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Erste Ausbeute fällt noch mager aus

Sieglinde Köhler ist in Mittelsachsen die Pilzexpertin. Sie weiß, wo und wann sich die Suche nach den Waldfrüchten lohnt.

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© Verena Toth

Von Verena Toth

Mittelsachsen. Die gute Nachricht für alle begeisterten Sammler zuerst: Es gibt bereits essbare Pilze, die gefunden werden können. „Man muss nur wissen welche, und wo man danach suchen soll“, sagt Sieglinde Köhler und verrät weiter: „Wiesenchampignons wachsen derzeit gern auf Weideflächen und Koppeln.“ Auch einen kindskopfgroßen Riesenbovist hat sie kürzlich gefunden. „Diesen Pilz kann man in Scheiben schneiden und wie ein Schnitzel panieren“, empfiehlt sie die Zubereitung. Ein zwar nicht essbares aber dafür seltenes Exemplar bewahrt sie derzeit im Gemüsefach auf: „Den Löwengelben Dachpilz haben wir neulich auf einer gemeinsamen Pilzwanderung gefunden.“ Mit ihren Fundstücken ist sie im gesamten Kreis, aber auch überregional zu Pilzausstellungen in Dresden oder Chemnitz unterwegs.

Die Pilzexpertin verfügt über mehr als 50 Jahre Erfahrung und ist zudem als Kreispilzberaterin nicht nur Ansprechpartner für ratsuchende Pilzsammler, sondern auch für alle 23 mittelsächsischen Pilzberater. „Schon als 17-Jährige habe ich damit begonnen, mich für das Thema Pilze zu interessieren. Ein Jahr später war ich staatlich geprüfte Pilzberaterin“, erzählt die Mobendorferin. Mehr als 100 Arten musste sie damals erkennen und unterscheiden können. „Mittlerweile, nach all den Jahren, sind es natürlich viel mehr“, sagt sie noch. Trotzdem sei es unmöglich, alles über die beliebten Früchte des Waldes zu wissen. „Deshalb habe auch ich immer ein Bestimmungsbuch dabei, schließlich muss man nur wissen, wo man nachschauen kann“, gibt sie zu.

Alle drei Jahre bilden sich die Pilzberater des Kreises in Seminaren weiter und gehen regelmäßig zum Teil auch gemeinsam auf Wandertour. „Wir tauschen uns aus, auch was die gefundenen Exemplare betrifft. Denn für eine Ausstellung, wie beispielsweise am Europäischen Pilztag am 22. September auf dem Dresdener Altmarkt, zeigen wir alles, was wir zuvor finden konnten“, erläutert Sieglinde Köhler. Das seien dann etwa 100 bis 200 verschiedene Arten. „Dazu gehören auch die giftigen und ungenießbaren Doppelgänger von beliebten essbaren Pilzen. Besonders wichtig ist, diese unterscheiden zu können“, sagt sie noch.

Tipps vom Pilzberater

Sammeln Sie nur Speisepilze, die Sie genau kennen. Sammeln Sie nur zum Eigenbedarf und verarbeiten Sie die Pilze sofort. Sammeln Sie keine alten Pilze. Sie sind ungeeignet, weil sie meist verdorben oder madig sind.

Sammeln Sie nicht in Plastetüten. Pilze verderben darin sehr schnell.

Pilzbücher helfen weiter; der Pilzberater ist die zuverlässigere Option, weil Pilze sehr variabel sind. Er kann Sie mit seiner langjährigen Erfahrung am besten beraten.

Pilzberater in der Region: Dieter Kunadt, Nr. 70, OT Gorschmitz in Leisnig, Tel. 034321 13720, Mobil 01738726699, E-Mail [email protected]; Klaus-Eckhard Möbius, Nr. 55, OT Reinsdorf in Waldheim, Tel. 03432751804; Stefan Lorenz, Dorfweg 1, OT Niederstriegis in Roßwein, Tel. 03431 613865, Mobil 0152 08593052, E-Mail [email protected]; Michael Möbius, Markt 14 in Geringswalde, Mobil 01749923072

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Obwohl sich die außergewöhnliche Trockenperiode in diesem Sommer auch erheblich auf das Wachstum der Waldfrüchte ausgewirkt habe, könne sie dennoch Hoffnung machen. „Ich rechne damit, dass es in den nächsten Wochen losgeht.“ Eigentlich gebe es auch keine richtige Pilzsaison, denn: „Pilze wachsen immer“, sagt sie. „Doch die Monate September und Oktober sind am artenreichsten.“

In Mischwäldern lohne es sich besonders, nach Steinpilz, Pfifferling, Rotkappe und Co. zu suchen. Etwa ein bis zwei Wochen nach einem ordentlichen Regenguss sollten sich Pilzsammler auf die Suche machen, empfiehlt sie. „Ich gebe natürlich gern Tipps, aber auch ich lerne jedes Jahr wieder etwas Neues dazu“, erklärt sie, was sie an ihrem Hobby besonders mag. Auch die Vielseitigkeit der Pilze sei faszinierend: „Ich habe aus Pilzen schon Papier geschöpft und mit der Milch eines Tintlings gezeichnet. Auch Seidentücher kann man mit dem Saft von Tintlingen färben.“