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Eltern wünschen sich mehr Flexibilität

Über verlängerte Öffnungszeiten in einer Kita wird in Kriebstein heftig diskutiert. Nun könnte es einen Kompromiss geben.

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© Falk Bernhardt

Von Verena Toth

Kriebstein. Ist eine Öffnungszeit des Kindergartens in Grünlichtenberg bis 17 Uhr – also 30 Minuten länger als üblich – tatsächlich nötig? Über diese Frage wurde auf der jüngsten Kriebsteiner Gemeinderatssitzung mehr als eine Stunde lang engagiert diskutiert. Zu Gast waren Elternvertreter, Eltern und die Gesamtleiterin der beiden Kriebsteiner Kindereinrichtungen, Heike Nitschke. Für die Kindergarten-Satzung, die überarbeitet und im Gemeinderat demnächst zur Abstimmung gestellt werden muss, gab es zudem weitere Themen, die zuvor zur Diskussion gestellt wurden.

Vor zwei Jahren wurde die Betreuungszeit in der Einrichtung „Feldmäuse“ in Grünlichtenberg auf Nachfrage der Grundschule bis 17 Uhr verlängert. Drei Familien hatten darum gebeten, ihre Kinder eine halbe Stunde länger im Hort beziehungsweise in der Kita betreuen zu lassen. Allerdings nur in den Monaten April bis Oktober. In den Monaten November bis März gilt nach wie vor die Schließzeit 16.30 Uhr. Mittlerweile werde das Angebot jedoch nur vereinzelt von einigen wenigen Familien im Kindergarten und auch dann an nur wenigen Tagen pro Monat genutzt, erläuterte Heike Nitschke. „Wir hatten die Eltern aufgefordert, einen Antrag zu stellen, wenn sie auf die längere Öffnungszeit angewiesen sind. Nur einen Antrag von Familie Ossada-Richter haben wir erhalten“, so Heike Nitschke. In der Kriebethaler Kindertagesstätte bestehe der Bedarf gar nicht, dort gelte nach wie vor die Betreuungszeit bis
16.30 Uhr.

Zwar werde die verlängerte Öffnungszeit nicht nur von Familie Ossada genutzt, dennoch schätzte die Einrichtungsleiterin ein, dass der Bedarf nicht ausreichend bestehe. Außerdem wolle die Gemeinde Kosten einsparen, das wäre nur möglich, wenn die Öffnungszeit wieder zurückgefahren werde. „Wir sind verpflichtet, die Betreuung immer mit zwei Kolleginnen abzusichern“, erklärte die Leiterin weiter. Das erhöhe die Kosten für alle Eltern. Stattdessen könne die betroffene Familie für die einzelnen Tage, an denen sie ihr Kind später als 16.30 Uhr abhole, anteilig die Strafgebühr in Höhe von 42 Euro zahlen, so der Vorschlag von Bürgermeisterin Maria Euchler (Freie Wähler).

Das betroffene Elternpaar war ebenfalls Gast in der Sitzung und beteiligte sich an der Diskussion. „Wir sind auf die längere Öffnungszeit angewiesen, denn meine Frau arbeitet in Freiberg. Es ist vor allem im Winter kaum zu schaffen, unser Kind pünktlich abzuholen. Sie ist somit immer im Konflikt und dann gezwungen, die Autobahn entlang zu rasen. Das ist Stress pur“, berichtete Jens Ossada. Er plädierte für die im Raum stehende Kompromisslösung: Der Kindergarten Grünlichtenberg öffnet ganzjährig bis 16.45 Uhr. „Es wird immer gesagt, unsere Gemeinde will kinder- und familienfreundlich sein. Das wäre ein Zeichen. Damit könnten junge Familien angelockt werden“, warb Jens Ossada um Verständnis. Die Kosten würden dann zumindest gleich bleiben. Gemeinderätin Andrea Röder-Reglich (CDU) konnte dieser Idee nichts abgewinnen: „Es gibt immer eine Lösung, Familie oder Nachbarn könnten einspringen, und sicher findet sich auch mit dem Arbeitgeber ein Kompromiss. Ich bin dafür, die Öffnungszeit wieder auf 16.30 Uhr festzulegen.“ In einer Probeabstimmung hoben schließlich fünf der neun anwesenden Gemeinderäte ihre Hand für die Kompromisslösung bis 16.45 Uhr.

Vorgeschlagen und diskutiert wurde außerdem ein Wochenzeitmodell, mit dem fünf Eltern pro Kindergarten eine flexiblere Betreuungszeit ermöglicht werden könnte. Es soll dann möglich sein, das Kind beispielsweise an Dienstagen länger als neun Stunden in der Einrichtung betreuen zu lassen. Dafür können die Eltern ihren Nachwuchs an Freitagen eher abholen. Auch eine sogenannte Notstunde, die zehnte Betreuungsstunde, soll auf Antrag möglich sein. Auch damit solle Eltern mit einer 40-Stunden-Arbeitswoche mehr Flexibilität ermöglicht werden.

Ein weiteres Diskussionsthema waren die Elternbeiträge für die Kita-Gebühren. Da diese den aktuellen Betriebskosten angepasst werden müssen, verändern sich die Sätze jährlich, meist steigen diese an. Gesetzlich vorgeschrieben sind Beitragssätze, die für einen Platz in der Kinderkrippe zwischen 20 und 25 Prozent sowie im Kindergarten und im Hort zwischen 20 und
30 Prozent der Gesamtbetriebskosten liegen müssen. Um eine jährliche Anpassung zu vermeiden, schlug die Verwaltung nun vor, einen Mittelwert des jeweilig geforderten Prozentsatzes festzulegen. Für einen Krippenplatz wären das 21,5 Prozent (entspricht dann einem monatlichen Elternbeitrag in Höhe von 208 Euro), für Kindergarten (111 Euro) und Hort (65 Euro) jeweils
25 Prozent. „Das bedeutet zwar, dass wir in diesem Jahr die Beitragssätze teilweise deutlich anheben müssen. Allerdings hätten wir dann für die nächsten Jahre Ruhe und müssten die Sätze nicht sofort wieder ändern“, erläuterte die Bürgermeisterin. Dagegen wehrte sich Gemeinderat Manuel Viertel (CDU). „Ich habe Zweifel an dieser Berechnung“, sagte er und kündigte an, eine Überprüfung vom Landratsamt zu fordern.

Endgültig entschieden werden die Vorschläge erst, wenn diese in der neuen Satzung formuliert sind. Dann muss der Gemeinderat darüber abstimmen.