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Elfjährige schafft es zu RB Leipzig

Silja Bäßler aus Ostrau spielt Fußball. Die Trainer der Rasenballer haben ihr Talent erkannt. Dabei war sie erst Turmspringerin.

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© Dietmar Thomas

Von Frank Korn

Es ist ein wenig zeitig, als der DA-Redakteur klingelt. Zumindest für ein elfjähriges Mädchen, das gerade Ferien hat. Im Gespräch verfliegt die Restmüdigkeit aber schnell, Silja Bäßler aus dem Ostrauer Ortsteil Wutzschwitz plappert munter drauf los. Sie will als Fußballerin groß rauskommen, vielleicht sogar mal Nationalspielerin werden. Seit diesem Sommer spielt sie bei RasenBallsport (RB) Leipzig.

Angefangen hat Silja aber mit einer Sportart, die mit Fußball überhaupt nichts zu tun hat. Schon mit vier Jahren lernte sie schwimmen und begann beim SC Riesa mit dem Turmspringen. Das Training habe ihr Spaß gemacht und die Trainer waren mit ihren Leistungen durchaus zufrieden. Etwas ganz anderes sei es jedoch gewesen, bei Wettkämpfen zu starten. „Ich war meist sehr aufgeregt. Man steht da so allein auf dem Brett und alle erwarten einen guten Sprung“, schildert Silja ihre Empfindungen von damals.

Das Turmspringen bringt es mit sich, dass Silja in Riesa an der Sportschule lernt. Doch in der zweiten Klasse verliert sie die Lust am Wasserspringen. Die Sprünge fallen ihr schwerer, in den Wettkämpfen bleiben vordere Platzierungen aus. Was tun, denn Sport an sich macht ihr immer noch Spaß. Ihre Mutter Sandy bringt den Fußball ins Spiel. Sie ist bis vor einigen Jahren selbst aktive Fußballerin gewesen, hat beim ESV Lok Döbeln und später in der Spielgemeinschaft Lok Döbeln/BC Hartha gespielt. „Silja war bei unseren Spielen immer mit dabei. Sie hat miterlebt, wie es beim Fußball zugeht, und hat offenbar Spaß daran gefunden“, sagt Sandy Bäßler.

Gesagt, getan. Silja wechselt zu den Fußballern, spielt bei der BSG Stahl Riesa. Weil es kein Mädchenteam gibt, mischt sie bei den Jungs mit. Aktuell spielt sie mit der zweiten Mannschaft der D-Junioren in der Landesklasse Mitte. In den Punktspielen fällt sie auch anderen Trainern auf. Es folgen Berufungen in die Kreis- und in die Landesauswahl. Als Fußballerin fühlt sie sich wohl. „Ich bin Teil der Mannschaft und stehe nicht mehr so im Mittelpunkt wie beim Turmspringen“, sagt die Elfjährige.

Der Trainer am Stützpunkt des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) in Gröditz, wo Silja einmal wöchentlich zusätzlich trainiert, gibt ihr den Tipp, sich bei RB Leipzig zu bewerben. Der Bundesligaverein lädt einmal im Jahr zur Talentsichtung ein. „Wir haben Silja über das Internet angemeldet“, sagt Sandy Bäßler. Offenbar hat Silja die Trainer beeindruckt. Sie wird zum Probetraining eingeladen und gehört seit dieser Saison zur U13-Mädchenmannschaft bei RB Leipzig. Wie viele Spielerinnen dieses Teams hat Silja ein Zweitspielrecht. Das heißt, sie spielt abwechselnd mit ihrer Riesaer Mannschaft in der Landesklasse und mit RB Leipzig in der Kreisoberliga Leipzig. „In Leipzig spiele ich lieber“, sagt sie. Auch weil das Team öfter gewinne, als das in Riesa. Geht es aber um die direkten Gegenspieler, dann tritt sie lieber gegen Jungs an. „Die vertragen im Zweikampf mehr als Mädchen“, ist die Begründung.

Auch in der Freizeit ist Fußball für Silja die Nummer eins. Unweit des Elternhauses ist ein Spielplatz, auf dem auch kleine Tore stehen. Da kommt es schon mal vor, dass sie gemeinsam mit Mutter und Vater Fußball spielt. Aber auch Rad fahren oder Schwimmen stehen auf der Liste weit oben.

Dass bei allem Sport die Schule nicht zu kurz kommt, darauf achten Siljas Eltern sehr. Dreimal in der Woche ist Training, aber jeweils in verschieden Orten. Montags am DFB-Stützpunkt in Gröditz, dienstags in Leipzig und donnerstags in Riesa. „Da kommen 250 bis 300 Kilometer in der Woche zusammen“, sagt Siljas Vater Frank Jockols. Und der Schulweg nach Riesa muss auch jeden Tag bewältigt werden. Siljas siebenjährige Schwester Tess geht ebenfalls in Riesa zur Schule, sie hat sich dem Judo verschrieben. Dadurch lasse sich einiges verbinden, so Sandy Bäßler.

Nach ihren Lieblingsfächern in der Schule gefragt, kommt wie aus der Pistole geschossen: „Sport“. Und nach längerem Überlegen Deutsch, Geografie und Musik. „Aber Mathe auf keinen Fall.“ Die Mutter fügt an: „Wir können uns über die schulischen Leistungen nicht beschweren.“ Das könnte für Siljas sportliche Entwicklung von Vorteil sein. Im Januar steht ein Einschulungstest für die Sportschule in Leipzig an. Besteht sie diesen, würde sie ab der 7. Klasse in Leipzig zur Schule gehen und im Internat wohnen. Doch das nimmt sie in Kauf, würde es sie doch ihrem Traum von der Nationalspielerin näherbringen.