Von Carmen Schumann
Bautzen. Das „Sie“ klingt noch etwas fremd in den Ohren von Egon und Erwin Mischke. Die Zwillinge besuchen die Klasse 8b der Allende-Oberschule und sind soeben in den Kreis der Erwachsenen aufgenommen worden. Mit der Jugendweihe-Feier am Sonnabend im Deutsch-Sorbischen Volkstheater geht die diesjährige Feier-Saison zu Ende – zumindest für die Stadt Bautzen. Weitere Veranstaltungen finden noch in Bischofswerda, Radeberg und Hoyerswerda statt.
Egon und Erwin gehören zu den insgesamt 46 Schülern, die am zweiten Mai-Sonnabend ihre Jugendweihe erhielten. Die Feierstunde, bei der die Jugendlichen namentlich auf die Bühne gerufen werden, eine Urkunde sowie ein Buch und eine Blume erhalten, ist Abschluss und Höhepunkt der mehrmonatigen Vorbereitungszeit auf das Fest. Den jungen Leuten wird nicht nur die eigentliche Feier in guter Erinnerung bleiben, sondern auch einige der Veranstaltungen im Vorfeld.
Egon erinnert sich vor allem an den Ausflug ins Tropical Island, sein Bruder Erwin an den Benimm-Kurs. Der findet im Restaurant Wjelbik statt und ist mit einem Drei-Gänge-Menü verbunden. Wie Jürgen Lublow, der Regionalkoordinator im Sächsischen Verband für Jugendarbeit und Jugendweihe sagt, sollte jeder Jugendliche an mindestens drei Veranstaltungen im Vorfeld teilnehmen. Die Angebote seien sehr vielfältig und bieten echte Lebenshilfe.
Schließlich könne es bereits bei der Jugendweihefeier von Nutzen sein, wenn man die grundlegenden Benimm-Regeln bei Tisch kennt. Nützlich für Halbwüchsige sind auch praktische Tipps für den Umgang mit Geld und ein Seminar, das auf die Gefahren im Umgang mit Internet und Smartphone hinweist. Sehr beliebt seien auch die Erste-Hilfe-Kurse, die mit einem Zertifikat abgeschlossen werden, das für die Führerschein-Prüfung anerkannt wird. Julia Domaschke aus der Klasse 8a der Allende-Oberschule fand für sich den Graffiti- sowie auch den Cocktail-Mix-Kurs ganz toll. Und auch die eigentliche Jugendweihe-Feier mit jugendgemäßer Musik vom „Akustik-Rock-Trio“ und den Tänzerinnen der Tanzszene Bautzen sei überhaupt nicht langweilig gewesen.
Für Eltern ist es immer wieder ein besonderer Moment, wenn ihre Kinder erwachsen werden. Christine Süß sagt, die Jugendweihe sei eine schöne Tradition aus DDR-Zeiten, die es zu pflegen gelte. Sie möchte, dass ihr Sohn Erik seine Jugendweihe in ebenso guter Erinnerung behält, wie sie ihre eigene. Jens Weidauer findet, dass die Jugendweihe ein wichtiges Ereignis ist und denkt, dass es für seine Tochter Paula ein besonderer Moment war. Als schön empfindet er zudem die Möglichkeit, mit der ganzen Familie an solch einem besonderen Tag zusammen zu sein.
Jürgen Lublow freut sich, dass die Jugendweihe nach wie vor so gut angenommen wird. Nach dem Abschluss des 2018er- Jahrgangs werden Ende Mai 672 Schüler aus der Region zwischen Radeberg und Weißenberg ihre Jugendweihe erhalten haben. Doch nach der Jugendweihe ist vor der Jugendweihe. Bereits zu Pfingsten findet die Auftaktparty für den 2019er-Jahrgang in Olganitz bei Riesa statt. Auf die Jugendweihe-Teilnehmer des kommenden Jahres wartet wieder ein spannendes Programm mit Besuchen unter anderem der Gläsernen Manufaktur, des DDV-Stadions oder des Flugplatzes Dresden. Besonders freut sich Jürgen Lublow auf ein neues Angebot. Der Teilnehmer am Neonazi-Aussteigerprojekt „Ad acta“, Maik Scheffler, wird den Jugendlichen aus erster Hand über seine Erfahrungen berichten.