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Erzieher kämpfen um besseren Lohn

Die Mitarbeiter der Kita „Pfiffikusland“ haben einen Betriebsrat gegründet. Die Lebenshilfe Döbeln sieht aber keinen Gesprächsbedarf.

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© Dietmar Thomas

Von Verena Toth

Geringswalde. Die Erzieher der Geringswalder Kindertagesstätte „Pfiffikusland“ und der Sächsische Erzieherverband schlagen Alarm: Der Träger der Einrichtung, die Lebenshilfe Döbeln, kann drei freie Stellen nicht mehr besetzen. Das liege nicht nur an dem allgemeinen Fachkräftemangel, sondern vor allem an der schlechten Bezahlung der Erzieher, ist sich Michaela Merker, Referentin im Sächsischen Erzieherverband, sicher.

„Schon seit 20 Jahren ist die Lebenshilfe Döbeln Träger der Kita in Geringswalde. Bis jetzt gibt es keine Tarifverträge. Mit jeder Erzieherin wird ein individuelles Gehalt vereinbart. Sie verdienen jeden Monat 480 bis 690 Euro weniger als ihre Kolleginnen in kommunalen Kitas“, heißt es in einer Mitteilung des Erzieherverbandes. Der Träger zeige trotz mehrfacher Aufforderungen keine Bereitschaft, in Tarifverhandlungen einzutreten. „Dazu gibt es derzeit keinen Grund. Die Löhne unserer Mitarbeiter wurden Anfang des Jahres erhöht. Wir sind kein öffentlicher Träger, bei uns gilt das Gleichbehandlungsprinzip, alle Mitarbeiter werden gleich entlohnt. Jeder weiß, was in seinem Vertrag steht“, sagt dazu der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Lebenshilfe Döbeln, Holger Dahms.

Die Spitzengewerkschaft des Sächsischen Erzieherverbandes hatte schon im Mai den Vorstand zur Aufnahme von Tarifverhandlungen aufgefordert. Im Juli kam ein Gespräch zustande. „Seitens des Vorstandes wurde klargestellt, dass man eher den Betreibervertrag mit der Stadt kündigen würde, als für die Erzieherinnen einen Tarifvertrag abzuschließen“, so die Mitteilung der Gewerkschaft. Dieser Aussage widerspricht das Vorstandsmitglied Dahms auf Nachfrage des DA: „Wir werden nicht vertragsbrüchig“, sagt er.

Geringswaldes Bürgermeister Thomas Arnold (parteilos) erklärt dazu, dass der Betreibervertrag mit der Lebenshilfe Döbeln regulär bis 2020 läuft. „Was danach wird, wissen wir noch nicht“, so der Ortschef. Ob es konkrete Gespräche zur möglichen Übernahme der Einrichtung in städtische Trägerschaft gegeben habe, ließ er offen. Von Spannungen zwischen Belegschaft und Trägerverein habe er gehört, doch die Stadt sei nicht der Arbeitgeber und somit auch außen vor.

Im Mai war fast die komplette 25-köpfige Belegschaft der Kita in die Gewerkschaft eingetreten, um ihren Forderungen Nachdruck verleihen zu können. „Wir wollen Lösungen finden und Gespräche führen“, sagt die designierte Betriebsratschefin Jana Kierig. Eine Gelegenheit dazu böte die konstituierende Sitzung des Betriebsrates am Donnerstagabend. Ein Vertreter des Vorstandes der Lebenshilfe Döbeln wird jedoch nicht dabei sein. Es gebe Terminüberschneidungen und keiner der insgesamt neun Vorstandsmitglieder habe Zeit, daran teilzunehmen, so Dahms.

„Wir bieten dem Vorstand zwei weitere Gesprächstermine mit dem Betriebsrat an“, so Jana Kierig. Weiterhin würden nun die Eltern über die Situation informiert. „Wir werden gemeinsam mit den Kollegen Schritt für Schritt vorgehen mit dem Ziel, einen Tarifvertrag für die Erzieherinnen zu erwirken“, kündigt die Referentin an. Ein Streik würde nur als letztes Mittel infrage kommen, ausgeschlossen sei dieser aber nicht, so Michaela Merker. Holger Dahms sagte dazu: „Dann kommt eben ein Zettel an die Tür und der Kindergarten ist zu“.

In der Einrichtung werden derzeit rund 250 Kinder in Krippe, Kindergarten und Hort betreut.