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Erinnerungen an die Zschieschener Bergbrauerei

Im kommenden Jahr sollen die Gebäude in Großenhain abgerissen werden. Grund genug, noch einmal an die traditionsreiche Geschichte des 1864 gegründeten Unternehmens zu erinnern.

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Von Kathrin Krüger-Mlaouhia

Großenhain. Die in der Bergbrauerei arbeiteten – aber nur die aus der Herstellung – hatten es in der DDR gut: Sie erhielten täglich zwei Liter Bier gratis. Noch 1973 war es eine Ehre, für das „kühle Blonde“ aus Zschieschen tätig zu sein. Kurz nach der Zwangsverstaatlichung füllte die Brauerei täglich 18 000 Flaschen ab. Bei einer Qualitätskontrolle kamen die Großenhainer damals von 22 Brauereien auf den 12. Platz. Da waren auch Fassbrause und Selters dabei. Bei den alkoholischen Getränken – also allein Bier – erreichte die Brauerei von 44 Betrieben den sechsten Platz.

Die Bergbrauerei

Wie alles begann Im Jahr 1836 wurde zuerst in der Stadt am Topfmarkt die Riebeck-Brauerei errichtet. Sie wurde rund 100 Jahre später mit den Häusern des Topfmarktes abgebrochen für einen Molkerei-Neubau. 1864 wurde in Zschieschen die Bergbrauerei von Braumeister Heinrich Richter aus der Stadtbrauerei erbaut. 1909 bis 1936 war Emil Berndt Inhaber, dann kam Heinrich Berndt. In Spitzenzeiten bestand der Fuhrpark des Zschieschener Brauhauses aus 14 Pferden, deren Tagestouren bis nach Elsterwerda reichten. Die Bergbrauerei entwickelte sich zu einer bekannten Firma. Das Wasser wurde aus eigenen Brunnen gefördert und bildete die Grundlage auch für Limonaden und Selters.
Wie alles begann Im Jahr 1836 wurde zuerst in der Stadt am Topfmarkt die Riebeck-Brauerei errichtet. Sie wurde rund 100 Jahre später mit den Häusern des Topfmarktes abgebrochen für einen Molkerei-Neubau. 1864 wurde in Zschieschen die Bergbrauerei von Braumeister Heinrich Richter aus der Stadtbrauerei erbaut. 1909 bis 1936 war Emil Berndt Inhaber, dann kam Heinrich Berndt. In Spitzenzeiten bestand der Fuhrpark des Zschieschener Brauhauses aus 14 Pferden, deren Tagestouren bis nach Elsterwerda reichten. Die Bergbrauerei entwickelte sich zu einer bekannten Firma. Das Wasser wurde aus eigenen Brunnen gefördert und bildete die Grundlage auch für Limonaden und Selters.
Damals wars Verrostet präsentiert sich heute dieses Stück Zaun, das ans Gründungsjahr erinnert. Bis 1972 gehörte die Brauerei einer Eigentümerfamilie, dann wurde sie zwangsverstaatlicht. Zuletzt wurde produziert und aus Lieferungen abgefüllt, 1990 wurde die Brauerei stillgelegt und geschlossen, 1991 reprivatisiert. Seitdem steht sie leer und ist nahezu unverändert.
Damals wars Verrostet präsentiert sich heute dieses Stück Zaun, das ans Gründungsjahr erinnert. Bis 1972 gehörte die Brauerei einer Eigentümerfamilie, dann wurde sie zwangsverstaatlicht. Zuletzt wurde produziert und aus Lieferungen abgefüllt, 1990 wurde die Brauerei stillgelegt und geschlossen, 1991 reprivatisiert. Seitdem steht sie leer und ist nahezu unverändert.
Das Sudhaus Hier wurden das Zschieschener Berg-Bräu, das Haynsator, das Bockbier Dunkel oder das Deutsche Pilsner hergestellt. Die Bergbrauerei hatte eine eigene Mälzerei – auf der linken Seite im Hof. Kesselhaus und Maschinenraum waren nicht unterkellert. Abfüllung und Filtration fanden im Erdgeschoss statt. Ein Großteil des Betriebes (Lagerung) ging drei Etagen tief.
Das Sudhaus Hier wurden das Zschieschener Berg-Bräu, das Haynsator, das Bockbier Dunkel oder das Deutsche Pilsner hergestellt. Die Bergbrauerei hatte eine eigene Mälzerei – auf der linken Seite im Hof. Kesselhaus und Maschinenraum waren nicht unterkellert. Abfüllung und Filtration fanden im Erdgeschoss statt. Ein Großteil des Betriebes (Lagerung) ging drei Etagen tief.
