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Elektronik-Spezialist verdoppelt Produktionsfläche

Die Firma Glaubitz baut groß an – unter anderem, weil sie die Hälfte aller deutschen Kfz-Werkstätten als Kunden hat.

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© R. Sampedro

Von Thomas Mielke

Zittau. Andreas Ullmann schreibt die Erfolgsgeschichte des „Zittauer Unternehmens des Jahres 2016“ fort. Der geschäftsführende Gesellschafter der Glaubitz GmbH & Co. KG mit ihrem Autohaus und der Werkstatt für Auto-Steuergeräte mit dem Namen „ecu.de“ an der Görlitzer Straße und sein Team arbeiten nun schon länger auf einer Baustelle. Auf der gegenüberliegenden Seite der Görlitzer Straße ist das Gebäude, in dem unter anderem die Werkstatt untergebracht war, umgebaut worden. Doch die weit größere Baustelle befindet sich nicht so gut einsehbar neben dem Autohaus, hinter dem ehemaligen Möbelhaus, in dem die Steuergeräte repariert werden: Seit acht Wochen wächst eine zweistöckige Halle mit einer Gesamtfläche von rund 2 000 Quadratmetern für Techniker-Arbeitsplätze, Logistik und Lager in die Höhe. Die Firma verdoppelt damit laut Tobias Hauck, Leiter Produktmanagement und Vertrieb, ungefähr ihre Produktionsfläche. Rund 1,5 Millionen Euro investiert das Unternehmen allein in den Rohbau. Wie viel der Innenausbau samt der Errichtung eines Reinraumes kosten wird, ist noch nicht ganz klar. Siebenstellig wird die Rechnung aber auf alle Fälle.

Es gibt mehrere Gründe für den Um- und den Neubau. Vor allem fehlt der stetig wachsenden Firma schlicht der Platz. „Die Auftragslage ist so, dass wir noch mehr machen könnten“, sagt Tobias Hauck. So arbeitet zum Beispiel der Versand, der täglich 200 bis 300 Pakete packt und die gleiche Anzahl auspackt, längst an der Kapazitätsgrenze. Auch die Leute der Telefon-Hotline drängen sich dicht an dicht in einer Nische. Die Mitarbeiter hätten bereits vor vier Jahren auf den Platzmangel hingewiesen, sagt Hauck. Vor drei Jahren sei die Planung losgegangen. Zwischenzeitlich hat sich das Unternehmen Luft verschafft, indem es das Dachgeschoss des ehemaligen Möbelmarktes ausgebaut hat. Auch die Werkstatt auf der anderen Straßenseite wird zwischenzeitlich für ecu.de genutzt – was wieder zu beengten Verhältnissen bei den Mechanikern führt, die zum Autohaus umgezogen sind.

Ein weiterer Grund ist, dass die Firma – wenn sich nichts gravierend ändert – weiterwachsen wird und damit vor allem für Techniker zusätzlichen Platz braucht. Angefangen hatte Ullmann mit zehn Leuten. Inzwischen beschäftigt er über 100. Dass der Fachkräftemangel dem Wachstum einen Strich durch die Rechnung machen könnte, erwartet Hauck nicht. Zumindest gab es bisher keine Probleme. Für bestimmte Arbeiten bei ecu.de gibt es keine Ausbildungsberufe, sodass die Firma Quereinsteiger einstellt. Die Techniker kommen in der Regel aus der Kfz-Branche und die Ingenieure von der Hochschule Zittau/Görlitz, mit der die Glaubitz GmbH eine gute Zusammenarbeit pflegt, wie Hauck betont. Zudem motiviert die Firma ihre Leute unter anderem zum Bleiben, indem sie diese am Gewinn beteiligt.

Ein dritter Grund sind die steigenden Anforderungen an Platz, Sicherheit und andere Kriterien für jeden einzelnen Arbeitsplatz. Diese wolle man auch in fünf Jahren noch erfüllen können, sagt Hauck. Sein Chef hat vor zwei Jahrzehnten die Marktlücke entdeckt, in der seine Firma nun wächst: Auch die Elektronik in Autos hält nicht ewig. Wer kümmert sich aber um die Steuergeräte, wenn es der Hersteller nicht mehr machen will? Für Kunden aus aller Welt beantworten die Zittauer diese Frage. In Deutschland schickt rund die Hälfte der 38 000 Kfz-Werkstätten mehr oder weniger oft Steuergeräte nach Zittau zur Reparatur. Inzwischen haben sogar große Autohersteller wie Porsche und Opel die zertifizierte Firma am äußersten Rand der Republik auf dem Schirm und lassen alte Steuergeräte von ihr aufarbeiten. Und ständig wirbt das Unternehmen unter anderem auf der Internetseite, bei Messen und in Fachzeitschriften um neue Kunden. So sind die Zittauer zum größten Betrieb ihrer Zunft in Deutschland aufgestiegen. Und wenn die neue Produktionshalle im Sommer 2019 fertig wird, hat sie die Kapazität, um den Vorsprung noch zu vergrößern.