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Erfolg mit Volksmusik

Die Geisinger De Vugelbeern begeistern nicht nur Senioren. Auch Jüngere schauen vorbei, sagt die Ensembleleiterin.

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© privat

Osterzgebirge. Im Fernsehen sind kaum noch Volksmusiksendungen zu sehen. Dabei ist diese Musik nach wie vor populär. Das meint Petra Oertel. Sie leitet das Geisinger Ensemble De Vugelbeern. Dieses lädt am Sonnabend zusammen mit De Stübelleit Schellerhaa zu einem „Sommerfest der arzgebirgischen Mundart“ nach Altenberg ein.

Frau Oertel, können Sie mit Ihrer Musik noch viele begeistern?

Ja. Die Nachfrage nach traditionellen erzgebirgischen Veranstaltungen steigt immer mehr, wir freuen uns sehr darüber. Die Älteren mögen uns sowieso, aber auch junge Erwachsene fühlen sich aus einer Art Sehnsucht nach Tradition zu uns hingezogen.

Wo treten Sie auf?

Überall, wohin man uns einlädt: vom Osterzgebirge bis ins Westerzgebirge und auch in die alten Bundesländer. Am liebsten treten wir im kleinen Rahmen auf, bei Vereins- und Familienfeiern, aber auch in Hotels für unsere Gäste im Osterzgebirge.

Wie vereinbaren Sie und Ihre Mitstreiter das mit Ihren Berufen?

Wir sind alle berufstätig und müssen die Zahl der Auftritte im Rahmen halten. Es ist oft ein Drahtseilakt der Logistik. Wir brauchen starke Nerven – kennen uns aber allerdings schon so lange, dass die Absprachen, wer wann zu welchem Auftritt mitfährt, sehr unkompliziert ablaufen.

Ihr bisher schönstes Konzerterlebnis?

Da gibt es so viele. Deshalb sei einer unserer letzten Auftritte im Sporthotel Hermsdorf genannt. Eine Familie aus Leipzig hatte uns zu ihrem Familientreffen bestellt. Die Familienmitglieder im Alter von zwei bis 85 Jahren kamen aus ganz Deutschland und hatten alle Tracht und Dirndl an. Jung und Alt hatten mitgesungen. Es war eine Stimmung, einfach genial. Davon zehren wir. Und ich sag immer: Ein schöner Auftritt mit nettem Publikum ist wie drei Stunden erholsamer Schlaf.

Wie trainieren Sie die Mundart, die im Osterzgebirge kaum einer spricht?

Leider setzt sich das Hochdeutsch-Sächsische immer mehr durch. Gerade das ist ein Grund, die Mundart zu erhalten. Wir trainieren sie in dem Sinne nicht. Wir hören zu, bei den alten Leuten in unseren kleinen Orten. Dort sammeln wir auch die Begebenheiten, die wir auf der Bühne erzählen. Unser Zitherspieler Michael Kaltofen kommt aus Cämmerswalde und spricht umgangssprachlich noch Mundart.

Wer hat die Gruppe gegründet?

Wir Sängerinnen sind Freundinnen und lieben es, dreistimmig miteinander zu singen. Bei einer Feier im Oktober 2005, bei der viele Geisinger und Freunde anwesend waren, haben Kathrin Legler, Kathrin Lohse und ich spontan – auf Drängen unserer Männer – eine kleine A-cappella-Einlage gegeben. Damit war die Idee geboren. Aus dem Bekanntenkreis kamen unsere Musiker. 2006 wurde geprobt und dann ging es mit den ersten Auftritten los.

Wie kamen Sie zum Namen De Vugelbeern?

Das Lied vom „Vugelbeerbam“, das Anton Günther geschrieben hat, ist weit über die Grenzen des Erzgebirges bekannt. Der Vogelbeerbaum bzw. die Vogelbeeren sehen zu jeder Jahreszeit sehr schön aus. Im Frühling, wenn der Baum blüht, im Sommer, wenn die Früchte langsam rot werden, im Herbst, wenn die Früchte grell rot leuchten sowie im Winter und zur Weihnachtszeit, wenn ein getrockneter Strauß von Vogelbeeren in der Vase in der Wohnung steht und diese schmückt. Wir waren der Meinung, das passt zum Erzgebirge und so auch zu uns den „Geisinger Vugelbeern“.

Wer hat Sie für den Gesang begeistert?

Meine Mutter Regine Klapczynski. Zusammen mit meinen zwei Schwestern habe ich das Mehrstimmigsingen bei ihr gelernt. Schon mit fünf Jahren stand ich auf der Bühne. Unser großes Vorbild ist der Altenberger Sänger und Heimatdichter Max Nacke zusammen mit seinem Zitherspieler Anton Krämer. Der „Nacke Max“, wie wir alle sagen, hatte einen feinen versteckten Humor und Witz, eine Tiefgründigkeit und trotzdem Lebensfreude in seinen Texten, wie man sie heute kaum noch findet. Der „Krämer Tonel“ hat die zum Teil schweren und interessanten Melodien auf die Texte geschrieben. Wenn man dies interpretiert, kommen Geschichten heraus, die auf die heutige Zeit überraschend passen.

Was zeichnet De Vugelbeern aus?

Zwei Dinge: erzgebirgische Originalität und Gewitztheit. Wir singen live. Das heißt, es gibt keine Playback-Einspielung.

Das Gespräch führte Maik Brückner. „Sommerfest der arzgebirgischen Mundart“, Sonnabend, 26. August, 15.30 Uhr, Waldschänke Altes Raupennest in Altenberg, Eintritt frei, Infos unter der Rufnummer 035056 32303