Türmchen weithin zu sehen Die Türmchen der Brauerei waren bis in die Stadt zu sehen. Hier stehen noch 1994 Fahrzeuge des Getränkehandels Bergbrauerei. Über 60 Mitarbeiter hatte die Bergbrauerei in den 1980er Jahren. Als Privatfirma bis zur Zwangsverstaatlichung 1972 waren es nur die Hälfte. Allerdings wurde immer mehr Ausstoß gefordert, was sich in schlechter Qualität, dem „Flockenbräu“, zeigte.
Türmchen weithin zu sehen Die Türmchen der Brauerei waren bis in die Stadt zu sehen. Hier stehen noch 1994 Fahrzeuge des Getränkehandels Bergbrauerei. Über 60 Mitarbeiter hatte die Bergbrauerei in den 1980er Jahren. Als Privatfirma bis zur Zwangsverstaatlichung 1972 waren es nur die Hälfte. Allerdings wurde immer mehr Ausstoß gefordert, was sich in schlechter Qualität, dem „Flockenbräu“, zeigte.
Ziel eines Kupferdiebes 2013 schnappte die Polizei einen 55-Jährigen, der aus der stillgelegten Brauerei die Kupfer-Braupfanne nebst Läuterbottich herausholen wollte. Im Läuterbottich wurde die Maische heiß übergossen, in der Kupferpfanne sammelte sich die Würze. Der Dieb wollte mit dem Buntmetall Geld machen. Zu dem Zeitpunkt hatte die Stadt gerade das herrenlose Grundstück übernommen.
Ziel eines Kupferdiebes 2013 schnappte die Polizei einen 55-Jährigen, der aus der stillgelegten Brauerei die Kupfer-Braupfanne nebst Läuterbottich herausholen wollte. Im Läuterbottich wurde die Maische heiß übergossen, in der Kupferpfanne sammelte sich die Würze. Der Dieb wollte mit dem Buntmetall Geld machen. Zu dem Zeitpunkt hatte die Stadt gerade das herrenlose Grundstück übernommen.
Wo kam Gambrinus hin? Im Februar 1994 wurde vom angrenzenden Wohngrundstück der Bergbrauerei eine Metallfigur entwendet. Sie stellte den angeblichen Erfinder des Bieres, König Gambrinus, dar. Die Figur war innen hohl, circa 170 Zentimeter groß, aus getriebenem Kupfer und etwa 100 Jahre alt. Da sie im Freien stand, war sie verwittert. Sie ist nie wieder aufgetaucht.
Wo kam Gambrinus hin? Im Februar 1994 wurde vom angrenzenden Wohngrundstück der Bergbrauerei eine Metallfigur entwendet. Sie stellte den angeblichen Erfinder des Bieres, König Gambrinus, dar. Die Figur war innen hohl, circa 170 Zentimeter groß, aus getriebenem Kupfer und etwa 100 Jahre alt. Da sie im Freien stand, war sie verwittert. Sie ist nie wieder aufgetaucht.
Bockbier dunkel Dieses Flaschenhalsetikett einer Bügelverschlussflasche (0,33l) des dunklen Bock  der Nachkriegsjahre zeigt den Preis 0,72 DM. Das Zeichen TGL steht für Technische Güter- und Lieferbedingungen, die heutige DIN.
Bockbier dunkel Dieses Flaschenhalsetikett einer Bügelverschlussflasche (0,33l) des dunklen Bock der Nachkriegsjahre zeigt den Preis 0,72 DM. Das Zeichen TGL steht für Technische Güter- und Lieferbedingungen, die heutige DIN.
120-Jahre-Ausstelltung Der VEB Bergbrauerei Großenhain feierte 1984 das 120-jährige Bestehen des Betriebes. Eine Ausstellung im dortigen Aufenthaltsraum machte mit den Erzeugnissen der Brauerei bekannt. Fünf Jahre später, 1989, wurde auch das 125-jährige Jubiläum der „Bergbrauerei Zschieschen“ begangen. Ein Jubiläumsglas wurde hergestellt. Zu der Zeit gehörte die Brauerei zur Versorgungsgemeinschaft der drei Kreise Großenhain-Riesa-Meißen.
120-Jahre-Ausstelltung Der VEB Bergbrauerei Großenhain feierte 1984 das 120-jährige Bestehen des Betriebes. Eine Ausstellung im dortigen Aufenthaltsraum machte mit den Erzeugnissen der Brauerei bekannt. Fünf Jahre später, 1989, wurde auch das 125-jährige Jubiläum der „Bergbrauerei Zschieschen“ begangen. Ein Jubiläumsglas wurde hergestellt. Zu der Zeit gehörte die Brauerei zur Versorgungsgemeinschaft der drei Kreise Großenhain-Riesa-Meißen.

