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Energiewende in Kamenz eingeleitet

Die Heizwerke in der Friedensstraße und im Osten werden für 12 Mio Euro umgerüstet. Mit stimmiger Öko-Bilanz.

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© Matthias Schumann

Von Frank Oehl

Kamenz. Fernwärme war und ist wichtig. Sie kann vor allem in Städten sehr effektiv eingesetzt werden, weil sich der Aufbau der erforderlichen Infrastruktur hier schneller bezahlt macht. Erst recht, wenn sie eine stimmige Ökobilanz aufweist. Am Mittwoch wurde nun sozusagen die dritte Fernwärme-Stufe in Kamenz gezündet. Mit einem Richtfest ohne Richtkranz am Heizwerk in der Friedensstraße. Die Ewag Kamenz investiert hier und im zweiten Heizwerk an der Weißmantelstraße in Kamenz-Ost bis Ende 2019 immerhin etwa 12 Millionen Euro. Ewag-Geschäftsführer Torsten Pfuhl: „Damit leiten wir die Energiewende in Kamenz ein.“

Das ist die Ansicht des neuen Heizwerkes von der Kamenzer Friedensstraße aus betrachtet. Rechts ist der Anbau für zwei Block-Heiz-Kraftwerke zu erken- nen.
Das ist die Ansicht des neuen Heizwerkes von der Kamenzer Friedensstraße aus betrachtet. Rechts ist der Anbau für zwei Block-Heiz-Kraftwerke zu erken- nen. © Ewag

Das klingt etwas hochtrabend, ist es aber nicht. Immerhin verabschiedet sich die Stadt nun endgültig von der Energieerzeugung aus einheimischen Braunkohle. Nach fast 25- jähriger Laufzeit hat die Ewag im April den Braunkohlebrennstaubkessel im Heizwerk in der Weißmantelstraße abgeschaltet. Seit Anfang der 90er Jahre hatte der Energieversorger ein durchaus effizientes Fernwärmenetz betrieben. Die beiden Heizwerke, die zwischen 1995 und 1999 entstanden, waren nicht nur hochmodern, sondern auch für die regionalen Kreisläufe wichtig. Der Braunkohlestaub kam ganz aus der Nähe – aus den Veredlungsanlagen in Schwarze Pumpe. Der Energieträger sicherte fast ein Vierteljahrhundert eine preiswerte und stabile Wärmeversorgung in Kamenz ab. Allerdings hat sich das mit den Vorgaben der Bundesregierung zur Energiewende geändert. Eine Fütterung des Kessels mit heimischer Kohle ist nun nicht mehr sinnvoll.

Versorgung weitgehend selbst sichergestellt

Die Ewag hat gehandelt. Sie ersetzt die alten Energieanlagen bis Ende 2019 unter anderem durch vier Block-Heiz-Kraftwerke (BHKW). In diesen wird nicht nur Fernwärme erzeugt, sondern gleichzeitig auch Strom. Torsten Pfuhl: „Die vier BHKW werden in etwa jene Strommenge ermöglichen, die wie im Netzgebiet jährlich abgesetzt haben.“ Damit könne die Ewag vor Ort und umweltfreundlich den hier benötigten Strom weitgehend selbst sicherstellen. Nur in bestimmten Spitzenlastzeiten müsste zugekauft werden.

Die vier Kraftwerke werden mit Gas befeuert – mit hohem Wirkungsgrad. Das allein sichert aber noch nicht jene Ökobilanz, die der Gesetzgeber fordert – zum Beispiel über die Energieeinsparverordnung. Deshalb wird im Heizwerk Weißmantelstraße auch ein Holzpelletkessel errichtet. „Die Kombination aus BHKW und Holzpelletkessel ergibt einen sehr günstigen Primärenergiefaktor“, so Pfuhl. Trotz der erheblichen Investitionen könnten die Strom- und Fernwärmepreise stabil bleiben. Das Holz als nachwachsender Rohstoff kommt aus stadteigenem Wald, bestätigte OB Roland Dantz. Die Stadt gehöre zu den größten kommunalen Forstbesitzern. Und auf diese Weise sei nach der Ablösung der Braunkohle also ein neuer regionaler Kreislauf im Entstehen. Der sich im Übrigen auch bei den Bauleuten niederschlagen wird. Mit der DIW und der IGD wurden Kamenzer Firmen für den Hochbau und die Installation beauftragt. Die hochmoderne Kraftwerkstechnik selbst kommt von der Yados GmbH aus Hoyerswerda, und auch die Planer sitzen hier. Und weitere Gewinner werden nicht nur die Unternehmen der örtlichen Wohnungswirtschaft sein. Auch der Landkreis profitiert, wenn nicht nur die Schule in der Saarstraße, sondern künftig auch das neue Lessinggymnasium ans Fernwärmenetz angeschlossen ist.