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Ende der ASB-Beratung trifft Kunden hart

Rund 350 Leute haben die Sozialberatung 2017 in Anspruch genommen – zu wenig für den Samariter-Bund. Der Treff für Senioren ist bereits zu.

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© Claudia Hübschmann

Von Marcus Herrmann

Meißen. Das Aus kam unerwartet und schneller als zunächst angekündigt. Im März dieses Jahres erfuhren die Verantwortlichen der ASB (Arbeiter Samariter Bund)-Beratungsstelle Meißen erstmals von konkreten Plänen des Riesaer Ortsverbandes, die 2016 an der Neugasse eröffnete Sozialberatung sowie den Seniorentreff zu schließen. „Damals hatten wir gehofft, wenigstens noch bis Ende des Jahres bleiben zu können. Zumindest gab es Signale, dass die Sozialberatung aufrechterhalten wird“, sagt Ursula Markwirth, die als Bundesfreiwillige die Arbeit im Treffpunkt unterstützt.

Immerhin rund 350 Leute hatten laut Aussagen von Leiterin Petra Wegner die Beratung im vergangenen Jahr in Anspruch genommen. Wegner hilft etwa bei Unklarheiten beim Bezug von Arbeitslosengeld, Widersprüchen gegen Mietkürzungen oder beim Erstellen von Bewerbungsschreiben. „Ganz besonders nach dem SZ-Artikel im August 2017 sind noch mal deutlich mehr Leute zu uns gekommen, um sich an den beiden Öffnungstagen beraten zu lassen“, so Petra Wegner.

Allein es nützte nichts. Am kommenden Mittwoch wird Wegner das letzte Mal für Klienten an der Neugasse da sein, sich dann um die Beratungsstellen in Gröditz und Großenhain kümmern. Sie versichert, ihre Meißner Klienten nicht hängen zu lassen, sondern so gut wie möglich weiter zu betreuen. Sofern diese die entsprechenden Wege auf sich nehmen können.

Der wöchentliche Treff für Senioren in den großen Räumen der ASB-Stelle Meißen ist sogar schon Anfang April weggefallen, die Möbel längst ausgeräumt worden.

„Wir hatten einen Kern von fünf bis zehn Senioren, die jede Woche gern gekommen sind, viele davon zu Fuß vom neuen Seniorenpark am Neumarkt“, erzählt Markwirth. Dass sie ihre Kaffee-, Klatsch- und Spielrunde nun nicht länger in Meißen besuchen dürfen, sei für viele ein Schock gewesen. „Einige hatten Tränen in den Augen.“

Die Gründe für die Schließung hätten die Senioren gerne vom ASB-Ortsverbandschef Andreas Krüger persönlich gehört. Dazu kam es aber nicht. Dafür äußert sich Krüger gegenüber der SZ zu den Gründen für das schnelle Aus der Beratung in der Domstadt.

„Auf der einen Seite waren die Besucherzahlen viel zu gering. Fünf bis sechs Leute pro Beratung reichen nicht aus“, so Krüger. Die Rentabilität in Meißen sei angesichts von 800 Euro Miete nicht gegeben gewesen. Insgesamt habe der ASB im vergangenen Jahr 130 000 Euro in die Seniorenarbeit investiert. Das sei zu viel. „Auf der anderen Seite müssen wir eine allgemeine Umstrukturierung mittragen, weil es in diesem Jahr keine Fördergelder durch die Stadt Riesa gibt.“

Treffpunkte im Landkreis, die von ehrenamtlichen Mitarbeitern geführt würden, könnten demnach weiterbetrieben werden. Bei nicht ehrenamtlich geführten – wie dem in Meißen – sei das nicht mehr möglich. Da man eine Stelle aus wirtschaftlichen Gründen zuletzt nicht nachbesetzt habe, werde Petra Wegner dort gebraucht. Auf die Frage, warum es in Meißen mit der Schließung so schnell ging, sagt Krüger: „Der Mietvertrag mit der Seeg Meißen sieht nur eine halbjährige Kündigungsfrist vor. Zum 30. Juni und zum Jahresende. Wir mussten die erste Option wählen. Selbst wenn wir zumindest die Sozialberatung weiter angeboten hätten, hätte die Seeg jederzeit einen neuen Mieter präsentieren können.“

Dass mithilfe der Stadt zumindest eine Übergangslösung möglich gewesen wäre, kann sich Petra Wegner durchaus vorstellen. Insgesamt habe sie aber kein gesteigertes Interesse spüren können. Mehrfache Versuche der Kontaktaufnahme zur Meißner Streetworkerin, um Kräfte zu bündeln, seien beispielsweise unbeantwortet geblieben. Gegenüber der SZ äußerte die Stadt ihr Bedauern über das Ende der Beratung. Man sei nicht über die Absichten informiert worden. Ob Varianten zur Hilfestellung möglich gewesen wären – etwa durch das Anmieten von Räumen – sei wegen der Nichtkenntnis von Details nicht zu beantworten, teilte das Presseamt mit.