Später hieß es offiziell, der Bedarf hätte sich verdoppelt. Die Abfüllzeit im Flaschenkeller hätte effektiv verbessert werden können, so dass täglich 900 bis 1000 Kästen mit je 20 Flaschen Bier „gezogen“ werden konnten. Doch gefordert wurde diese Verdopplung des Ausstoßes von den übergeordneten Stellen, erinnert sich der frühere Betriebsleiter Jörg Köhler. Da die Produktionskapazität aber gleich blieb, war die irgendwann überfordert. „Die Mitarbeiter waren stets bemüht, die Qualität des Bieres zu verbessern, die in so mancher Zeit zu Wünschen übrig ließ“, schrieb damals die Zeitung. Trotzdem reichte die Produktion bei Weitem nicht, so dass die gleiche Menge noch aus anderen Betrieben eingeliefert werden musste.

Aus Vollbier wurde Deutsches Pilsner

1985 kam das „Deutsches Pilsner“. Die ersten Flaschen, die in den Geschäften auftauchten, sorgten für Aufsehen. In der Bergbrauerei kam der Vorschlag zur Umstellung von den Beschäftigten selbst. Veränderte Trinkbedürfnisse der Bürger wären der Anlass, die Produktion von Vollbier hell auf Deutsches Pilsner umzustellen. Für die Perspektive wurde vorgesehen, dass das Pilsner als Übergangsstufe zur Umstellung auf Vollbier dunkel, Malzbier und Doppelkaramell dient.

1987 war es soweit, und das Dunkelbier kam. Auf den Getränkekarten der Gaststätten konnte man es anfangs nicht finden. Dann trug es zur Bereicherung des Angebots in den Versorgungsbereichen Riesa, Meißen und Großenhain bei. Die Zschieschener Brauerei unterstand da schon nicht mehr der örtlichen Versorgungswirtschaft des Kreises, auch nicht mehr dem Wirtschaftsrat des Bezirkes, Abteilung Lebensmittel. Und auch nicht dem Getränkekombinat Dresdner Brauereien. Sondern einer Versorgungsgemeinschaft der drei noch selbstständigen Altkreise. Bei der Qualitätsbeurteilung erhielt das neue Dunkelbier immerhin 17 von 20 möglichen Punkten.

Bis etwa Mitte 20. Jahrhundert war für die Produktion die eigene Natureiskühlung wichtig. Dafür gab es den Teich an den Bahngleisen. Bis zum Krieg gab es eine eigenständige Mälzerei. Die Brauerei hatte zudem eine eigene Stromproduktion mit einer Elektroturbine im Maschinenhaus – nachhaltig, wie heute gefordert – eigene Handwerker, in Privatzeiten noch eine eigene Landwirtschaft zur Selbstversorgung. Es gab eine Böttcherei, wo die Holzfässer ausgekellert und gepicht wurden. Viele Lehrlinge wurden auch schon während der privaten Brauereizeit ausgebildet.

Zur Brauerei gehörten Gaststätten

Während des Krieges waren bekanntlich die Rohstoffe knapp. So wurde Leichtbier, auch Fliegerbier genannt, gebraut. Als die Zschieschener Bergbrauerei noch Familie Berndt gehörte, wurden auch Gaststätten zugekauft, die Zschieschener Bier ausschenkten: der Großenhainer Hof, der Radeburger Hof, der Bergkeller und früher auch „Ostende“ in Naundorf. Damals brauten die Männer: Vater, Sohn und Enkel. Die Frauen füllten im Keller ab.

Das ist alles lange her. Die Nachfahren der Brauerfamilie, eine Erbengemeinschaft, schlug vor zehn Jahren das Eigentumsrecht am Grundstück aus. Seitdem war die ehemalige Brauerei herrenlos und automatisch in Obhut des Freistaates Sachsen. 2013 kaufte die Stadt für einen Euro dem Land das Aneignungsrecht ab. Die Erben wollten allerdings für die Löschungsbewilligung im Grundbuch 40 000 Euro. Auch 5900 Euro Gerichtskosten waren für die Stadt zu diesem Zeitpunkt schon aufgelaufen. Zuletzt sollte aus der Bergbrauerei ein Hotel werden. Familie Seurig als Bewirtschafter des angrenzenden Zschieschener Bergkellers hatte Ambitionen. Doch die Stadtverwaltung befürwortete diese Entwicklung nicht. Nun steht der Abriss im kommenden Jahr bevor. Damit verschwindet eine lange und bekannte Handwerks- und Familientradition in Großenhain. Doch der Verfall der Brauerei-Ruine lässt kaum eine andere Option zu.

Bleibt die Erinnerung, dass die Brauerfamilie Berndt mal den Ehrenpräsidenten des deutschen Brauerbundes stellte. Wer es war, ist bisher nicht mehr zu ermitteln.

Kleine Ausstellung im Dorfgemeindehaus Zschieschen