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Erster Wolfsriss im Stadtgebiet?

Ein totes Schaf aus Sebnitz wird noch untersucht. War es der Wolf, so ist er bis auf 100 Meter ans Haus herangekommen.

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© Archiv dpa

Von Anja Weber

Sebnitz. Erst in diesem Jahr hatte sich Familie Grohmann aus Sebnitz zwei neue Schafe zugelegt, als Rasenmäher. Eins davon ist nun tot. In der Nacht vom Dienstag zum Mittwoch wurde es gerissen. Die Mitarbeiter der Unteren Naturschutzbehörde waren bereits vor Ort. Ob es sich tatsächlich um einen Wolf handelt, der das Schaf getötet hat, steht zwar noch nicht fest. Allem Anschein nach dürfte das aber der Fall sein. Marcel Grohmann möchte keine Panik verbreiten. „Mich stimmt es allerdings nachdenklich, dass der Fundort des getöteten Tieres weniger als 100 Meter von einigen Häusern auf dem Horn entfernt ist“, sagt er. Einen höheren Weidezaun als Schutz für sein noch verbliebenes Schaf zu errichten, würde nicht lohnen, „denn vorangegangene Fälle zeigen, dass auch dieser keinen hundertprozentigen Schutz bietet“, sagt Marcel Grohmann. Deshalb sperrt er das Schaf nun abends in den Stall ein.

Vermutlich hat ein Wolf das Schaf am Sebnitzer Horn gerissen.
Vermutlich hat ein Wolf das Schaf am Sebnitzer Horn gerissen. © Foto: privat

Familie Grohmann hat den Landwirtschaftsbetrieb Rößler gleich in der Nachbarschaft gewarnt. „Wir haben unsere Kühe und Schweine draußen. Die Kälber sind in den Iglus“, sagt Gerd Rößler. Problematisch sei das vor allem, wenn die Kühe nachts kalben, also ohne Aufsicht sind. Immerhin gab es bereits Fälle, bei denen nicht nur das frisch geborene Kalb, sondern die Kuh gleich mit gerissen wurde. Zum Glück habe Familie Grohmann angerufen und von dem Vorfall berichtet. In dem Landwirtschaftsbetrieb wird jetzt ebenfalls überlegt, wenigstens die Kälber nachts mit in den Stall zu holen. „Wir haben ja nichts gegen den Wolf. Aber es muss alles im Rahmen bleiben“, sagt Gerd Rößler. Auch er sieht es als bedenklich an, dass sich ein Wolf – wenn es einer war– so nahe an die Häuser herantraut. Es wäre der erste zumindest gemeldete Schafsriss im Stadtgebiet von Sebnitz. Wolfssichtungen gab es aber offenbar auch schon im Bereich Hochbusch und in der sogenannten Hölle.

Vor wenigen Tagen gab es drei Vorfälle im Sebnitzer Ortsteil Hinterhermsdorf. In Ehrenberg war offenbar auch Muffelwild Opfer von Wolfsangriffen, wie Landwirt Gunter Kranz berichtet. Auch bei ihm stehen Kühe und Kälbchen auf weitläufigen Weiden. Um sie zu schützen, nimmt er die Kälber ebenfalls abends in den Stall. Denn während sich für größere Schafherden Schutzzäune lohnen, wird es für Rinder- beziehungsweise Pferdezüchter eher schwierig.

Ansprechpartner

Herdenschutzfragen Andre Klingenberger, Biosphärenreservatsverwaltung „Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft“ Malschwitz, Telefon 0172 3757602, E-Mail: [email protected].

Hinweise auf Wölfe Untere Naturschutzbehörde, Landratsamt Pirna: Telefon 0175 9393728 oder 0175 9393705

Kontaktbüro Wölfe in Sachsen Telefon 035772 46762 oder E-Mail: [email protected]

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Das Kontaktbüro Wölfe in Sachsen geht allerdings derzeit davon aus, dass Übergriffe auf Rinderherden eher selten sind. „Aufgrund der Seltenheit von Übergriffen auf Rinder gibt es keine landesweite Fördermöglichkeit für Rinderhalter“, sagt André Klingenberger, Sachbearbeiter Wolfsmanagement und Experte in Herdenschutzfragen. Sollte es zu einem Übergriff durch einen Wolf kommen, wird der Schaden ausgeglichen. Der Betrieb könnte nach Einzelfallprüfung auch die Möglichkeit zur Förderung erhalten. Dennoch gebe es gewisse Grundsätze, die Landwirte beachten können. So sollten zum Beispiel Kälber unter sechs Monaten nur zusammen mit erwachsenen Tieren auf der Weide stehen.

Ob es sich bei den Übergriffen in Hinterhermsdorf, Sebnitz, Cunnersdorf, Lohsdorf und Ehrenberg um ein neues Rudel handelt, ob es Wölfe sind, die aus Tschechien kommen, oder ob es Tiere aus dem Rudel bei Stolpen/Hohnstein sind, ist offen.