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Erntestart für Sachsens Gesundbeere

Die zeitigste Aronia-Pflücke bei Obstbau Görnitz hat diese Woche begonnen. Andere Obstbauern haben einen Totalausfall.

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© Norbert Millauer

Von Beate Erler

Coswig. Eigentlich war ihr Erntebeginn für heute geplant. So steht es auch noch auf der Internetseite von Obstbau Görnitz in Coswig: „Die Aroniaernte beginnt am 27. Juli. Am gleichen Tag kann auch selber gepflückt werden.“ Nun fahren die Erntemaschinen schon seit Mittwoch. Und das obwohl die Gesundheitsbeere, die sogar gegen Krebs helfen soll, normalerweise erst von Mitte August bis Mitte September pflückreif ist, sagt Obstbauchef Michael Görnitz.

Außen violett, innen weiße Kerne – die Aroniabeere aus Sörnewitz.
Außen violett, innen weiße Kerne – die Aroniabeere aus Sörnewitz. © Norbert Millauer

Doch normal sind die Wetterverhältnisse seit Wochen nicht. „Diese Trockenheit ist der Wahnsinn“, sagt Görnitz, „das sind eigentlich tropische Verhältnisse.“ Er selber sei ja erst 32 Jahre alt, aber auch seine Oma sagt, dass sie so einen heißen Sommer seit Ewigkeiten nicht mehr erlebt habe. Für die Arbeit als Obstbauer heißt das meist nichts Gutes. Es gibt ein 30 Hektar großes Aroniafeld in Ockrilla und dort haben sie Totalausfall, sagt Görnitz. Auch der Obstbau hat, wie fast alle, einige Ernteverluste hinzunehmen, dennoch halten sie sich in Grenzen, vor allem dort, wo bewässert wurde, wie in der noch jungen Coswiger Aronia-Anlage.

Der Familienbetrieb hat allein die letzten drei Jahre 200 000 Euro in Bewässerungssysteme gesteckt. Das macht sich besonders in diesem Jahr bezahlt. Eine Million Liter Wasser pro Tag haben sie auf ihren Feldern verteilt.

Allein das 63 Hektar große Aronia-Anbaugebiet schluckt reichlich Wasser. Nicht alle haben diese Möglichkeiten zur Bewässerung und dann kommt es bei dieser Trockenheit zu Totalausfällen wie in Ockrilla, sagt Görnitz. Ohne seine Bewässerungssysteme wären seine Beeren auch verschrumpelt und die Blätter welk.

Das wäre umso schlimmer, ist doch der Aronia-Anbau das Spezialgebiet von Obstbau Görnitz. Der Betrieb bietet sogar Anbauberatungen an. Seit acht Jahren werden die Beeren hauptsächlich als Nahrungsmittel, vor allem für die Saftherstellung, verwendet. Seit letztem Jahr sind die Coswiger Beeren Demeter-anerkannt, also von einem deutschen Verband zertifiziert.

Michael Görnitz greift in eine riesige Erntekiste, in der schon etwa 400 Kilo Beeren liegen. „Die kann man direkt essen“, sagt er und steckt sich eine in den Mund. Zurzeit isst er die Beeren jeden Tag, einige frostet er ein und macht Eis daraus.

Eine so zeitige Ernte hatten sie noch nie. Jetzt muss alles sehr schnell gehen, damit die Beeren nicht vertrocknen. Zwei Maschinen sind auf dem Feld kurz vor Neusörnewitz unterwegs. Hintendrauf stehen Daria und Ina und sortieren vor allem die Stiele aus. Insgesamt sind gerade gut 20 Leute nur mit der Aroniaernte beschäftigt, sagt Görnitz.

Die Maschinen müssen jeweils zwei Mal an den Sträuchern vorbeifahren, um sie vollständig abzuschütteln. Die Beeren, die dann immer noch dranhängen, werden später geerntet. Daria und Ina tragen, trotz der Hitze, dünne Langarmshirts und Baseballcaps zum Schutz vor der Sonne. Mit dem Abzupfen der Stiele müssen sie sehr schnell sein, denn im Sekundentakt landen neue Beeren in dem Bottich. „Sie sollen etwa 80 Prozent der Stiele entfernen“, sagt Görnitz, der die Ernte koordiniert.

Er schätzt den diesjährigen Ertrag auf 250 bis 300 Tonnen. Damit wäre er sehr zufrieden, auch wenn es schon bessere Jahre gab. Die Erntehelferinnen haben gut zu tun. Sie fangen früh um acht an und arbeiten zehn Stunden auf dem Feld, berichten sie. Die Arbeit finden sie leicht, aber die Sonne ist schon anstrengend.

Auch für die Beeren waren die letzten Wochen schweißtreibend. Ununterbrochen knallte die Sonne auf sie. „Wir Menschen mögen das auf Dauer ja auch nicht und den Pflanzen geht es nicht anders“, sagt der Obstbauchef. Obwohl die Aronia, die ursprünglich aus Nordamerika kommt, zum Glück eine sehr robuste Pflanze ist. Ob sie reif sind, testet der Obstbauer durch Kosten. Wenn man abbeißt und das Fruchtfleisch tief violett ist und die Kerne eine helle Farbe haben, sind sie reif.

Wer selber pflücken möchte, kann dieses und nächstes Wochenende Freitag von 13 bis 19 Uhr und Samstag und Sonntag von 8 bis 13 Uhr kommen.

Das Kilo kostet 3,50 Euro.

Das Feld befindet sich an der Straße nach Meißen kurz vor dem Ortseingang Neusörnewitz auf der rechten Seite.