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Envia zieht den Stöpsel

Wegen Wartungsarbeiten wurden die Klappen am Hochwehr Westewitz geöffnet. Doch die Info kam nicht überall an.

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© Dietmar Thomas

Von Verena Toth

Westewitz. Da haben einige Angler und Anlieger der Mulde in Westewitz nicht schlecht gestaunt: Von einem Tag auf den anderen war das Wasser im Wehrteich und im Obergraben plötzlich weg. Die Ruderboote an der Muldentalklause liegen auf der Uferböschung auf dem Trockenen. Die Stauklappen am Hochwehr sind geöffnet, die Mulde fließt derzeit ungehindert durch das Wehr. Somit war der Wasserstand an dieser Stelle etwa eineinhalb Meter niedriger als noch wenige Stunden zuvor. „Seit Montag ist das Wasser weg. Ich habe keine Ahnung warum“, konnte Michael Horn, Inhaber der Muldentalklause nur ratlos feststellen. Auch weitere angrenzende Grundstücksbesitzer konnten darauf keine Antwort geben. Schnell schossen Gerüchte ins Kraut, es hänge etwa mit dem Algenbefall in der Talsperre Kriebstein zusammen.

Die Betonwände an der Wasserkraftanlage der enviaTherm im Ortsteil Scheergrund sind löchrig und müssen repariert werden.
Die Betonwände an der Wasserkraftanlage der enviaTherm im Ortsteil Scheergrund sind löchrig und müssen repariert werden. © Dietmar Thomas

Aufklärung konnte Robert Riedel, Mitarbeiter der enviaTherm und dort verantwortlich für die Wasserkraftanlagen der Region, auf Nachfrage des DA bieten: „Bereits seit längerem haben wir Wartungsarbeiten an der Wasserkraftanlage Klosterbuch im Ortsteil Scheergrund geplant. Wegen der Trockenperiode in den vergangenen Monaten mussten wir jedoch den Zeitpunkt verschieben“, erläutert der Mitarbeiter des Energieunternehmens. Weil die Betonwände des künstlich angelegten Kanals, der das Wasser zur Anlage bringt, Löcher aufweist und somit die Dichtigkeit nicht mehr vollständig gegeben ist, müsse der Wasserstand abgesenkt werden, damit die Wände repariert werden können. „Dafür planen wir aber nur etwa eine Woche Arbeitszeit ein. Wenn alles optimal verläuft, können wir das Wasser schon Ende der Woche wieder anstauen“, so Robert Riedel weiter.

Die Untere Wasserbehörde des Landkreises Mittelsachsen war über die Arbeiten zuvor informiert worden, wie die Pressestelle der Kreisbehörde bestätigen konnte. „Für eine besondere Überwachung durch die Untere Wasserbehörde von Reparaturarbeiten an Wasserkraftanlagen besteht im Regelfall, wie auch hier, keine spezielle Veranlassung. Bis auf den Zeitraum des Absenkens und des späteren Wiedereinstaus bleibt der Abfluss in der Freiberger Mulde durch das Vorhaben unbeeinflusst“, so Kreissprecher André Kaiser. Auch den Zusammenhang mit der Algenplage in Kriebstein konnte er eindeutig verneinen.

„Wir haben alle Beteiligten vorschriftsgemäß informiert. Außerdem arbeiten wir mit dem Anglerverband zusammen“, macht Robert Riedel deutlich. Gemeint war damit der Anglerverband Leipzig, der das Gewässer gepachtet hat. Auf dessen Homepage im Internet sind die Wartungsarbeiten allerdings bereits für Mitte Juni angekündigt. „Für die Fische sollte die Absenkung des Wasserstandes keine größeren Probleme bedeuten, die stellen sich darauf ein und schwimmen gegen die Strömung. Da es sich um ein fließendes Gewässer handelt, sollte auch der Sauerstoffgehalt ausreichend sein“, erklärt Michael Kopp, stellvertretender Geschäftsführer des Leipziger Verbandes. Bei einer gemeinsamen Begehung des enviaTherm-Vertreters und der Flussmeisterei soll zudem darauf geachtet werden, dass es den Fischen im abgelassenen Graben nicht schlecht ergeht.

Für Karsten Hahn vom Sächsischen Anglerverband kam die Nachricht allerdings überraschend. „Ich war noch vorige Woche vor Ort, um die Vorbereitungen für unsere große Veranstaltung im Oktober zu treffen. Da war noch alles in Ordnung “, berichtete er. Er habe keinerlei Information darüber über die Wartungsarbeiten und das geplante Absenken des Wasserstandes erhalten. Er sorgt sich darum, dass die landesweite Angelveranstaltung, der dort am 20. und 21. Oktober ausgetragen wird, gefährdet werden könnte. Diese Gefahr bestehe nicht, so Robert Riedel von envia Therm. „Der ursprüngliche Wasserstand sollte im Normalfall innerhalb eines Tages nach dem Anstauen wieder hergestellt sein“, sagt er.