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Erste Ernte für Naunhofer Hanffabrik

Maschinen Marke Eigenbau sind dafür nötig. Dafür brauchen die Landwirte viel technisches Geschick.

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© Dietmar Thomas

Von Sylvia Jentzsch

Saalbach. Die erste Hanfernte hat begonnen. Das ist nahe von Saalbach nicht nur zu sehen: Ein dumpfer, harziger Geruch liegt über dem Feld. „Das haben auch schon einige Leute bemerkt und es den Behörden gemeldet. „Nicht erst einmal war die Polizei vor Ort. Die weiß aber Bescheid, dass wir legal und zugelassenen Hanf anbauen“, so Landwirt Dr. Heinz-Friedrich Schönleber. Sein Betrieb baut in diesem Jahr zum ersten Mal verschiedene Sorten Hanf an.

Zurzeit erntet ein Häcksler den Hanf auf den Feldern bei Saalbach.
Zurzeit erntet ein Häcksler den Hanf auf den Feldern bei Saalbach. © Dietmar Thomas
So sieht die umgebaute Erntemaschine für den Hanf auf. Bis zum Einsatz sind noch einige Handgriffe notwendig.
So sieht die umgebaute Erntemaschine für den Hanf auf. Bis zum Einsatz sind noch einige Handgriffe notwendig. © Dietmar Thomas
So sieht der Hanf der Sorte Pinola aus, der für Arzneimittel verwendet wird.
So sieht der Hanf der Sorte Pinola aus, der für Arzneimittel verwendet wird. © Dietmar Thomas

„Es handelt sich um einen Großversuch“, so Schönleber. Das macht sich bei der Ernte bemerkbar. Eine spezielle Erntemaschine für Hanf gibt es nach Aussage von Schönleber nicht. Alle Landwirte, die ihn anbauen, ernten mit selbstgebauten Maschinen. Ideen und technisches Geschick sind gefragt. Da die großen Maschinen noch nicht ganz fertig ist, kommt ein Häcksler zum Einsatz, mit dem auch Mais geerntet wird. Nur die Anzahl der Messer wurde verringert.

Die Schneidwerkzeuge rupfen die Stiele des faserigen Hanfes eher ab, als dass sie schneiden. Nach der Ernte stehen noch etwa 30 Zentimeter graue Stoppeln auf dem Feld. „Das ist so nicht optimal“, erklärt der Landwirt. Er hofft, dass sein Unternehmen technologisch alles in Griff bekommt. Im Idealfall schneidet die Maschine den Stängel etwa 20 bis 25 Zentimeter von oben ab und entfernt die Blätter und Blüten. Die werden zur Weiterverarbeitung benötigt, so Schönleber. Da die Technik zurzeit noch nicht so funktioniert, wird auch der harte Stängel mit gehäckselt. „Das hat einen größeren Trocken- und Sortieraufwand, also Mehrarbeit zur Folge“, sagt Schönleber. An dieser Stelle werde noch einmal deutlich, Als spannenden Großversuch bezeichnet der Landwirt die Mühen.

Der gelbe Häcksler zieht seine Bahnen. Begleitet wird er vom Teleskoplader. In diesen fallen die grünen Schnipsel, die aussehen wie gemähte Wiese. Der Lader wiederum bringt den geernteten Hanf zu einem Laster. Ist er voll, muss der Hanf sofort zum Trocknen gebracht werden. Und auch in diesem Bereich gibt es noch Anlaufschwierigkeiten, so Heinz-Friedrich Schönleber.

Zunächst wird auf 20 Hektar die Sorte Pinola eingebracht, die für die Produktion von Arzneimitteln verwendet werden soll. Der Hauptwirkstoff, der aus dem Hanf gewonnen wird, ist Cannabidiol, kurz CBD. Er wird unter anderem bei der Krebstherapie sowie als Schmerz-und Beruhigungsmittel eingesetzt. Künftig sollen auch die langen Stiele weiter verarbeitet werden.

Weil Pinola nur bis 1,50 Meter hoch wächst, könne der herkömmliche Häcksler eingesetzt werden. Das sei bei den bis zu 3,50 Meter hohen Industrie-Hanfsorten, die vor allem zur Gewinnung von Fasern angebaut werden, nicht möglich. Dafür wird dann die Erntemaschine mit speziellen Schneidwerkzeugen benötigt. Die Zeit drängt. Einige Pflanzen haben schon gelbe Stellen, weil das Wasser fehlt.

In den nächsten vier Wochen müsse der Hanf vom Feld, so Schönleber. Angebaut wurde der auf verschiedenen Flächen in der Region Döbeln mit unterschiedlichen Böden, um herauszufinden, welche Wachstumsbedingungen optimal sind.

Es sind nicht nur der Anbau und die Ernte, die Schönleber beschäftigen. Beim zurzeit eingesetzten Häcksler müssen jeden Abend die rotierenden Teile gereinigt werden, weil sich der Hanf in ihnen verwickelt. Auch das muss beim Eigenbau der Erntemaschine beachtet werden.

Sind die Felder abgeerntet, will Schönleber auf diesen Weizen ausbringen. Doch zuvor muss er den Boden, auf denen die widerspenstigen hohen Stoppeln des Hanfes stehen, bearbeiten. Das heißt, der Boden wird gemulcht und dann gescheibt. „Wie das mit den Stoppeln gelingt, bleibt abzuwarten. Aber einen Vorteil hat der Hanfanbau auf jeden Fall. Es wird keine Chemie eingesetzt, sondern nur mineralischer Dünger eingesetzt“, sagte der Landwirt.

Es ist Zufall, dass der Landwirtschaftsbetrieb aus dem kleinen Littdorf Hanf anbaut. Schönleber habe jemanden getroffen und da er schon immer für Neues offen war, wollte den Versuch wagen. Noch ist Hanfanbau eine Nische in der Landwirtschaft, die zurzeit nur wenige Unternehmen in Deutschland bedienen.