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Einmischen für bessere Freizeitgestaltung

259 Zwölf- bis 21-Jährige machten bei der Jugendumfrage mit. Die Ergebnisse provozieren eine lebhafte Diskussion.

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© Kristin Richter

Von Kathrin Krüger-Mlaouhia

Großenhain. Die Ansichten Jugendlicher über Großenhain gehen weit auseinander. Sie reichen von „Es gibt kaum Angebote für Jugendliche, daher kann nicht viel gefördert werden“ bis „Großenhain ist eine wunderschöne, interessante Innenstadt mit Stadtpark, Schützenhaus, guter Anbindung nach Dresden und vielen Angeboten, die man nicht kennt oder nicht nutzt.“ Es sind die Heranwachsenden selber, die im Projekt Jugendbeteiligung diese Umfrage initiiert und ausgewertet haben.

Über 50 Prozent wollen mitmachen

Und es ist ein breites und zur Auseinandersetzung anregendes Bild entstanden. 259 Antwortbögen zeigen: Jugendliche haben viele Wünsche und Forderungen (s. Infokasten). Es wollten sich laut Umfrage auch mehr als die Hälfte an der Umsetzung beteiligen. „Leider hat aber nur ein Viertel der Teilnehmer Kontaktdaten hinterlassen“, bedauert Projektbegleiter Stefan Korn vom Kinder- und Jugendring Sachsen. Allerdings geht es gerade ums Einmischen und Mitmischen derer, über die nachgedacht wird. „Mitbestimmung schafft Attraktivität in der Stadt“, ist Stefan Korn überzeugt.

Interessant ist: Es sind überwiegend 14- bis 18-Jährige, die sich Zeit für die Antworten nahmen. Die Teilnehmer repräsentieren ein Sechstel der Großenhainer Jugend, die Ortsteile eingeschlossen. Mädchen und Jungen sind gleichermaßen vertreten. Die übergroße Mehrheit fühlt sich gut bis sehr gut in Großenhain, nur 22 Teilnehmer kreuzten eher schlecht an. Große Papierbögen verraten, dass viele ihre Freizeit schon zufriedenstellend verbringen, aber viele auch nicht wissen, was es alles hier gibt.

Mit Infos die Jugend erreichen

Ergebnisse der Jugendumfrage

Gefragt wurde u.a. nach den Wünschen der Jugendlichen in der Stadt. Was könnte über die mobile Jugendarbeit gemeinsam mit Jugendlichen davon umgesetzt werden?

Genannt wurden vor allem: 41 Mal mehr Aktionen für Jugendliche, 15 Mal Jugendclubs, 15 Mal Kartfahren, 14 Mal Jugendclubs für Jüngere, 11 Mal Diskotheken, 9 Mal Paintball, 7 Mal Airsoft (Geländespiel)

Was könnte gemeinsam mit Jugendlichen besser über die Vereine abgedeckt werden?

Genannt wurden vor allem: 21 Mal Skateangebote/Skateschule, 20 Mal mehr Sportangebote, 15 Mal Volleyball für Jugendliche, 8 Mal mehr Handball, acht Mal Akrobatik/Turnen.

Was könnte mit und für Jugendliche(n) durch die Stadtverwaltung/den Stadtrat geplant und umgesetzt werden?

Genannt wurden vor allem: 55 Mal Schwimmbad, 27 Mal Kartbahn, 23 Mal Treffpunkte für Jugendliche, 18 Mal Hallenbad, 15 Mal Kletterwand/-park, 13 Mal überdachte Plätze, 11 Mal Airsoft-Feld, 10 Mal öffentliche Grillplätze, 9 Mal mehr Kino.

Was könnte für die Jugend durch den Landkreis umgesetzt werden?

Genannt wurde 6 Mal besserer Nahverkehr.

Was könnte mit Schülern über die Schulen umgesetzt werden?

Genannt wurde vor allem: 11 Mal Schulbands, 8 Mal Werbung für Angebote, drei Mal Technik am Gymnasium.

Welche Angebote sind vorhanden, aber scheinbar nicht bekannt genug?

Genannt wurden vor allem: 13 Mal Tanzen, 12 Mal Basketball, 10 Mal Graffitiwand, 8 Mal Jugendclubs, 8 Mal Bolzplätze, 6 Mal Workshops/Schnupperkurse, 6 Mal Kampfsport.

