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Ersatz nach 16 Jahren

Simone Vatter hatte ihren Meisterbrief bei der Flut eingebüßt. Jetzt bekam sie einen neuen. Ihre Freundin auch.

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© André Braun

Von Jens Hoyer

Döbeln. Im Friseursalon von Simone Vatter ist die Stelle an der Wand mehr als 15 Jahre lang leer geblieben. Dort hatte bis zum Hochwasser 2002 ihr Meisterbrief gehangen. Er ist verlorengegangen, als die Mulde in das Geschäft an der Kleinen Kirchgasse einbrach. Jetzt kann die 54-Jährige die Stelle wieder füllen. Ein Vertreter der Handwerkskammer Chemnitz hat ihr eine neue Urkunde vorbeigebracht: den Silbernen Meisterbrief, den es 25 Jahre nach dem Abschluss gibt. „Ich habe mich gefreut. Da habe ich wieder etwas, das ich an die Wand hängen kann“, sagte Simone Vatter. Zum Pressetermin hatte sie ihre Freundin Simone Richter aus Ostrau gleich mit eingeladen. Sie hatte auch den Silbernen Meisterbrief bekommen. Allerdings mit Verspätung. „Sie hat ihren Meisterabschluss schon ein Jahr vor mir gemacht.“

1993 hatte Simone Vatter ihre Meisterprüfung abgelegt. „Das war nicht einfach. Vor der Prüfung habe ich mit Simone geübt“, erzählt sie. Simone Richter begann noch zu DDR-Zeiten in Leipzig mit der Meisterausbildung. Nach der Arbeit. „Wir waren bis 22 Uhr in der Schule“, erzählt sie. „Und dann haben sie uns nach der Wende eineinhalb Jahre nicht anerkannt.“ Ihre Freundin hatte ihre Meisterausbildung in Chemnitz absolviert. In Teilzeit. „Wir sind montags, dienstags und sonnabends in die Schule gefahren.“

Simone Vatter arbeitet in ihrem Salon mit einem fünfköpfigen Team, bei ihrer Kollegin in Ostrau sind es vier Leute. „Es ist schwer, Mitarbeiter zu finden. Ich habe meine Azubis gehalten“, sagte Simone Vatter. Ihre Kollegin beteiligt sich an der Berufsrallye der Schulen in Stauchitz und Mügeln, bei der Schüler der 8. Klasse sich über den Beruf informierten. In diesem Jahr seien 18, dann noch einmal acht Mädels da gewesen, so Simone Richter. „Nur zwei haben nach einem Praktikum gefragt.“

Früher war Friseur ein heiß begehrter Beruf. Die beiden Meisterinnen hatten schon in der Berufsschule zusammen auf einer Bank gesessen. Die Döbelner Simone lernte in der PGH Frisöre das Handwerk, die Ostrauer Simone im Geschäft ihres Vaters. „Meine Motivation damals war, Trinkgeld zu bekommen. Deswegen wollte ich erst Taxifahrer werden. Aber da hätte ich Kfz-Mechaniker lernen müssen“, sagte Simone Vatter.