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Erstes Puppenspielfest im Kulturhaus

Sechs Bühnen zeigen am Sonntag ihre Stücke. Mit dabei ist Marco Vollmann, der in Freital eine feste Spielstätte hat.

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© Karl-Ludwig Oberthür

Von Thomas Morgenroth

Freital. Dem König ist langweilig. Er war schon mit der Kutsche unterwegs, im Swimmingpool, und er hat „König ärgere Dich nicht“ gespielt. Und nun? Ein neues Spiel muss her, und der Minister soll es besorgen. Nur womit? Die Schatzkisten sind leer. Der Minister bekommt den Auftrag, neues Geld zu beschaffen, bis in die dunkelsten Gassen von Potschappel soll er vordringen, wenn es sein muss. Und was bringt er mit? Eine blonde Müllerstochter, deren Vater behauptet, dass sie Stroh zu Gold spinnen kann. Da sitzt sie nun und weiß nicht weiter, bis ein putziges Männchen erscheint, das der Lisa aus der Patsche hilft.

Aber der Preis ist hoch, die spätere Königin muss dem Zwerg ihr erstes Kind versprechen. Ob er es bekommt? Die Frage beantwortet Puppenspieler Marco Vollmann im Stadtkulturhaus Freital. Viermal zeigt der Dresdner in diesen Tagen in der Laterne das Grimmsche Märchen „Rumpelstilzchen“ in eigener Bearbeitung. Es ist spannend und lustig, die Figuren, die Vollmann selbst herstellt, sind liebenswert, sogar das Männchen mit den glutroten Augen.

Die Kinder fiebern mit, rufen auch mal rein, Eltern und Großeltern schmunzeln. „So soll es sein“, freut sich der Puppenspieler, „meine Stücke sind ja für Familien gedacht.“ Und die kommen in Freital jetzt regelmäßig auf ihre Kosten: Die Stadt hat seit Anfang des Jahres ein Puppentheater. Weil Kulturhauschefin Angelika Schminder hin und wieder sonntags Puppentheater auftreten lässt, fragte Vollmann, ob er nicht regelmäßig in Freital spielen könnte – und rannte bei Angelika Schminder offene Türen ein: „Wir haben ein für beide Seiten vorteilhaftes Arrangement getroffen.“

Vollmann hat in der Laterne eine feste Spielstätte, es ist seine zweite neben der Alten Feuerwache in Loschwitz. Er betreibt sie auf eigene Rechnung und eigenes Risiko. Vollmann macht alles selbst, angefangen von der Werbung über die Technik bis hin zur Aufführung an sich. Er steht sogar an der Kasse und verkauft die Eintrittskarten, die sieben Euro für den Erwachsenen und fünf für das Kind kosten. Sind alle drin, schließt er die Tür, löscht das Licht, knipst die Spots für seine mannshohe Bühne an und stellt dem Publikum die Mitwirkenden vor: „Meine linke Hand, meine rechte Hand und mein Taschenorchester.“ Und dann öffnet sich der weinrote Vorhang.

Um die siebzig Vorstellungen gibt Vollmann in diesem Jahr allein im Stadtkulturhaus Freital, um die 270 sind es insgesamt im Großraum Dresden. Er führt seine Stücke nicht nur in seinen beiden Spielstätten auf, sondern auch in Kindergärten und Schulen, in Vereinshäusern wie kürzlich im Hanno in Pirna oder in Kulturhäusern wie den Parksälen Dippoldiswalde. Man kann Marco Vollmann auch für Feste und Feiern buchen, seine Bühne baut er fast überall auf. Und langweilig dürfte es selbst Dauergästen nicht werden: Der gelernte Klempner, Diakon und Sozialwirt, der seit 2004 als Puppenspieler selbstständig ist, hat fünfzehn Stücke im Repertoire. Märchen vor allem, aber auch eigene Geschichten und klassische Kasperiaden.

Über einen Mangel an Zuschauern kann Vollmann in Freital nicht klagen. Auch Angelika Schminder ist überrascht: „Ich hätte nie gedacht, dass das so gut angenommen wird.“ Aus der Kooperation erwächst nun sogar ein Freitaler Puppenspielfest, zu dessen Premiere das Stadtkulturhaus am Sonntag einlädt. Vollmann, der das Stück „Kasper und der gestohlene Schatz“ aufführen will, hat fünf weitere renommierte Puppenbühnen dazu eingeladen: das Figurentheater Marie Bretschneider aus Dresden, die Puppenbühne Spinnrad aus Bautzen, das Theater Phoebus aus Greifswald, die Scuraluna Schattenbühne aus Berlin und das VIVID Figurentheater aus Chemnitz.

Insgesamt zwölf Vorstellungen in allen Sälen sind geplant, jedes Stück wird zweimal gespielt. Darunter Klassiker wie „Der Froschkönig“, „Der kleine Muck“ oder „Der kleine Angsthase“. Als weitere Zutaten zum Fest gibt es vom Verein Biotec eine passende Dekoration, wie einen mannshohen Hampelkasper, außerdem Bastelangebote, nordische Folkmusik mit Caterina Other an der Nyckelharpa und der Sängerin Christina Lutter sowie ein „leckeres Catering“, verspricht Angelika Schminder.

Sollte die Nachfrage gut sein, soll der Premiere in den nächsten Jahren Fortsetzungen folgen. Dann vielleicht sogar mit Angeboten am Abend für Erwachsene, stellt Marco Vollmann in Aussicht. Dabei dürfte es selbst dem König nicht langweilig werden. Er kann auch gern bei den Familienvorstellungen zuschauen. Sehr zu empfehlen ist das Märchen vom Rumpelstilzchen: Den Namen sollte er sich merken.

1. Freitaler Puppenspielfest im Stadtkulturhaus Freital am 4. November von 9.30 bis 17 Uhr. Die Tageskarte kostet 12 Euro für Erwachsene und 9 Euro für Kinder.

www.puppentheater-vollmann.de