Von Sarah Herrmann
Junge Frauen, die in Turmzimmern sitzen, kennt man eigentlich nur aus Märchen. Doch an der Dresdner Elbe kann dieses Märchen bald Wirklichkeit werden. Schließlich wird das Wasserwerk Saloppe auch viertes Elbschloss genannt.
Seit 2015 wird das Gebäude an der Ecke Brockhausstraße/Körnerweg saniert und zum Luxusdomizil umgebaut. Eigentlich sollte das Denkmal samt Turmzimmern schon ein Jahr später bezogen werden. Doch Umplanungen, einige böse Überraschungen und kalte Winter sorgten dafür, dass auf dem Areal immer noch reges Baugeschehen herrscht. Nun legt Investor Miljenko Salopek sich allerdings erneut fest.
Die neue Bleibe der Biedenkopfs
Ex-Ministerpräsident packt Kisten
Im Juni dieses Jahres sollen die ersten Käufer einziehen. Dann sollen die Wohnungen im wiederaufgebauten Kesselhaus fertig sein. Anders als ursprünglich geplant, werden die einzelnen Gebäudeteile nacheinander fertiggestellt. Im Juli oder August soll der Altbau beziehungsweise Mitteilteil bezugsfertig sein. Zuletzt werden die beiden Wohnungen am Ostende mit den Türmen übergeben. Das soll voraussichtlich im September oder Oktober so weit sein. Die Außenanlagen werden parallel angelegt.
Außerdem baut der Investor gemeinsam mit der Sommerwirtschaft Saloppe eine Schallschutzwand. „Dann stört der normale Biergarten-Betrieb nicht mehr“, sagt ein Sprecher des Investors. Mit einzelnen Veranstaltungen – wie dem legendären Saloppe-Seifenkisten-Rennen – müssten sich die künftigen Bewohner arrangieren.
Insgesamt entstehen in dem denkmalgeschützten Gebäude 33 Wohnungen. Sie sind zwischen knapp 70 und 280 Quadratmeter groß, haben zwei bis fünf Zimmer. Absolutes Highlight des Projekts sind die beiden Wohnungen im Turmteil. Das untere Apartment ist das größte. Die Maisonette-Wohnung kann nicht nur per Treppe erreicht werden. Die künftigen Bewohner können auch die Strecke vom Erdgeschoss der eigenen Wohnung in die obere Etage per Lift zurücklegen. Außerdem kaufen sie auch die Freitreppe hinunter zu den Elbwiesen mit. Die darüberliegende Wohnung hat Zugang zu den beiden Türmen. In denen können Kinder-, Schlaf- oder Arbeitszimmer eingerichtet werden – Panoramablick inklusive.
Allerdings mussten die künftigen Eigentümer für die Apartments auch einen stolzen Preis zahlen. Mit rund 4 850 Euro pro Quadratmeter gehören die Wohnungen derzeit mit zum teuersten Wohnraum in Dresden. Dennoch sind sie bereits komplett verkauft. „Wir haben einen bunten Mix: Eigennutzer und Kapitalanleger, Familien und Senioren, Dresdner und Nicht-Dresdner“, so der Sprecher. Einige Käufer haben bereits vor Jahren zugeschlagen. „Sie waren alle sehr geduldig und verständnisvoll.“ Trotz der Verzögerungen sei niemand abgesprungen. „Wir sind auch auf die Käufer zugegangen, haben beispielsweise Sonderwünsche zum günstigeren Preis angeboten.“
Unter den geduldigen Käufern ist auch eine Berühmtheit – Sachsens ehemaliger Ministerpräsident Kurt Biedenkopf und seine Frau Ingrid haben bereits 2015 eine Wohnung in dem Wasserschloss gekauft. Ende Mai beziehungsweise Anfang Juni wollen die beiden einziehen.
Das Haus am Chiemsee ist bereits verkauft. Derzeit sind der Ex-Ministerpräsident und seine Gattin dabei, die Kisten zu packen. „Wir freuen uns, dass wir dort eine schöne Wohnung gefunden haben“, sagt Kurt Biedenkopf. Nach eigener Aussage sei es die schönste im Ensemble. Der Süddeutschen Zeitung erklärte er seinen Umzug nach Dresden kürzlich wie folgt: „Wir haben dort wunderbare Bibliotheken, Museen, Konzerte, die Oper. Alles direkt vor der Haustür“, begründet der ehemalige Ministerpräsident die Rückkehr nach Dresden. Ob er wieder „mitmachen“ wolle, wisse er noch nicht.
Die Entscheidung für das Wasserschloss könnte auch wegen der Barrierefreiheit gefallen sein. Insgesamt fünf Fahrstühle gibt es in dem Ensemble – sie reichen bis in die Tiefgarage mit rund 60 Stellplätzen. Bis 1875 wurde das Wasserwerk errichtet, dann teilweise im Zweiten Weltkrieg zerstört. Der Wiederaufbau erfolgte nach originalen Zeichnungen.