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Elternberater im Kindergarten

Mütter und Väter werden stärker in den Kita-Alltag integriert. Ein Modellprojekt zeigt, wie es geht.

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© Julian Stratenschulte/dpa

Von Rasmus Wittrin

Radebeul. Es sind die einfachen Sachen, die den Unterschied machen. Eltern und Erzieher sitzen sich auf Elternabenden beispielsweise nicht mehr gegenüber, sondern die Plätze werden gemischt. Dadurch entstehe eine völlig andere Grundstimmung. Es fühlt sich weniger nach „Berieselung“ der Eltern durch die Pädagogen, sondern mehr nach einem „Miteinander“ an, sagt Sylvia Schulz, Leiterin der Radebeuler Kindertagesstätte Thomas Müntzer in Radebeul.

Angestoßen wurden diese und andere Neuerungen von dem Modellprojekt „Weiterentwicklung von Kindertageseinrichtungen zu Eltern-Kind-Zentren“ des sächsischen Kultusministeriums. Seit 2016 nehmen 31 Kindertageseinrichtungen teil, die jährlich mit je 11 000 Euro gefördert werden. Das Geld wird neben Sachleistungen wie Baumaterial für einen Kinderwagen-Unterstand vor allem für Weiterbildungskurse genutzt.

Ziel des Projektes ist es, Eltern in Kitas verstärkt einzubinden, um in der Kindererziehung besser zusammenarbeiten zu können. Dafür hat eine Erzieherin der Kita Thomas Müntzer extra eine Weiterbildung zur Elternbegleiterin gemacht. Die zwei zusätzlichen Arbeitsstunden von Kerstin Legler werden von der Stadt Radebeul finanziert. Damit wurde ein langfristiger Ansprechpartner geschaffen, der Eltern in schwierigen Situationen begleitet und gemeinsam mit ihnen nach Lösungen suchen kann.

In Trennungssituationen etwa vernachlässigen Paare über dem Streit ums Sorgerecht und ihrer zerrütteten Beziehung schnell das Wohl des Kindes, so Legler. Ein Ansprechpartner vor Ort sei da sehr hilfreich. Denn die Hemmschwelle, bei Problemen zu einer Beratungsstelle zu gehen, sei bei vielen Eltern hoch.

Das neue Konzept hat sowohl Schulz und Legler als auch die Stadt Radebeul so überzeugt, dass mittlerweile in sechs der neun städtischen Kitas Elternbegleiter eingesetzt oder noch ausgebildet werden.

Allerdings läuft das Modellprojekt des Freistaates Ende Dezember aus. Und damit fällt auch die Finanzierung weg, sowohl vom Land als auch von der Stadt. „Wir hoffen sehr, dass der Erfolg des Projekts von der Politik gesehen wird, damit wir die Arbeit weiterführen können“, sagt Schulz.