ich nur noch die finanziellen Mittel. Mit 3 500 Euro sollte man schon planen“, beschreibt Lehmann die verzwickte Situation. Die WM der Cross-Triathleten findet jährlich im Oktober statt.

Die Unterstützung seiner Familie ist ihm dafür sicher. Vater Jörg unterstützt seinen Sohn bei jedem Wettkampf. „Er ist eigentlich immer dabei und fährt sogar mit dem E-Bike an der Strecke entlang, um mir Abstände durchzugeben“, drückt Lehmann seine Dankbarkeit aus. „Auch meine Mutter kommt fast überall hin mit.“ Seit einigen Jahren ist durch Freundin Emily, ebenfalls Triathletin, weitere Unterstützung hinzugekommen. Gemeinsam mit ihr und der Familie will er dann nächstes Jahr zur WM – und dort mit einem Radler auf den Wettkampf anstoßen.