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Erster Kunstmarkt im Kulturhaus

Die Akteursrunde Potschappel hat zwei neue Projekte gestartet. Die Resonanz ist riesig.

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© Karl-Ludwig Oberthür

Von Thomas Morgenroth

Freital. Drei Frauen haben einen Plan. Er liegt vor ihnen und macht sie glücklich und sorgenvoll zugleich. „Wir könnten hier die Carla rausnehmen und nach hinten verfrachten“, sagt Simone Lehmann, Leiterin des Koordinationsbüros für Soziale Arbeit in Freital (Kobü). Gesagt, getan. Grit Bormann, wegen Personalmangels stundenweise ans Kobü ausgeliehene Integrationskoordinatorin der Stadt, lässt ein beschriftetes Rechteck aus Papier ein paar Zentimeter von A nach B wandern und rückt ein anderes an die freigewordene Stelle.

„Mehr geht nicht“, sagt Angelika Schminder, Leiterin des Stadtkulturhauses Freital. Und ist im Grunde froh darüber: Der erste Kunsthandwerkermarkt Freitals, der am 13. Oktober stattfindet, wird nicht am mangelnden Interesse von Akteuren scheitern. „Das gesamte Erdgeschoss einschließlich kleiner Saal und da capo ist mit Ständen belegt“, sagt Angelika Schminder. „Wir haben 42 Anmeldungen und sind damit restlos ausgebucht.“ Das Interesse an der neuen Veranstaltung sei „überdimensional“ besser als erwartet.

Die Bedingungen sind natürlich super: Die teilnehmenden Künstler und Kunsthandwerker müssen keine Standgebühr bezahlen, ja, noch nicht einmal selbst einen Tisch mitbringen. Und die Gäste bezahlen keinen Eintritt, was sicher einigen die Entscheidung zum Besuch des Marktes erleichtern wird. Die Kosten, die ja trotzdem entstehen, zum Beispiel für die Werbung, tragen das Koordinationsbüro und zum größten Teil das Stadtkulturhaus, das ja nicht nur die Räume zur Verfügung stellt, sondern auch das Personal für Vor- und Nachbereitung, Absicherung und Organisation. „Aber das“, betont Angelika Schminder, „ leisten wir uns nur dieses eine Mal, weil es eine Premiere ist.“

Fortsetzungen, darin ist sie sich mit Simone Lehmann einig, müssten auf andere finanzielle Füße gestellt werden. Denn eigentlich ist der erste Kunsthandwerkermarkt weder eine Veranstaltung des Stadtkulturhauses noch des Koordinationsbüros. Es ist ein Projekt der Akteursrunde Potschappel, einer losen Vereinigung engagierter Einwohner, die den Stadtteil beleben wollen, ohne sich dabei sklavisch an die Grenzen zu halten – das Kulturhaus befindet sich ja bereits auf Döhlener Flur.

„Die Idee finden wir alle gut“, sagt Simone Lehmann, die mit ihrem Büro die Wünsche der Akteursrunden, die es beispielsweise auch in Deuben, Niederhäslich oder Hainsberg gibt, umsetzen muss. Allerdings, gibt sie zu, stößt sie bei der Organisation einer so großen Veranstaltung an personelle Grenzen. Insofern war sie für die sachkundige Unterstützung der Kulturhauschefin dankbar, aber auch für die von Grit Bormann, die als Keramikerin selbst am Kunsthandwerkermarkt teilnimmt.

Sie steht an Position drei der langen Liste, die von A wie der Kunstmalerin Margot Avemark aus Freital bis W wie Karsten Wünsche aus Bärenstein reicht, der Messergriffe als Unikate anbietet. Dazwischen tummeln sich Künstler wie der Quohrener Fotograf Michael Lange, der Porzellanspezialist Olaf Stoy aus Rabenau, die Restauratorin Anke Stenzel, Tochter des verstorbenen Freitaler Kunstprofessors Gottfried Bammes, oder der Freitaler Bildhauer Steffen Petrenz. Mit dabei sind auch die Keramikerinnen Barbara Hornich, die Vorsitzende des Kunstvereins Freital, Michele Cyranka aus Tharandt und Gabriele Loßnitzer aus Schönfeld im Osterzgebirge. Die Vielfalt ist groß, Profis stehen neben Freizeitkünstlern und Kunsthandwerkern, die bis aus Nossen nach Freital anreisen.

Zum Ausklang gibt es übrigens eine zweite Premiere: Livemusik im da capo, auch das ein Projekt der Akteursrunde Potschappel und mit freiem Eintritt. Federführend wird es von dem in Hainsberg wohnenden Liedermacher Willi Papperitz alias Whysker betreut, der auch gleich selbst den ersten Abend bestreitet. Er und auch die anderen Musiker der neuen Reihe bekommen keine Gage, sie spielen „für den Hut“, also für Spenden der Besucher. Für zwei weitere Konzerte hat Papperitz befreundete Kollegen eingeladen. Ende Oktober spielt die Band des aus Freital stammenden Gitarristen und Sängers Tino Zetzsche, dessen Eltern in der Akteursrunde Potschappel mitmachen, und im Dezember „Soulmama & Friends“, die Whyskers erstes Album mit eingespielt haben.

Die CD, die im Frühjahr erschienen ist, stellt Willi Papperitz nun live beim Kunsthandwerkermarkt vor. Weil sein Konzert bereits eine Stunde vor Toresschluss beginnt, ist auch Whysker Teil des Planspiels der drei Frauen im Kobü an der Dresdner Straße. Aber er wird nicht hin- und hergeschoben. Nur die Carla wird optimiert, die Lyrikerin Carla Schwiegk mit ihren selbst gebundenen Büchern aus Kurort Hartha.

1. Kunsthandwerkermarkt im Stadtkulturhaus Freital, 13. Oktober, 11-19 Uhr; Livemusik ab 18 Uhr.