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Erfolg für die Rattenjäger

Die elektronischen Fallen in Dresden, die auch Radebeul hat, funktionieren jetzt. Im Plauener Hauptkanal regt sich kaum noch was.

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© René Meinig

Von Peter Hilbert

Dresden/Radebeul. Die Landeshauptstadt geht oft neue Wege, so auch bei der Rattenjagd. Schließlich gibt es fast zwei Millionen der munteren Nager in der Stadt. Wird nichts unternommen, können Ratten schnell zur Gefahr werden, da sie schwere Krankheiten übertragen. Deshalb steht Vorarbeiter Sebastian Härtel mit seinen Leuten von der Dresdner Stadtentwässerung diese Woche an der Bienertstraße in Plauen. Seit September vergangenen Jahres testet das Team an drei Stellen in der Stadt moderne elektronische Ratten-Köderboxen. Eine davon ist im Hauptkanal an der Ecke Hofmühlenstraße installiert. Regelmäßig wird die Falle überprüft, so auch jetzt nach knapp zwei Wochen wieder.

„Wir müssen zusehen, die Ratten in Schach zu halten“, sagt der 27-jährige Vorarbeiter. Sonst würden sie sich in dem insgesamt rund 1 800 Kilometer langen Kanalnetz zu stark vermehren. Nahrung finden sie dort genug. „Denn viele Leute werfen Nudeln, Kartoffeln oder andere Speisereste ins Klo“, beschreibt der Abwasser-Fachmann die Praxis. Auch Fleischreste oder Gemüse werden so entsorgt. Und das, obwohl dies verboten ist. Deshalb gibt es die meisten Nager in Kanälen unweit von Hotels, Restaurants oder Schulen.

Bis 2015 waren jährlich bis zu 6 000 giftige Rattenriegel an Drähten in den Kanalschächten befestigt worden. So konnten viele Nager getötet werden. Das Abwasser spült sie letztlich meistens bis zum Klärwerk, wo die Kadaver in den Rechen am Zufluss hängen bleiben und entsorgt werden. Nach einer EU-Verordnung soll kein Rattengift mehr übers Abwasser in die Gewässer kommen. „Wir haben die Zahl der Rattenriegel schon auf weniger als die Hälfte minimiert“, nennt Kanalnetzmeister Frank Lieber einen Schritt. Sie werden außerdem nur noch an solchen Stellen in den Kanälen ausgelegt, wo das Gift nicht direkt in die Elbe und andere Flüsse oder Bäche gelangen kann, sondern höchstens in die Reinigungsanlagen des Klärwerks Kaditz.

„Die neue Technologie ist noch nicht so weit, dass wir komplett auf sie umstellen können“, sagt Lieber. Es habe jedoch erhebliche Fortschritte gegeben. Die modernen, flutsicheren Köderboxen werden von der Nürnberger Firma ball-b entwickelt. Von unten gelangen die Ratten gut in die Box und an den Köder. Steigt der Wasserspiegel im Kanal, wird die Öffnung automatisch verschlossen, so dass kein Gift ins Abwasser gelangen kann.

Die Box funktioniert wie folgt: Entdeckt die Ratte das Futter, benachrichtigt sie ihre Artgenossen. Ein Sensor in der Box registriert elektronisch die Bewegungen. Erfasst der Sensor später keine Bewegungen mehr, war die Jagd offenbar erfolgreich, sind viele Ratten im Radius von etwa 500 Metern getötet worden. Diese Daten liest Vorarbeiter Härtel mit einem Mobilteil per Fernübertragung aus, so dass er zur Kontrolle nicht in den Schacht hinunter muss. Das ist nur für den Köderwechsel nötig.

Vor einem knappen Monat zeigte das Mobilteil an der Bienerstraße 162 Bewegungen von Ratten in der Köderbox an, Ende November sechs und bei der jetzigen Kontrolle nur noch vier. „Das ist schon ein gutes Zeichen“, sagt der Vorarbeiter. In dem Gebiet war die Rattenbekämpfung offenbar erfolgreich. An den wenigen Bewegungen sei zu erkennen, dass nicht mehr viele Nager dort unterwegs sind. Das belegt auch die Kontrolle im Kanal, zu der Härtel mit einem Kollegen hinab steigt.