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Erfolgsduo geht neue Wege

Lea und Lara Dörschel brillierten über Jahre als Dance Double beim Riesaer Cheerleaderverein. Jetzt trennen sich ihre Wege – zumindest sportlich.

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© Kristin Richter

Von Thomas Riemer

Priestewitz/Geißlitz. Wer wird Fußball-Weltmeister? Auf die fast alle zurzeit bewegende Frage hat Lea Dörschel eine Antwort. Die 18-jährige Geißlitzerin drückt in diesen Tagen der isländischen Mannschaft fest die Daumen, hat sich über das 1:1 der Nordländer im ersten Spiel gegen Argentinien diebisch gefreut. Der Grund liegt nahe: Lea wird im August für neun Monate ins Land der Geysire gehen. Als Au-pair-Mädchen. Nur noch kurz ist die Zeit, um Abschied zu nehmen. Die frisch gebackene Abiturientin hat zuletzt ein Praktikum im Kinder- und Familienservice in Großenhain absolviert, möchte einmal Sozialpädagogin werden und mit Kindern arbeiten.

Lea und Lara Dörschel haben es als Duo bei Cheerleadermeisterschaften weit gebracht.
Lea und Lara Dörschel haben es als Duo bei Cheerleadermeisterschaften weit gebracht. © privat

Abschied hat sie gemeinsam mit ihrer Schwester Lara jetzt auch von einer großen Leidenschaft genommen. Mit einem 5. Platz bei der Deutschen Meisterschaft im Cheerleading und Performance Cheer hat sich das Erfolgs-Duo vom Riesaer Cheerleaderverein von der Bühne vorerst verabschiedet. Aber als Nicht-Dancer in einer Dance-Kategorie ist die Platzierung mehr als gut, auch wenn die Mädchen in der Vergangenheit ziemlich erfolgsverwöhnt waren. Bei acht Meisterschaften waren sie 2017 unterwegs, meist in privater Initiative, und haben fast immer gewonnen, einmal sogar den damals amtierenden Deutschen Meister im Double Dance geschlagen.

Wie so oft entschied die Tagesform. Was jedoch nichts daran ändert, dass gerade zu den genannten Konkurrentinnen bis heute eine tolle Cheer-Freundschaft besteht, sich die Mädchen untereinander regelmäßig kontaktieren.

2018 war für Lea und Lara ein etwas ruhigeres Wettkampfjahr. Bei der Regionalmeisterschaft in Riesa wurden sie nochmals Zweite, ehe es zum letzten Wettbewerb bei den Deutschen Titelkämpfen ging. Wie immer seit dem Beginn der Dance-Karriere hat das Duo zu den üblichen Trainingseinheiten beim RCV auch sehr viel Eigeninitiative entwickelt und viele zusätzliche Stunden im Spiegelsaal des Gymnasiums oder im Wohnzimmer die Bewegungen einstudiert. Erfahrungen wurden gesammelt. Schon 2008 sind die Mädchen zum Cheerleading gekommen, weil die Familie für Lara etwas Sportliches suchte. Bei einem Sommerfest-Auftritt des RCV sprang der Funke über.

Doch das Kapitel ist nun abgeschlossen. Lea freut sich auf Island. Eins ihrer Au-pair-Gastkinder hat sich ebenfalls dem Tanzen verschrieben – „da wird sie sich reinhängen“, sagt Annegret Dörschel. Lara (15) wechselt zum Lunatics Cheerleaderverein nach Dresden. „Sie hat das Tanzen noch nicht ganz abgeschrieben. Hip-Hop-Tanz ist ihr Ding, und ihre Tumble-Fähigkeiten mit Salto, Flickflack und vielleicht auch mal wieder einer Schraube sind ja vorhanden“, glaubt Annegret Dörschel. Nicht zu vergessen Bruder Leon: Der Elfjährige gehörte zwei Jahre ebenfalls zum RCV, trainierte sogar zeitweise unter der Obhut von Schwester Lea. Mit dem Karriereende der Schwestern endet auch sein Gastspiel bei den Cheerleadern. Künftig wird er sich wieder ausschließlich dem Fußball beim Großenhainer FV widmen.

Ein bisschen Wehmut schwingt mit. Das Ende der „Schwestern-Power“ beim Double Dance deutete sich zwar schon im letzten Jahr an. Doch jetzt geht der Blick nach vorn. Lara möchte im neuen Verein so schnell und gut wie möglich „ankommen“ und im neuen Schuljahr einen guten Realschulabschluss hinlegen. Lea hat sich im Großenhainer Gymnasium mit einer Choreographie für den Abi-Tanz verabschiedet und ist damit gut angekommen. „Mal sehen, was sich in Island ergibt. Fähigkeiten hat sie genug im Gepäck“, sagt Annegret Dörschel. Und wer weiß, ob die „Schwestern-Power“ nach Leas Rückkehr nicht doch wieder auflebt. „Vielleicht ergibt sich ja später mal wieder was“, sagt Annegret Dörschel hoffnungsfroh.

Zwar sind die Kleider und die Danceschuhe, mit denen sie ihre Erfolge feierten, gewaschen und in einer Kiste daheim in Geißlitz verpackt und erst einmal weggestellt. Doch gut möglich, dass sie ja irgendwann noch mal gebraucht werden.