Was könnte durch andere Partner, z.B. Wirtschaftsunternehmen/Externe umgesetzt werden?

Genannt wurden vor allem: 39 Mal Shopping/bessere Einkaufsmöglichkeiten, 23 Mal McDonalds, 10 Mal Spätshop, 5 Mal Mediamarkt.

Welche Einrichtungen sollten mehr gefördert werden?

Schwimmen/Bad, Skaterpark, Fußball/Sport, Vereine, Konzerte, Schulbands, Jugendclubs.

Was fehlt Jugendlichen in Großenhain?

Jugendclubs, wo nicht nur Alkohol getrunken wird, Ärzte, Läden, die nicht überteuert sind, Freizeitort mit Automaten, kleiner Bar und Chillecke.

Was machen Jugendliche gern in der Stadt?

Freunde treffen, Kino, Schwimmen, Sport, Stadtpark, Chillen, Eis essen, Fußball, Feiern.

Quelle: Projekt Jugend in Großenhain

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Wie kommt man ran an die jungen Leute, das fragt sich auch die Stadtverwaltung, die bei der Auswertung prominent vertreten war. Amtsblätter und die Homepage der Stadt kommen eher nicht infrage. Flyer werden schnell weggeworfen. „Es geht am besten über den direkten Kontakt“, meint der 14-jährige Luis Gehrke aus der Schacht-Oberschule, der in der Steuerungsgruppe mitgemacht hat. Stadtrat Kai-Michael Riepert plädiert für mehr Wlan-Hotspots in der Innenstadt. „Die sind für Jugendliche wie das Licht für die Motten“, sagt er scherzhaft. Jana Gehre vom Roll-Laden e. V. schlägt eine Information über Freizeitangebote für alle Fünftklässler vor, wenn sie in die höhere Schule wechseln. Am Gymnasium wird zu dem Zeitpunkt eine Zuckertüte verschenkt, da könnte man die Information beilegen, so Gymnasiastin Katharina Groß. 130 Vereine hat die Stadt, nur einige präsentieren sich am Tag der Vereine. Ein auf Instagram zu postendes Video über Großenhains Angebote war deshalb ein weiterer Vorschlag.

Doch was nützen Treffpunkte wie die alte Halfpipe im Gartenschaugelände oder die Skaterhalle im Husarenpark, wenn die schmutzig sind und dort Drogen genommen werden? Selbst Ordnungsamtsleiter Matthias Schmieder muss zugeben, dass die Zerstörungswut einiger Jugendlicher scheinbar grenzenlos ist. Wie bringt man Jugendliche dazu, kommunales Eigentum rücksichtsvoll zu behandeln – auch im Sinne der anderen Jugendlichen? Eine Umgestaltungsaktion könnte helfen und bessere Straßenbeleuchtung.

Betreuung Jüngerer problematisch

Und was ist mit geschützten Orten für Jüngere? Im Jugendklub Downstairs gab es einen U14-Treff. „Bis wir ihn nicht mehr abdecken konnten“, sagt Jana Ehrke. Denn aufschließen müssen Ehrenamtliche und das schon am frühen Nachmittag. Ab Herbst wird der Verein Roll-Laden den Jugendklub Downstairs wieder öffnen. Ins Conny-Wessmann-Haus will die Stadt eher kein Geld mehr reinstecken. „Das Gebäude ist marode, der Stadtrat wird demnächst darüber entscheiden“, so Oberbürgermeister Sven Mißbach.

Nächster Treff im Downstairs

Dass Großenhain keinen Burger King an der Elsterwerdaer Straße bekommt, liegt am Unternehmen selbst, so Mißbach. Das baut stattdessen nun in Riesa. Dafür gäbe es Burger bei City Pizza auf dem Frauenmarkt, so der OB. Und Trimm-dich-Pfade wie gewünscht hat sowohl der Kupferberg als auch der Stadtpark.

Wie geht es nun weiter? Noch bis Jahresende tagt die Projektgruppe weiter. Nächster Treff ist am 24. Oktober um 15.30 Uhr im Jugendklub Downstairs. Interessierte Jugendliche sollten dort dazukommen.